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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnston McCulley
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rauben.«
    Langsam stand Don Carlos auf,
     während es Senorita Lolita angesichts dieser Demonstration von Kühnheit
     den Atem verschlug. Sie fürchtete, er könne den nachmittäglichen
     Besuch erwähnen, den sie ihrer Mutter wohlweislich nicht gebeichtet
     hatte.
    »Schurke!«, brüllte
     Don Carlos. »Du wagst es, deinen Fuß in ein ehrbares Haus zu
     setzen?«
    »Ich bin nicht Euer
     Feind, Don Carlos«, erwiderte Senor Zorro. »Vielmehr habe ich
     einiges getan, das auf das Wohlwollen eines Mannes stoßen sollte,
     der selbst der Verfolgung ausgesetzt ist.«
    Das war richtig, wie Don
     Carlos wohl wusste, doch er war zu weise, das auszusprechen und sich des
     Hochverrats schuldig zu machen. Er stand auch jetzt schon tief genug in
     der Ungnade des Gouverneurs, ohne dass er noch den Mann mit Höflichkeit
     behandelte, auf dessen Leiche der Gouverneur einen Preis ausgesetzt hatte.       
    »Was willst du hier?«,
     fragte er.
    »Mich verlangt nach
     Eurer Gastfreundschaft, Senor. Mit anderen Worten, ich möchte speisen
     und trinken. Ich bin ein caballero und habe also rechtmäßigen
     Anspruch auf diese Behandlung.«
    »Welches edle Blut auch
     in deinen Adern geflossen sein mag, es ist verseucht durch dein Tun«,
     entgegnete Don Carlos. »Ein Dieb und Straßenräuber hat
     kein Anrecht auf die Gastfreundschaft dieser Hacienda.«
    »Ich darf vermuten,
     dass Ihr davor zurückschreckt, mich zu bewirten, aus Furcht, es könne
     dem Gouverneur zu Ohren kommen«, erwiderte Senor Zorro. »Sagt
     ihm, Ihr wärt dazu gezwungen worden. Und es wird die Wahrheit sein.«
    Eine Hand fuhr aus dem Mantel
     heraus - und sie trug eine Pistole. Dona Catalina schrie auf und fiel in
     Ohnmacht, während Senorita Lolita noch tiefer in ihrem Stuhl versank.
    »Ein doppelter Schurke
     bist du, da du Frauen Angst machst!«, rief Don Carlos wütend
     aus. »Da Weigerung den Tod bedeutet, sollst du Speis und Trank
     haben. Aber ich bitte dich, caballero genug zu sein, mir zu gestatten,
     meine Frau in ein anderes Zimmer zu bringen und eine Dienerin zu rufen,
     die sich ihrer annimmt.«
    »Ohne Frage«,
     sagte Senor Zorro. »Die Senorita jedoch bleibt hier als Bürgschaft
     für Euer Wohlverhalten und Eure Wiederkehr.«
    Don Carlos warf einen kurzen
     Blick auf den Mann, dann auf seine Tochter, und er sah, dass diese keine
     Angst hatte. Er nahm seine Frau in die Arme und trug sie durch die Tür,
     nicht ohne nach seinen Dienern zu brüllen.
    Senor Zorro trat um das
     Tischeck, verneigte sich noch einmal vor Lolita und ließ sich auf
     einem Stuhl neben dem ihren nieder.
    »Dies ist reine Tollkühnheit,
     gewiss, doch musste ich Euer strahlendes Gesicht wiedersehen«, erklärte
     er.
    »Senor!«
    »Euer Anblick heute
     Nachmittag hat mein Herz in Brand gesteckt, Senorita. Die Berührung
     Eurer Hand hauchte mir neues Leben ein.«
    Lolita wandte sich ab, das
     Gesicht glühend rot. Senor Zorro rückte den Stuhl näher und
     griff nach ihrer Hand, doch sie entzog sich ihm.
    »Die Sehnsucht, den
     Wohlklang Eurer Stimme wiederzuhören, Senorita, mag mich wohl noch
     oft hierherlocken«, sagte er.
    »Senor! Ihr dürft
     niemals wiederkehren! Heute Nachmittag war ich nachsichtig Euch gegenüber,
     aber das kann ich nicht noch einmal sein. Das nächste Mal werde ich
     schreien, und man wird Euch ergreifen.«
    »Zu solcher Grausamkeit
     wärt Ihr nicht fähig!«
    »Ihr würdet Euer
     Schicksal selbst herbeiführen, Senor.«
    Da nun Don Carlos wieder den
     Raum betrat, erhob sich Senor Zorro und verneigte sich ein weiteres Mal.
    »Ich darf vermuten,
     Eure Gattin hat ihre Ohnmacht überwunden?«, erkundigte er sich.
     »Ich bedaure zutiefst, dass meine arme Pistole sie derart
     erschreckte.«
    »Es geht ihr bereits
     besser«, erwiderte Don Carlos.
    »Wenn ich mich recht
     entsinne, wünschtet Ihr zu essen und zu trinken. Wenn ich so überlege,
     Senor, dann habt Ihr in der Tat einiges vollbracht, das ich bewundere, und
     ich schätze mich glücklich, Euch für eine Weile meine
     Gastfreundschaft gewähren zu dürfen. Ein Diener wird Euch auf
     der Stelle etwas bringen.«
    Don Carlos trat an die Tür,
     rief einen Indianer und gab seine Anweisungen. Er war sehr zufrieden mit
     sich. Seine Frau in das andere Zimmer zu tragen hatte ihm seine große
     Chance eröffnet. Denn auf seinen Ruf hin waren Diener erschienen,
     darunter auch einer, dem er vertraute. Don Carlos hatte den Mann
     angewiesen, das schnellste Pferd zu nehmen und wie der

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