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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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sich die schwedischen Kollegen große Sorgen?«
    »Ja, ziemlich große.«
    Der Beamte zuckte mit den Schultern und wackelte mit dem Kopf.
    »Und außerdem kommt Göran Persson zur Beisetzung nach Norwegen.«
    Ole Henrik Hermansen atmete schwer.
    »Ja, da kommen sie ja alle.«
    Der Beamte ging zur Tür und hatte das Zimmer schon fast verlassen, als Hermansen plötzlich rief:
    »Du!«
    Der Beamte schaute sich um.
    »Ja?«
    »Zieh das T-Shirt aus. Eigentlich ist es … doch nicht so komisch. Bitte, zieh es aus. Und pack es weg.«
    15.30, Büro der Ministerpräsidentin
    »Hier habe ich gesessen. Ich habe … einfach nur hier gesessen.«
    Wenche Andersen schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen, leise und verzweifelt. Ihre Schultern unter der rostroten Jacke bebten, und Tone-Marit Steen hockte sich neben sie und legte ihr eine Hand auf den Rücken. Die Sekretärin der Ministerpräsidentin war nun doch von den Ereignissen der letzten Tage gezeichnet, sie sah kleiner und viel älter aus.
    »Kann ich Ihnen etwas bringen? Ein Glas Wasser vielleicht?«
    »Ich habe einfach nur hier gesessen. Ich habe nichts gemacht.«
    Sie ließ die Hände sinken. Unter ihrem linken Auge zeichnete sich ein schwarzer Strich ab, ihre Wimperntusche verlief.
    »Wenn ich nur etwas getan hätte«, schluchzte sie. »Dann hätte ich sie vielleicht retten können.«
    Szenen nachzustellen war nie leicht. Billy T. seufzte und schaute verstohlen zu Richter Grinde hinüber, der ebenfalls geschrumpft zu sein schien. Sein Anzug schlotterte, und sein Gesicht war nicht mehr sonnengebräunt. Auf den Wangen des Mannes war ein schwaches Muster aus geplatzten Äderchen zu sehen, der Mund war zu einem schmalen, unschönen Strich zusammengekniffen.
    »Sie hätten sie doch nicht retten können«, tröstete Tone-Marit. »Sie war sofort tot. Das wissen wir inzwischen. Sie hätten nichts für sie tun können.«
    »Aber wer kann es denn gewesen sein? Und wie sind sie hereingekommen? Sie müssen doch irgendwie an mir vorbeigekommen sein. Warum habe ich einfach nur hier herumgesessen?«
    Wenche Andersen beugte sich über den Tisch, und Billy T. schaute an die Decke und suchte nach einer Geduld, die er schon längst verloren hatte. Der akustische Versuch hatte ungewöhnlich lange gedauert; ein Beamter hatte mehrere Schreckschüsse abgegeben. Doch so schwach sie auch durch die Doppeltür zu hören gewesen waren, war Wenche Andersen doch jedesmal in die Höhe gefahren. Von den Toiletten aus konnte man jedoch nichts hören. Das Problem war, daß Wenche Andersen nicht genau wußte, um welche Uhrzeit sie ihren Platz verlassen hatte.
    »Vielleicht sollten wir einfach anfangen«, schlug Billy T. vor. »Ist doch besser, wir bringen’s hinter uns.«
    Die Sekretärin schniefte laut und konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Aber sie setzte sich immerhin gerade hin und nahm das Papiertaschentuch, das Tone-Marit Steen ihr hinhielt.
    »Vielleicht«, flüsterte Wenche Andersen. »Vielleicht sollten wir einfach anfangen.«
    Benjamin Grinde sah Billy T. an, dieser nickte, und Grinde ging auf den Flur.
    »Warten Sie«, rief Billy T. »Kommen Sie erst, wenn ich es sage.«
    Dann beugte er sich über Wenche Andersens Schreibtisch und fragte leise:
    »Es war also sechzehn Uhr fünfundvierzig, ungefähr jedenfalls. Folgende Personen waren noch im Haus …«
    Er blätterte in seinen Papieren.
    »Øyvind Olve, Kari Slotten, Sylvi Berit Grønningen und Arne Kavli«, vervollständigte Wenche Andersen mit einem kurzen Aufschluchzen nach jedem Namen. »Aber die waren nicht die ganze Zeit hier. Sie sind im Lauf der nächsten halben Stunde gegangen. Allesamt.«
    »Gut«, sagte Billy T., drehte sich zur Tür um und rief:
    »Kommen Sie!«
    Benjamin Grinde kam durch die Tür und versuchte, seinem verzerrten Gesicht ein Lächeln zu entlocken. Er nickte Wenche Andersen zu.
    »Ich bin mit der Ministerpräsidentin verabredet«, sagte er.
    »Halt«, sagte Billy T. und kratzte sich im Ohr. »Wir brauchen hier nicht Theater zu spielen. Sagen Sie mir einfach, was Sie gemacht haben.«
    »Na gut«, murmelte Benjamin Grinde. »Also, ich bin hereingekommen und habe gesagt, was ich eben gesagt habe. Ich wurde gebeten, einen Moment zu warten, und dann …«
    Er konzentrierte sich, und Wenche Andersen sprang abermals ein.
    »Ich bin aufgestanden und zu Frau Volter gegangen, und sie hat ihn hereingewunken, und ich sagte ›bitte sehr‹, und dann ging er an mir vorbei, so.«
    Vorsichtig ging

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