Im Zeichen des Zorro
Gouverneur schickt uns deswegen schon seinen Kurier mit höhnenden
Briefen. Dieser Senor Zorro ist ein gewitzter Herr, aber gefangen wird er
doch!«
Capitán Ramón
trat weiter in das Zimmer hinein, erblickte die Damen, zog die Mütze
und verbeugte sich vor ihnen.
»Ihr müsst mein
tollkühnes Eindringen verzeihen«, sagte er. »Wenn ein
Offizier im Dienst ist -«
»Unsere Verzeihung sei
Euch gerne gewährt«, erwiderte Dona Catalina. »Ihr kennt
meine Tochter?«
»Ich hatte noch nicht
die Ehre.«
Die Dona stellte die beiden
einander vor, dann zog Lolita sich wieder in ihre Ecke zurück und
betrachtete den Soldaten. Er war nicht übel anzusehen — groß
und aufrecht, mit einer blitzenden Uniform und einem Säbel, der an
seiner Seite baumelte. Und was den Hauptmann anging, er hatte Senorita
Lolita noch nie in Augenschein genommen, denn seine Versetzung von Santa
Barbara auf den Posten in Reina de los Angeles lag erst einen Monat zurück.
Aber jetzt, da er sie einmal
angesehen hatte, schaute er gleich ein zweites und ein drittes Mal. In
seinen Augen blitzte ein spontanes Leuchten auf, das Dona Catalina sehr
gefiel. Wenn Lolita schon Don Diego Vega nicht mit Wohlwollen betrachten
konnte, dann brachte sie dieses Wohlwollen ja vielleicht Capitán
Ramón entgegen, und sie mit einem Offizier zu vermählen, hieße,
dass der Familie Pulido zumindest ein gewisser Schutz zuteil würde.
»Jetzt in der
Dunkelheit kann ich meine Männer nicht finden«, sagte der
Hauptmann, »daher werde ich, wenn das nicht zu vermessen ist, bis zu
ihrer Rückkehr hier warten.«
»Tut das«,
erwiderte Don Carlos. »Setzt Euch, Senor, und ich werde einen Diener
Wein bringen lassen.«
»Die Glückssträhne
dieses Senor Zorro ist so gut wie beendet«, erklärte der
Hauptmann, nachdem er den Wein gekostet und für hervorragend befunden
hatte. »Dann und wann taucht ein Mann von seiner Art auf und hält
sich eine kleine Weile, aber lange überdauern sie nie. Am Schluss
trifft sie alle ihre gerechte Strafe.«
»Das ist wohl wahr«,
erwiderte Don Carlos. »Der Bursche prahlte den ganzen Abend lang mit
seinen Heldentaten.«
»Ich war Kommandant in
Santa Barbara, als er seinen berühmten Abstecher dorthin gemacht hat«,
führte der Hauptmann aus. »Ich war gerade bei einer der edlen
Familien zu Besuch, andernfalls wäre die Geschichte wohl anders
verlaufen. Und als heute Abend der Alarm kam, befand ich mich nicht in der
Garnison, sondern auf dem Landsitz eines Freundes. Sowie mir die Nachricht
überbracht wurde, machte ich mich auf den Weg. Es scheint ganz so,
als wüsste dieser Senor Zorro, wo ich mich gerade aufhalte, und
sorgte dann dafür, dass ich nicht in der Lage bin, mit ihm
aneinanderzugeraten. Eines Tages aber, hoffe ich, wird es mir dennoch
gelingen.«
»Und Ihr denkt, Ihr könnt
ihn bezwingen, Senor?«, fragte Dona Catalina.
»Zweifellos! Soweit ich
weiß, ist er bestenfalls ein Handwerker der Klinge. Er hat meinen
Sargento zum Narren gehalten, aber das ist eine andere Geschichte - und
wenn ich nicht falsch informiert bin, hatte er auch eine Pistole in der
Hand, während er focht. Ich würde kurzen Prozess mit dem
Burschen machen.«
In einer Ecke des Zimmers
stand ein Schrank, dessen Tür sich jetzt einen Spaltbreit öffnete.
»Der Kerl würde
seinen Tod bis zum Letzten auskosten können«, fuhr Capitán
Ramón fort. »Er ist grausam im Umgang mit den Menschen. Er tötet
aus schierer Wollust, sagt man. Es heißt, im Norden habe er ein
Regiment des Schreckens geführt, bei San Francisco de Asis. Wahllos
schlachtete er Männer ab, entehrte Frauen —«
Die Schranktür wurde
aufgerissen - und Senor Zorro trat in das Zimmer.
»Für diese
Behauptung werde ich Euch zur Rechenschaft ziehen, Senor, denn sie ist
niederträchtig und falsch!«
Don Carlos fuhr herum, wobei
ihm der Mund vor Staunen offen stehen blieb. Dona Catalina bekam plötzlich
schwache Knie und sank auf einem Stuhl
zusammen. Senorita Lolita erfüllte dieser Satz mit einigem Stolz und
großer Angst um den Mann mit der Maske.
»Ich - ich dachte, Ihr
wärt geflüchtet«, sagte Don Carlos tonlos.
»Ha! Das war nichts als
eine Finte. Mein Pferd ist auf und davon - ich nicht.«
»Dann wird es diesmal
auch keine Flucht mehr für Euch geben!«, rief Capitán
Ramón und zog den Säbel.
»Zurück, Senor!«,
rief Zorro, der
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