Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
Vom Netzwerk:
sich jemand, der krankgeschrieben ist, nicht in seiner Wohnung aufhält, würde ich nicht als verduften bezeichnen, Billy T. Er kann überall sein. Beim Arzt. Bei seiner Freundin. Von mir aus sogar bei seiner Mutter.«
    »Aber er geht auch nicht ans Telefon. Ich habe ihn seit gestern immer wieder angerufen, er kann doch nicht rund um die Uhr beim Arzt sein!«
    »Im Krankenhaus vielleicht. Oder bei seiner Freundin, wie gesagt.«
    »Der Typ hat keine Freundin. Das schwör ich.«
    Håkon Sand fuhr sich durch die Haare und forderte Billy T. auf, sich zu setzen.
    »Was glaubst du eigentlich diesem Wächter vorwerfen zu können?« fragte er müde.
    »Erstens: Er war zur fraglichen Zeit am Tatort. Zweitens: Er besitzt Waffen. Laut Waffenregister sogar vier Stück. Und noch merkwürdiger ist …«
    Billy T. streckte die Hand nach einer halbleeren Colaflasche aus und leerte sie, ohne ihren Besitzer um Erlaubnis zu fragen.
    »Wohl bekomm’s«, sagte Håkon sauer.
    »Noch merkwürdiger ist«, sagte Billy T., »daß der Mann sich die Sache anders überlegt hat.«
    »Was meinst du mit ›anders überlegt‹?«
    Håkon hielt eine Streichholzschachtel in der Hand; er riß ein Hölzchen an, ließ es auflodern und verlöschen und nahm sich dann das nächste vor.
    »Er hat zuerst gesagt, ich könnte zu ihm nach Hause kommen und mir die Waffen ansehen. Dann hat er sich die Sache anders überlegt. Er hat gesagt, er würde sie herbringen. Dieses Angebot habe ich dankend angenommen. Und jetzt hat er sich krankschreiben lassen. Ha!«
    »Du meinst also«, sagte Håkon langsam, »daß wir einen Mann einbuchten sollen, gegen den nichts weiter vorliegt, als daß er am vergangenen Freitag seine Arbeit gemacht, sich dann herausgenommen hat, nicht wie versprochen zu Billy T. gerannt zu kommen, und außerdem krank geworden ist. Das ist wirklich ein gewaltiges Verbrechen.«
    Er ließ die Streichholzschachtel auf den Tisch fallen, warf den Kopf in den Nacken und legte die Hände auf die Armlehnen.
    »Dafür solltest du dir einen anderen Juristen suchen als mich. Ein Hausdurchsuchungsbefehl bedeutet zugleich ein Haftbefehl. Und wir haben schon einen übereilten Haftbefehl ausgestellt. Außerdem ist das hier nicht dein Job. Du hast genauso große Probleme wie Hanne, wenn es darum geht, dich auf deine Arbeit zu beschränken. Es ist nicht deine Aufgabe, die Rolle des Wächters in diesem Fall zu beurteilen.«
    »Verdammt, Håkon!«
    Billy T. schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Tone-Marit wollte doch unbedingt, daß ich diesen Typen verhöre.«
    »Hilft nix«, grinste Håkon. »Vergiß es. Geh in dein Büro zurück, und such dir ein Paar weitere Freunde von Frau Volter, mit denen du dich unterhalten kannst.«
    Billy T. sagte kein Wort, sondern knallte beim Gehen die Tür hinter sich zu.
    Erst als Håkon zwei Telefongespräche geführt hatte und sich wieder an seine Arbeit machen wollte, ging ihm auf, daß Billy T. ihn ausgetrickst hatte.
    Die Kopie des Obduktionsberichtes, der Billy T. nun wirklich nichts anging, den er jedoch unbedingt hatte sehen wollen, lag nicht mehr auf dem Schreibtisch.
    Offenbar hatte Billy T. ihn ganz einfach geklaut.
    19.00, Stolmakergate 15
    »Willst du nicht die Nachrichten sehen, Hanne?«
    Billy T. nahm sich ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank und blickte sich zufrieden in seinem Wohnzimmer um. Obwohl er nie auf die alten orangefarbenen Vorhänge geachtet hatte, fand er die neuen kornblumenblauen gemütlicher, vor allem jetzt, wo Hanne außerdem ein ebenfalls blaues Sofa angeschafft hatte. Auf dem Dachboden hatte sie einige alte Plakate gefunden. Woher sie die Rahmen hatte, wußte er nicht, aber sie machten sich gut an der Wand über dem Sofa. Die Pflanzen dagegen wären nicht nötig gewesen. Auch wenn die Töpfe mit dem Indianermuster ganz hübsch waren, so würden die grünen Wedel in weniger als drei Wochen eingegangen sein. Das wußte er genau. Er hatte schon früher sein Glück mit Topfblumen versucht.
    Hanne gab keine Antwort. Sie vertiefte sich in die Kopie des Obduktionsberichtes und kaute auf ihrem Kugelschreiber herum.
    »Hallo! Erde ruft Hanne Wilhelmsen! Willst du die Nachrichten sehen?«
    Er tippte ihr mit der Flasche an den Kopf und schaltete den Fernseher ein. Aus den Lautsprechern dröhnte der Trauermarsch.
    »Von mir aus. Aber stör mich nicht.«
    Gereizt rieb sie sich die Stelle, wo die Flasche sie berührt hatte, gönnte aber dem Bildschirm keinen einzigen Blick. Billy T. stöhnte und

Weitere Kostenlose Bücher