Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des großen Bären

Im Zeichen des großen Bären

Titel: Im Zeichen des großen Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ansehnliche Summe aus. Ein Kredit wurde zusätzlich aufgenommen. Auf der Klitsche, die Williams Eltern ihm vererbt hatten, begann er mit seiner Biberzucht. Sie zogen nach Port Hope am Ontario-See.
    Er erwarb zusätzliches Land und betrieb auch eine kleine Landwirtschaft. Im Laufe der Jahre erwarb er noch die Genehmigung, Lachse zu fangen, wenn sie im Sommer die Wasserläufe aufwärts wanderten, um zu laichen.
    William Rockwell war glücklich. Er hatte genau das, was er sich wünschte. Abends saß er auf der Bank vor seinem eigenen Haus. Die kleine Holzterrasse ging in einen Garten über, den Jenny teils als Gemüsegarten nutzte, teils aber auch mit verschwenderischer Blumenpracht versehen hatte. Die Sommer waren sehr kurz. Die Winter dehnten sich streng und unerbittlich kalt. Die Sommer waren lieblich, die Winter lehrten die Wärme des Kamins und das Anheimelnde der Lampe schätzen.
    Später schaffte William sich auch einen Schaukelstuhl an. Und wenn er da sommers auf der Veranda schaukelte und über seinen Garten hinweg sah, wie die Schilfgräser am See sich im Winde wiegten und Wasservögel in strengen Formationen aufschwirrten und wie auf ein geheimes Kommando hin wendeten, lange Schlaufen am Himmel zogen und wieder ins Schilf eintauchten, dann dachte er manchmal an Frankreich, an die einsamen Stunden auf Wache. An seine Kameraden. An die sonderbare Begebenheit mit dem Bären. Andere vergaßen, aber William erinnerte sich. Nichts war ausgelöscht. Kitchener, der Glücksbringer, lebte jetzt im Londoner Zoo. Wenn die jährlichen Gesundheitsberichte eintrafen, wurde William Rockwell selbstverständlich benachrichtigt. Er war immerhin zum ›Bärenführer ehrenhalber auf Lebenszeit‹ ernannt worden.
    Alles war gut. Jenny und William liebten sich zärtlich.
    Längst hatte er sich auch davon überzeugt, daß ihm in Mr. Dobbs gewiß kein Rivale geblüht hatte. Da hatte Jenny doch einen besseren Geschmack. Oho!
    Lucille war ein lebhaftes, aufgewecktes Kind. Nur ein winziger Wermutstropfen schwamm in Williams Freudenbecher. Sein Verhältnis zu Jim war nicht ganz makellos. Nein, der Junge hatte sich zwar gefreut, als der Vater heimkam, doch danach war er sehr kühl und zurückhaltend geblieben. Einmal rührte das wahrscheinlich daher, daß Jim vorher der kleine Mann im Hause gewesen war. Bei der kleinsten Meinungsverschiedenheit mit Jenny mischte der Bengel sich ein. Immer vertrat er die Partei der Mutter. Zum anderen merkte Jim, daß er dem Geschmack und den Anforderungen seines drahtigen Vaters im Grunde nicht entsprach.
    Er war ein eher verträumter Junge. Er konnte zwar sehr übermütig und witzig sein, doch fand er keinen rechten Geschmack an all den herrlichen Dingen, die Männer taten: fischen, jagen, Baseball, sich anflachsen, Bier trinken, Rodeo und Lagerfeuer. Stattdessen malte Jim.
    Als er zum erstenmal gestand, er wolle gern Kunstmaler werden, guckte sein Vater ihn an, als hätte er sich in Damenkleidern präsentiert.
    »Maler?! Jim! Das überleg dir bitte sorgfältig. Du kannst ja malen, aber doch lieber in der Freizeit. Onkel Steve hat zum Beispiel Blockflöte gespielt. Als Hobby. Wie … wie stellst du dir das denn überhaupt vor? Ich meine, die Ausbildung?«
    »In Montreal gibt's eine Kunstakademie, Dad. Ich bitte dich herzlich, mir später zu erlauben, dort zu studieren. Ich könnte nebenbei einen Job annehmen, damit es nicht zu teuer wird. Mir liegt sehr viel daran, Dad.«
    »Du sollst das hier einmal übernehmen. Ich rackere mich nicht ab, damit mein Sohn Maler wird.«
    »Du bist dagegen?«
    »Ich sage nein. Ist das deutlich genug?«
    Jim antwortete nicht. Er warf den Kopf in den Nacken und ging nach draußen.
    Als William bei seiner Frau Zustimmung suchte, erntete er nur ein Schulterzucken. »Er ist sehr eigensinnig, William«, sagte sie. »Ich glaube nicht, daß du ihn davon abbringen wirst, wenn er es wirklich und wahrhaftig will.«
    »Er ist ein Schlappschwanz!«
    Hier wurde Jenny ausnahmsweise richtig wütend. »Das ist er nicht«, schrie sie aus dem Stand. »Er hat nur andere Interessen als du und deine Kumpels. Er ist ein richtiger kleiner Mann und wird ein ganz waschechter ausgewachsener Mann sein. Dann beißt du dir die Zähne an ihm aus, William Rockwell!«
    War es wohl die Versöhnung danach gewesen, anläßlich derer dann Percy entstand? Jedenfalls kam er neun Monate danach zur Welt. Das Regiment erhielt eine Geburtsanzeige. Per Telegramm wurde dann auch Kitchener von dem glücklichen

Weitere Kostenlose Bücher