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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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voran. Und zum andern – unbewußt – durch die moralisch Bankrotten durch Trunksucht und Immoralität; zwei unsichtbare Hände, die das Unkraut aus dem Garten des Lebens jäten. Ich prophezeie Ihnen, daß in drei Generationen von heute an die Spezies der Trinker, der Hedonisten und der Verbrecher angesichts ihrer Neigung, sich untereinander zu vermischen, entweder ausgestorben oder im. Aussterben begriffen sein werden. Warum? Weil sie das Blut schwächen, werden sie unter ihren Exzessen körperlich zusammenbrechen oder sich mit ihren Verbrechen ums Leben bringen, ehe sie Gelegenheit finden, sich fortzupflanzen. Auf diese Weise wird der morsche Zweig beschnitten, und mit der Zeit wird der Durchschnitt zu einem höheren Standard heranreifen. Die Natur hat da ihre eigenen Mittel.« Er trat einen Schritt zurück, um die Reaktionen auf seine These zu studieren.
    Doyle starrte ihn an. »Kandidieren Sie für ein politisches Amt, Mr. Roosevelt?«
    »Ich habe schon für das Amt des Bürgermeisters dieser großartigen Stadt kandidiert, und wir schließen es auch für die Zukunft nicht aus«, sagte Roosevelt. Seine Anhängerschaft hinter ihm erwachte zum Leben und reckte sich ob der bloßen Vorstellung zu etwas größerer Höhe. »Haben Sie vor, in den Westen hinauszureisen, während Sie hier sind, Arthur?«
    »Ich weiß nicht genau, ob alle Stationen der Lesereise bereits festliegen«, sagte Doyle; ihm war noch ganz schwindlig von der schlagartigen Verwandlung des Mannes vom trauernden Bruder zum malthusianischen Erbkundler.
    »Ich rate Ihnen – und zum Teufel mit Ihrer Tournee: Schauen Sie sich den Westen an. Ein hartes und gefahrvolles Land, zumindest in den wilden Gegenden. Und eine passendere Kulisse für die Betrachtung der kläglichen Bedeutungslosigkeit des Menschen werden Sie niemals finden.«
    »Sie sind oft dort, nicht wahr?« sagte Doyle. »Aber Sie werden feststellen, daß die Wanderung des Menschen nach Westen einem größeren Ziele dient; es ist die besondere Bestimmung des Amerikaners, diese Grenze zu erobern, und diese Tat wird seinen Charakter für die nächsten hundert Jahre formen.« »Wirklich? Inwiefern?«
    Roosevelt drehte langsam seine Zigarre zwischen den Zähnen und starrte Doyle in die Augen. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, daß seine Bekanntmachungen in Frage gestellt wurden. Aber Doyle zuckte mit keiner Wimper.
    »Der Amerikaner wird lernen, daran zu glauben, daß ihm von Gott die Fähigkeit verliehen ist, die Natur zu unterwerfen. Am Ende wird man ihm die Verantwortung als Führer der zivilisierten Welt übertragen. Aber er muß respektvoll damit umgehen, ja, ehrfürchtig. Und nur indem wir uns der Natur aussetzen, werden wir die richtige Haltung entwickeln, um diese enorme Aufgabe auf unsere Schultern zu nehmen. Wenn Sie den Westen besuchen, Arthur, dann werden Sie an jeder Wegbiegung Panoramen von so atemberaubender Pracht erblicken, daß Ihre Art, die Welt zu sehen, sich für alle Zeit verändern wird. Ich beschwöre Sie, das nicht zu versäumen.«
    »Ich habe schon immer ein paar Indianer sehen wollen«,
    sagte Doyle.
    Roosevelts Augen wurden schmal und bündelten seine magnetische Kraft zu einem konzentrierten Strahl. »Hören Sie, es gibt hierzulande eine Menge verdrehtes, rückständiges, sentimentales Gerede, man müsse die Expansion unseres Reiches aufhalten, um ein paar versprengte Stämme in den Ebenen zu bewahren, deren Leben nur um ein paar Grad weniger sinnlos, schmutzig und ungezähmt ist als das der wilden Bestien, mit denen sie sich die Eigentümerschaft des Landes teilten, bevor wir des Weges kamen.«
    »Ich habe gelesen, daß sie – freilich auf ihre eigene wilde Art, mit Skalpierungen und dergleichen – wirklich sehr eindrucksvoll sein sollen.«
    »Geben Sie nichts darauf. Der Rote Mann ist ein Überbleibsel aus der Steinzeit, und seine sogenannte angeborene Vornehmheit hat dem Marsch des Fortschritts nichts entgegenzustellen. Das Rad der Geschichte hält niemals aus Mitleid an; wer ihm nicht aus dem Weg gehen kann, wird zermalmt. Dies ist das Schicksal, das Gott für die Indianer bereithält, und ihre Weigerung, sich an die veränderte Welt um sie herum anzupassen, macht sie zu Mitschuldigen an seiner Vollstreckung.«
    Unvermittelt packte Roosevelt Doyles schlaffe Hand noch einmal mit zermalmendem Druck.
    »Ihre Geschichten haben mir sehr gefallen«, sagte er. »Holmes. Watson. Prächtiges Zeug. Schade, daß Sie ihn umbringen mußten. Denken Sie an das Geld, das

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