Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)
stellt seine Tasche neben das Boot.
Dad nickt. »Heute sollte das Rausfahren Spaß machen.«
Mr Andersen sieht sich nach Felix um. »Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen, aber Felix hat seine Meinung geändert. Er möchte gern mitkommen. Ich hab für ihn eine Schwimmweste ausgeliehen.«
»Für mich ist das okay«, sagt Dad.
Felix starrt mich wütend an und schaut dann weg.
Ich klettere auf den Ponton, um Mr Andersens Tasche zu holen. Mrs Andersen zieht ihren Schal zurecht, der ihr vor dem Gesicht herumflattert. »Ich glaube wirklich nicht, dass das eine gute Idee ist, Matt«, sagt sie. »Heute ist es zu windig.«
»Das ist schon in Ordnung«, sagt Mr Andersen. »Was glauben Sie, Jim?«
Dad blickt hoch zur Fahne auf dem Marineladen. Sie flattert straff im Wind. Die oberen Äste der Bäume wiegensich. »Ich schätze, wir haben Windstärke fünf«, sagt er. »Aber laut Wetterbericht soll der Wind später abflauen.«
Ich vergrabe die Hände in den Hosentaschen und werfe Felix einen scheuen Blick zu. »Für mich sieht das eher nach Windstärke sechs oder sieben aus«, sage ich.
Mrs Andersen mummelt sich in ihre Jacke ein und verschränkt die Arme. »Ich glaube nicht, dass du mitfahren solltest, Felix.«
Mr Andersen dreht sich zu seiner Frau. »Aber Sarah …«
Sie stecken die Köpfe zusammen, doch ich kann sie immer noch hören. Der Wind bläst aus ihrer Richtung.
»Dort draußen kann alles Mögliche passieren«, sagt sie. »Und wenn ihr kentert, was ist dann?«
Mr Andersen fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Es wird nichts passieren, Sarah.«
»Hör mal, Matt, kauf das verdammte Boot, wenn du unbedingt willst«, blafft sie. Ich schaue Dad an und weiß, dass auch er sie hören kann. »Aber erwarte nicht, dass einer von uns beiden jemals einen Fuß draufsetzen wird.«
»Ich will aber, Mum.« Mit finsterem Blick starrt Felix auf das Wasser.
Ich ziehe meine Rettungsweste über, knipse die Verschlüsse zu und fixiere die Klettbänder. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Felix diesen Ausflug genießen wird.
Mrs Andersen dreht sich zu ihrem Mann. »Hast du wenigstens dein Handy dabei?«
»Ja, Sarah«, sagt er. Er streckt die Arme aus, um sie zuumarmen, aber sie geht davon. Der dumpfe Aufschlag ihrer Schritte lässt die Holzplanken erzittern. Die Erschütterung dringt sogar durch meine nackten Fußsohlen.
Mr Andersen schnallt Felix’ Rettungsweste fest und hilft ihm ins Boot. Felix tut sich schwer, sein linkes Bein über die Bordwand zu heben. Das Bein ist steif und völlig blockiert und ein Arm ist angewinkelt und verdreht. Unter ihm schwankt die Moana . Als Felix vorwärtstaumelt, fängt ihn sein Dad auf.
»Vielleicht wär’s für dich einfacher, dich vorne ins Boot zu setzen«, sagt Dad. »Dort ist mehr Platz und es gibt einen Haltegriff.«
Felix zieht sich selbst auf die Bank hoch und hält sich mit der gesunden Hand am Messinggriff fest. In mir keimt so etwas wie ein Schuldgefühl auf. Ich hatte mir wirklich keine Gedanken darüber gemacht, wie schwer das für ihn sein würde.
Ich löse das Schiffstau und drücke die Moana vom Ponton weg. Dad setzt die Segel und wir gleiten zwischen den Hafenmauern hindurch, hinaus aufs Meer.
Die erste Welle trifft uns und ich sehe, wie Felix zur Seite kippt. Er starrt auf den Boden, drückt sich gegen die Wand und wappnet sich für die nächste Welle. Er schaut erst hoch, als wir weit draußen in der Bucht sind. Dort ist die See etwas ruhiger, aber vom Atlantik her rollen große Wellen auf uns zu. Mr Andersen lehnt sich zurück und lächelt. Die Sonne scheint auf sein Gesicht. Er hält die Vorschot in der Handund ist ganz begierig, Dad dabei zu helfen, die Moana auf Kurs zu halten. Felix aber blickt schon wieder auf seine Füße.
Und sein Gesicht wird allmählich blassgrün.
Ich rutsche zu ihm rüber. »Es hilft, wenn du raus aufs Meer guckst«, sage ich.
Felix sieht kurz auf. »Die Aussicht interessiert mich nicht«, schnauzt er mich an.
Ich lehne mich zurück. »Ich meine, dass du dich nicht so seekrank fühlst, wenn du den Horizont fixierst.«
Felix nickt und blickt über die Bordwand.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Matt, kontrollieren wir unsere Hummerkörbe«, ruft Dad, »und dann segeln wir zum Gull Rock und können dort eine Mittagspause einlegen.«
»Wir haben nichts dagegen«, gibt Mr Andersen zurück und lässt das Seil ein bisschen nach, als Dad das Segel aus dem Wind nimmt. »Kara, wie viele Körbe habt ihr, du und dein Dad?«
»Ungefähr
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