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Im Zeichen des himmlischen Baeren

Titel: Im Zeichen des himmlischen Baeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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bannen. Erst jetzt holten die Priesterinnen die Truhe mit dem Sternenschwert, stellten sie ehrfurchtsvoll auf das Tuch und glitten auf den Knien zurück.
    Nachdem ich meine Hände mit frischem Wasser gereinigt hatte, löste ich die goldenen Schlösser. Es herrschte so tiefes Schweigen, dass bei jeder Bewegung das leise Rascheln meines Gewandes zu vernehmen war. Ich ließ den Deckel zurückgleiten. Die weiße, kühle Seidenhülle schimmerte mir entgegen. Ich hob das Schwert mit beiden Händen auf und schlug vorsichtig den Stoff auseinander. Das glänzende Metall blendete mich: Ich spürte, wie seine Kraft erwachte.
    Ich konnte die Waffe kaum halten, meine Arme schmerzten unter dem drückenden Gewicht. Ich grub die Zähne in die Unterlippe. Wie betäubt wandte ich mich Susanoo zu, reichte ihm die Waffe. Stumm blickten wir uns an. In den tiefschwarzen Augen, die ohne zu blinzeln das Sonnenlicht auffingen, leuchtete mein Spiegelbild wie ein kleiner, heller Funke. Ich fühlte, wie die Vergangenheit ausgelöscht wurde, wie unsere Seelen für ewig miteinander verschmolzen.
    Ich verneigte mich, legte ehrfurchtsvoll die Waffe in seine Hände. Die dunkel schimmernden Augen ließen mich nicht los. Erst als ich langsam zurück auf die Fersen glitt, löste er den Blick und betrachtete das Schwert. Die sieben Klingen blinkten wie kalte blaue Flammen und doch war Wärme, war Leben in ihnen: Die Waffe hatte ihren Herrn wiedererkannt!
    Langsam richtete Susanoo sich auf und blickte über die Köpfe der Männer hinweg. In der atemlosen Stille hob er das Schwert, damit alle es sehen konnten. Ein Raunen ging durch die Menge: Wie in einer einzigen Bewegung warfen sich die Männer zu Boden, verharrten regungslos, die Gesichter im Staub. Die Leibwächter standen wie erstarrt und wie aus einem inneren Zwang heraus beugten die Offiziere die Köpfe.
    Nur der König saß aufrecht. Hochmütig, schön und fast regungslos; doch seine Hand zuckte, umfasste den Schwertgriff. Der Adler über ihm stieß ein Krächzen aus; er schüttelte die aufgeplusterten Halsfedern und schlug erregt mit den Flügeln. Seine Krallen scharrten an der Stange. Unablässig, unbewusst, bewegten sich Iris Finger: Seine Nägel streiften das Metall mit dem gleichen kratzenden Geräusch. Ich sah den Hass in seinen Augen und schauderte.

7
    D er Adler schwang sich in die Höhe, schraubte sich in immer größeren Kreisen dem Sonnenlicht entgegen. Mit zusammengekniffenen Augen sahen wir zum Himmel hinauf, beobachteten den Vogel, der höher und höher stieg. Eine Weile ließ er sich von der Luftströmung tragen, dann schwebte er unbeweglich wie ein dunkler Punkt im kalten, unendlichen Blau.
    Die Krieger flüsterten miteinander. Ich vernahm Iris amüsiertes Glucksen. »Sie halten sich da unten in der Schlucht verborgen. Mit meinem geflügelten Kundschafter haben sie allerdings nicht gerechnet …«
    Susanoo schaute zu den steilen, moosbedeckten Felsen hinauf und sagte leise und sarkastisch: »Um dieser Falle zu entkommen, könnten auch uns Flügel von Nutzen sein!«
    Er ritt einen riesigen schwarzen Hengst, dessen Nüstern sich wie die eines Drachen blähten. Das Tier hieß Kuro-Uma, »Schwarzes Pferd«. Es trug einen versilberten Schuppenharnisch, Bernsteinamulette schmückten seine Mähne. Sein Schweif war hochgebunden, um dem Tier volle Bewegungsfreiheit zu geben.
    Pferde waren in unserem Inselreich unbekannt gewesen. Die Tungusen hatten diese Reittiere mitgebracht. Das erste Pferd, das auf unsere Insel gekommen war, war ein Geschenk des Königs von Nimana, Iris Vater, an meine Mutter gewesen. Dieses Tier hatte Susanoo nicht bezwingen können. Um seine Ehre zu retten, hatte er das Tier getötet. Die unheilvolle Verkettung der Ereignisse, die darauf folgten, führten zum Tod meiner Mutter und zu Susanoos Verbannung. All dies geschah vor langer Zeit und wir hatten seitdem kein Wort mehr darüber verloren. Nur ich allein wusste, warum Susanoo den ungestümsten und gefährlichsten Hengst für sich ausgewählt hatte. Kuro-Uma hatte mit einem Hufschlag einem Mann den Schädel gespalten und einem Stallburschen mit seinen Zähnen die Hand fast vom Arm getrennt. Die Tungusen weigerten sich, ihn zu reiten. Sie sagten, er sei von bösen Geistern besessen, und verwendeten ihn nur noch als Zucht- und Leithengst. Susanoo hatte mit viel

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