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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Kleidung hätte er Schepke für einen Soldaten gehalten, eventuell sogar für einen Marine. Er wirkte körperlich fit und sehr wach, eindeutig ein scharfer Beobachter.
    »Welchem Orden gehören Sie an, wenn ich fragen darf?«, sagte Wise.
    »Der Societas Jesu«, antwortete Schepke.
    Ein Jesuit , dachte Wise sofort. Das erklärte alles. »Aus Deutschland?«
    »Ja, aber ich bin jetzt in Rom, an der Robert-Bellarmine-Universität, und wurde wegen meiner Chinesischkenntnisse gebeten, Seine Eminenz hierher zu begleiten.« Sein Englisch war irgendwo zwischen dem Englischen und dem Amerikanischen angesiedelt, aber kein Kanadisch, grammatisch perfekt und erstaunlich exakt in der Aussprache.
    Und weil du clever bist, fügte Wise zu sich selbst hinzu. Er wusste, dass der Vatikan einen hervorragenden Geheimdienst hatte, wahrscheinlich den ältesten der Welt. Demnach war dieser Monsignore eine Mischung aus Diplomat und Spion.
    »Ich werde erst gar nicht fragen, wie viele Sprachen Sie sprechen«, sagte Wise. »Ich bin sicher, es sind mehr, als ich spreche.« Er hatte noch nie von einem dummen Jesuiten gehört.
    Schepke bedachte ihn mit einem freundlichen Lächeln. »Das ist meine Aufgabe.« Dann blickte er auf das Telefon auf seinem Schreibtisch. Das Licht war ausgegangen. Schepke entschuldigte sich und verschwand in ein angrenzendes Büro. Als er zurückkam, sagte er: »Seine Eminenz wird Sie jetzt empfangen.«
    Wise stand auf und folgte dem deutschen Geistlichen in das Büro des Kardinals. Der Mann, der ihn dort empfing, war korpulent und eindeutig Italiener. Er trug kein Priestergewand, sondern Jacke und Hose mit einem roten Hemd (oder war es eine Weste?) unter seinem Priesterkragen. Der CNN-Korrespondent wusste nicht, ob es das Protokoll erforderte, dass er dem Mann den Ring küsste, aber nachdem er es ohnehin nicht mit Handküssen hatte, schüttelte er ihm nach amerikanischer Sitte nur die Hand.
    »Willkommen in unserer Gesandtschaft«, sagte Kardinal DiMilo. »Sie sind der erste amerikanische Journalist hier. Bitte …« Der Kardinal deutete auf einen Stuhl.
    »Danke, Euer Eminenz.« An die richtige Anrede erinnerte sich Wise.
    »Wie können wir Ihnen zu Diensten sein?«
    »Nun, wir sind grundsätzlich in Peking, um über die Handelsgespräche zu berichten – zwischen Amerika und China –, aber jetzt suchen wir noch nach einer Story über das Leben in Peking. Erst gestern Abend haben wir erfahren, dass der Vatikan hier eine Botschaft unterhält, und deshalb dachten wir, wir kommen einfach mal vorbei und fragen, ob wir mit Ihnen sprechen können, Euer Eminenz.«
    »Wunderbar«, bemerkte DiMilo mit einem gnädigen priesterlichen Lächeln. »Es gibt einige Christen in Peking, auch wenn es natürlich nicht Rom ist.«
    Wise begann plötzlich eine Story zu wittern. »Und wie sieht es mit chinesischen Christen aus?«
    »Bisher sind wir nur wenigen begegnet. Aber heute Nachmittag werden wir einen aufsuchen, einen Baptistenprediger namens Yu.«
    »Tatsächlich?« Das war eine Überraschung. Einen einheimischen Baptisten!
    »Ja«, bestätigte Franz Schepke. »Ein guter Mann. Er wurde in Amerika ausgebildet, an der Oral Roberts University.«
    »Ein chinesischer Staatsbürger, der an der Oral Roberts studiert hat?«, fragte Wise etwas ungläubig, während in seinem Kopf bereits das Wort STORY! aufleuchtete.
    »Ja, das ist ziemlich ungewöhnlich, nicht?«, bemerkte DiMilo.
    Es war ungewöhnlich genug, dass ein Baptist und ein Kardinal der römisch-katholischen Kirche miteinander redeten, fand Wise, aber dass dies auch noch ausgerechnet hier passierte, war in etwa so wahrscheinlich, wie auf der Washingtoner Mall einen lebendigen Dinosaurier zu sehen. In Atlanta wären sie bestimmt begeistert.
    »Könnten wir da vielleicht mitkommen?«, fragte der CNN-Korrespondent.
     
    Kurz nachdem sie bei ihrer Arbeitsstelle eingetroffen war, ging es los. Trotz des langen Wartens und Bangens kam es völlig überraschend und es war eine unangenehme Überraschung, das erste Zwicken in ihrem Unterleib. Das letzte Mal, vor fast sechs Jahren, hatte es die Geburt von Ju-Long angekündigt und war ebenfalls völlig überraschend gekommen, aber die damalige Schwangerschaft war genehmigt gewesen, während die jetzige es nicht war. Sie hatte zwar gehofft, die Wehen würden am Morgen einsetzen, aber an einem Wochenende, in ihrer Wohnung, ohne irgendwelche zusätzliche Erschwernisse von außen. Aber wie überall auf der Welt kamen Babys auch in China dann,

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