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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Geruch von Desinfektionsmitteln, der unweigerlich zur Folge hat, dass Hunde sich in einer Tierarztpraxis in der Ecke verkriechen und Kinder sich aus Angst vor einer Spritze noch fester an ihre Mütter klammern.
    Barry Wise stand unter Hochspannung. Alle Antennen waren auf Empfang geschaltet. Er führte das auf seine Ausbildung bei den Marines zurück, auch wenn er nie an Kampfhandlungen teilgenommen hatte. Aber in Bagdad hatte er eines Abends, schon vierzig Minuten bevor Stealthbomber ihre ersten Bomben abgeworfen hatten, aus dem Fenster zu sehen begonnen und das auch dann noch getan, als das von den Strategen der U.S. Air Force so genannte AT&T Building seinen ersten spektakulären Treffer abbekommen hatte. Er packte den Produzenten am Arm und schärfte ihm ein, die Augen offen zu halten. Der andere Ex-Marine nickte. Auch ihn hatten die plötzlich so finsteren Gesichter der vor kurzem noch so freundlichen Geistlichen hellhörig werden lassen. Dass der joviale alte Italiener mit einem Mal so grimmig dreinblickte, musste seine Gründe haben, da waren sich beide sicher. Und ebenso sicher handelte es sich um nichts Erfreuliches, wobei gerade das die besten Stories hergab, und sie waren nur wenige Sekunden von ihrem Übertragungswagen entfernt. Wie Jäger, die auf das erste Blätterrascheln im Wald lauschten, hielten die vier CNN-Männer angespannt nach dem Wild Ausschau.
    »Reverend Yu!«, rief Yang Quon und kam auf sie zugeeilt.
    »Eminenz, das ist Mr. Yang, ein Mitglied meiner Gemeinde.«
    »Buon giorno «, begrüßte DiMilo den Chinesen höflich. Er blickte sich nach den Fernsehleuten um, die ihre Aufnahmen machten, sich aber sonst zu seiner Überraschung sehr im Hintergrund hielten. Während Yu mit Yang sprach, ging er zu Barry Wise, um ihm den Sachverhalt zu erklären.
    »Sie haben vorhin völlig zu Recht bemerkt, dass Katholiken und Baptisten nicht immer auf so freundlichem Fuß miteinander verkehren, wie sie das sollten, aber in diesem Punkt stehen wir wie ein Mann. Ein Stockwerk über uns wollen Funktionäre dieser Regierung ein Baby töten. Yu möchte das Kind retten. Monsignore Schepke und ich versuchen ihm zu helfen.«
    »Das könnte ziemlichen Ärger geben, Sir«, warnte Wise. »Die Sicherheitskräfte in diesem Land können sehr unangenehm werden – wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann.«
    Von seiner körperlichen Erscheinung her war DiMilo kein imposanter Mann. Er war klein und mindestens fünfzehn Kilo zu schwer, schätzte der Amerikaner. Er hatte schütteres Haar und seine Haut war vom Alter schlaff. Wahrscheinlich kam er schon außer Atem, wenn er zwei Stockwerke Treppen steigen musste. Dessen ungeachtet nahm der Kardinal nun all seine Mannhaftigkeit zusammen und durchlief unter den Augen des Amerikaners eine erstaunliche Verwandlung. Das milde Lächeln und die freundliche Haltung verflogen wie Dampf in kalter Luft. Mit einem Mal sah er aus wie ein General auf einem Schlachtfeld.
    »Das Leben eines unschuldigen Kindes ist in Gefahr, Signore Wise«, war alles, was DiMilo sagte, und mehr brauchte er auch nicht zu sagen. Der Kardinal kehrte zu seinem chinesischen Amtsbruder zurück.
    »Hast du das mitgekriegt?«, fragte Wise seinen Kameramann Pete Nichols.
    »Einsame Spitze, Barry!«, sagte Nichols, ohne das Auge vom Sucher zu nehmen.
    Yu ging in die Richtung los, in die Yang deutete. DiMilo und Schepke folgten. Am Empfangsschalter griff eine Angestellte nach dem Telefon und machte einen Anruf. Die CNN-Crew folgte den anderen ins Treppenhaus und in den ersten Stock hinauf.
    Wenn überhaupt etwas, bot die Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe ein noch trostloseres Bild als der Empfang. Sie hörten das Schreien und Stöhnen der Frauen, denn in China gab man gebärenden Frauen aus Kostengründen keine schmerzstillenden Mittel. Wise sah, dass Yang, der Vater des Babys, auf dem Gang stehengeblieben war und festzustellen versuchte, welche der Schreie von seiner Frau kamen. Als ihm das nicht gelang, steuerte er auf den Schreibtisch der Stationsschwester zu.
    Wise brauchte kein Chinesisch zu verstehen, um mitzubekommen, worum es bei dem Wortwechsel ging. Mit Unterstützung Reverend Yus verlangte Yang Auskunft darüber, wo seine Frau war. Die Stationsschwester erklärte ihnen kurz und bündig, sie hätten hier nichts zu suchen und sollten die Station auf der Stelle verlassen. Yang, der vor Würde und Angst hoch aufgerichtet dastand, weigerte sich und wiederholte seine Frage. Wieder forderte ihn

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