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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Sie dem Reverend nicht Ihre neuen Instrumente, Mr. Scruggs?« flüsterte Frederick ihm ins Ohr.
    Dante klappte seinen Koffer auf; Verlegenheit durchzuckte ihn, als ihm klar wurde, daß er keine Zeit gehabt hatte, alle seine Klingen zu säubern, nachdem sie mit dem Bürgerwehrtrupp fertig gewesen waren. Auf halbem Wege hatte er erkannt, daß er nicht annähernd so gern mit Männern operierte, und mit kribbelnder Erregung dachte er an das rundliche blonde Mädchen aus dem Zug – zwei erlesene Stücke von ihr hatte er noch in einem Glas in seinem Koffer; er hatte noch gar nicht die Zeit gehabt, sie angemessen zu würdigen –, aber vermutlich war es immer noch besser als mit blöden Tieren oder Insekten. Männer waren besser als gar nichts.
    Als Dante dem Reverend in die Augen schaute, hatte er irgendwie das Gefühl, daß alle seine Geheimnisse hier Verständnis fanden. Er brauchte sich nicht zu erklären und mußte sich nicht schämen. Dies war der Mann, der das Kommando hatte, ihr General, und er war großherziger, als ein Soldat es sich je erhoffen konnte. Ganz so, wie Frederick es vorhergesagt hatte.
    Und den Stimmen gefiel dieser Mann noch mehr, als Frederick ihnen gefallen hatte.
    »Wissen Sie, das ist ja so interessant, aber ich glaube, wir haben hier einen Erstling«, sagte der Reverend zu Frederick, ohne dabei den Blick von Dante zu wenden.
    »Wie meinen Sie, Sir?« fragte Frederick.
    »Dieser hier braucht nicht einmal die Taufe zu empfangen«, sagte Reverend Day; er streckte die Hand aus und strich leicht über Dantes stoppelbärtige Wange.
    »Wir waren uns einig, daß Sie Ihre ›Sakramente‹ keinem meiner Männer verabreichen«, erklärte Frederick angespannt. »So lautet unsere Vereinbarung.«
    »Werden Sie nicht hysterisch, Frederick«, sagte Reverend Day, und sein Blick liebkoste Dante. »Wenn der Junge schon derart von der Gnade angerührt ist, würde man hier doch nur Eulen nach Athen tragen.«
    Ihr Zug fuhr zehn Minuten vor der Zeit in Flagstaff, Arizona, ein. Als Doyle, Innes, Presto und Lionel auf den Bahnsteig hinaushasteten, wurden sie von zwei Vertretern der Santa-Fe-Linie erwartet, die sie über drei Gleise hinweg zu ihrem gecharterten Expreß eskortierten: einer Lokomotive mit Tender und einem einzigen Waggon, der sie nach Prescott bringen würde.
    Die Allein Geht hielt Jacks Arm fest und blieb hinter den andern zurück. Die beiden stiegen als letzte aus dem Zug. Sie hatte sein Abteil nicht ein einziges Mal verlassen, nachdem Doyle und Innes in der vergangenen Nacht dort hineingeplatzt waren. Keiner der anderen wechselte ein Wort mit ihnen, und auch jetzt, beim Umsteigen in den anderen Zug, wichen die beiden allen Blicken aus.
    Die Mittagssonne verbreitete glühende Hitze. Jack sah bleich und ausgelaugt aus; er hatte kaum genug Kraft, um einen Fuß vor den anderen zu setzen, all seine Energie war nach innen gerichtet. Die Frau sah ebenso erschöpft aus und konzentrierte sich ausschließlich darauf, Jack in den anderen Zug zu bekommen.
    Wenn sie sich an das Verfahren gehalten hat, das sie mir beschrieben hat, dann hat sie seine Krankheit eingeladen, in ihren Körper zu kommen, dachte Doyle, als er sie beobachtete. Wenn das stimmte, schauderte ihn bei dem Gedanken an das, wogegen sie jetzt zu kämpfen hatte. Er sah, daß sie immer noch den Stock mit der Adlerfeder in der Hand hielt. Und wenn sie gescheitert ist? Wenn sie nun beide blockiert sind? Was mache ich dann? Ich kann doch nicht für andere Leute den Drachen erschlagen.
    »Nicht der günstigste Augenblick für eine Romanze, finden Sie nicht auch?« flüsterte Presto Doyle zu.
    »Du lieber Gott, Mann, wie kommen Sie denn darauf?« »Sie war die ganze Nacht in seinem Abteil. Und irgendwann war mir, als hörte ich einen … Schrei … d’amour.«
    »Einen Schrei haben Sie in der Tat gehört. Aber amour hatte nichts damit zu tun«, sagte Doyle.
    Liebe vielleicht schon, aber nicht Leidenschaft. Und nach allem, was er gesehen hatte, war diese Macht auf so unbeschreibliche Weise angewendet worden, daß er wenig Lust hatte, darüber freiwillig mit jemandem zu reden.
    Innes schaltete sich ein und reichte Doyle ein Telegramm, in dem bestätigt wurde, daß die Vorräte, die er bestellt hatte, sie in Prescott erwarteten. Nachdem er das Verladen ihres Gepäcks beaufsichtigt hatte, stieg Innes als letzter in den Zug, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Jack und Die Allein Geht in einem der geschlossenen Abteile des Waggons verschwanden.
    »Hat

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