Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
CIA-Mann. »Sagen Sie mal – haben Sie eigentlich einen Freund? Einen Verlobten womöglich?«
Ming seufzte. »Nein, schon seit einiger Zeit nicht mehr.«
»Wirklich? Das überrascht mich«, erwiderte Nomuri in schmeichelndem Tonfall.
»Ich vermute, wir sind wirklich sehr anders als die Japaner«, sagte sie und ließ ein bisschen Traurigkeit in ihrer Stimme anklingen.
Nomuri schenkte ihr und sich Mao-tai nach. »Dann wollen wir mal auf unsere Freundschaft anstoßen.«
»Danke, Nomuri-san.«
»Es ist mir ein Vergnügen, Genossin Ming.« Er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde. Vielleicht war es schon bald so weit. Doch dann würde es erst richtig schwierig werden.
7
ERMITTLUNGSFORTSCHRITTE
Polizeiarbeit war wohl überall auf der Welt auch von Zufällen abhängig. Prowalow rief in der Hauptstelle der Miliz an und wurde, weil er in einem Mordfall ermittelte, mit dem Leiter des St. Petersburger Morddezernats, einem Hauptmann, verbunden. Als er sagte, dass er nach ehemaligen Soldaten der Spetsnaz fahnde, erinnerte sich der Hauptmann, dass zwei seiner Mitarbeiter erst am Vormittag den Fund zweier Leichen gemeldet hatten, die nach Art von Spetsnaz-Soldaten tätowiert waren.
»Und es könnte ein Zusammenhang mit dem Panzerfaust-Anschlag in Moskau bestehen?«, fragte Jewgeni Petrowitsch Ustinow. »Wer wurde da eigentlich getötet?«
»Ein gewisser Gregori Filipowitsch Awseijenko. Er war Zuhälter«, klärte Prowalow seinen Kollegen im Norden auf. »Es hat auch seinen Fahrer und eins seiner Mädchen erwischt, was aber wohl nicht beabsichtigt war.« Er brauchte das nicht weiter zu kommentieren. Man feuerte keine Panzerfaust ab, um einen Chauffeur und eine Hure umzubringen.
»Und Ihre Quelle behauptet, dass diese beiden Spetsnaz-Veteranen dahinter stecken?«
»So ist es. Sie sind offenbar sofort nach der Tat nach St. Petersburg zurückgeflogen.«
»Verstehe. Wir haben gestern zwei Personen aus der Newa gefischt, auf die die Beschreibung zutreffen könnte. Sie sind beide Ende dreißig und mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet worden.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Wir haben Fingerabdrücke abgenommen und gehen jetzt die zentrale Personalregistratur der Streitkräfte danach durch. Das braucht allerdings seine Zeit.«
»Vielleicht lässt sich die Sache beschleunigen, Jewgeni Petrowitsch. Sie müssen wissen, dass sich auch Sergei Nikolaiewitsch Golowko am Tatort aufgehalten hat, und wir können nicht ausschließen, dass der Anschlag womöglich ihm gegolten hat.«
»Beschleunigen? Ich bin gespannt, wie das gehen soll«, frotzelte Ustinow. »Aber vielleicht können Ihre Freunde vom Lubjanka-Platz den Registraturfritzen mal ein bisschen Dampf machen.«
»Wir werden sehen.«
»Gut. War sonst noch was?«
»Noch ein Name: Suworow, Klementi Ivaniewitsch. War angeblich KGB-Offizier. Mehr hab ich im Moment noch nicht. Sagt Ihnen der Name etwas?« Prowolow glaubte hören zu können, wie sein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung den Kopf schüttelte.
»Njet , nie gehört«, antwortete Ustinow. »Wer soll das sein?«
»Mein Informant hält ihn für den Auftraggeber des Mordanschlags.«
»Ich werde in unserer Kartei nachschauen, vielleicht finde ich was über ihn. Noch so ein ehemaliger ›Schwert-und-Schild-Mann‹, der auf Abwege geraten ist. Das läppert sich, was?«
»Allerdings«, stimmte der Kollege aus Moskau zu und verzog dabei das Gesicht.
»Dieser Awseijenko, war der auch beim KGB?«
»Ja, er soll die Spatzenschule geleitet haben.«
Ustinow kicherte kurz. »Ah, ein staatlich geprüfter Zuhälter. Herrlich. Gute Mädchen?«
»Und wie«, versicherte Prowalow. »Bessere, als wir uns leisten können.«
»Ein richtiger Kerl braucht doch nicht dafür zu bezahlen, Oleg Gregoriewitsch«, sagte der Ustinow.
»Das ist wahr, mein Freund. Und wenn, dann erst lange danach«, fügte Prowalow hinzu.
»So ist es.« Ein Lachen. »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Klar, per Fax, wenn’s recht ist.«
»Sehr gut. Ich werde Ihnen ebenfalls Bescheid geben, sobald ich etwas Neues weiß«, versprach Ustinow. In Mordermittlungen arbeiten Kollegen überall auf der Welt zusammen. Gewalt gegen andere auszuüben lässt sich kein Staat aus der Hand nehmen.
In seinem schäbigen Moskauer Büro machte sich Leutnant Prowalow einige Notizen. Es war inzwischen zu spät, um die zentrale Personalregistratur der Armee anzurufen. Das muss morgen gleich als Erstes erledigt werden, schärfte er sich ein. Jetzt war es
Weitere Kostenlose Bücher