Im Zeichen des Zorro
unvermittelt eine Pistole zum Vorschein brachte. »Liebend
gerne werde ich den Kampf mit Euch aufnehmen, aber es muss ein gerechter
Kampf sein. Don Carlos, nehmt Eure Frau und Tochter und zieht Euch in die
Ecke zurück, während ich mit diesem Verkünder von
Falschheiten die Klingen kreuze. Ich lege keinen Wert darauf, dass meine
Anwesenheit hier überall bekannt gemacht wird!«
»Ich dachte …
Ihr wärt geflüchtet!«, staunte Don Carlos noch einmal,
offenkundig unfähig, etwas anderes zu denken, und tat, was Senor
Zorro befohlen hatte.
»Eine Finte!«,
wiederholte der Gesetzlose lachend. »Es ist ein edles Pferd, das ich
mein Eigen nenne. Ihr habt vielleicht einen eigenartigen Ruf aus meinem
Mund vernommen? Das Tier ist darauf abgerichtet, nach diesem Ruf zu
handeln. Es galoppiert dann davon, wobei es beträchtlichen Lärm
verursacht, damit die Soldaten ihm folgen. Und wenn es eine gewisse
Strecke gelaufen ist, biegt es um eine Ecke und bleibt stehen. Nachdem die
Verfolger dann an ihm vorbeigezogen sind, kehrt es zurück, um meine
weiteren Befehle abzuwarten. Zweifellos steht es bereits wieder hinter dem
Patio. Ich werde den Hauptmann also bestrafen und dann aufsteigen und
davonreiten.«
»Mit einer Pistole in
der Hand!«, rief Ramón aufgebracht.
»Ich lege die Pistole
auf dem Tisch ab - so. Hier bleibt sie liegen, falls Don Carlos mit den
Damen in der Ecke bleibt. Also dann, Capitán!«
Senor Zorro zückte die
Klinge, und mit einem Freudenschrei kreuzte Capitán Ramón
sie mit der seinen. Capitán Ramón war weithin als
meisterhafter Fechter bekannt, und auch Senor Zorro war dieser Ruf
offenbar zu Ohren gekommen, denn er war zu Beginn vorsichtig und gab sich
keine Blöße, verteidigte eher, als dass er angriff.
Der Capitán drängte
ihn zurück, und seine Klinge zuckte wie Lichtblitze im Sturmhimmel.
Inzwischen stand Senor Zorro fast an der Wand bei der Küchentür,
und in den Augen des Hauptmanns flackerte bereits das Leuchten des
Triumphes auf. Er focht rasant, gönnte dem Banditen keine Ruhepause,
wich nicht vom Fleck und ließ seinen Gegner nicht von der Wand.
Dann lachte Senor Zorro in
sich hinein. Denn nun hatte er den Kampfstil des anderen durchschaut und
sich seine Taktik zurechtgelegt. Der Hauptmann wich ein wenig zurück,
als die Verteidigung in einen Angriff überging, der ihn überraschte.
Senor Zorro fing an, leise zu lachen.
»Es wäre eine
Schande, Euch zu töten«, sagte er. »Ihr seid ein
hervorragender Offizier, wie ich hörte, und von denen kann die Armee
einige gebrauchen. Aber Ihr habt Lügen über mich verbreitet, und
nun müsst Ihr den Preis dafür zahlen. Ich werde jetzt zustechen,
allerdings so, dass Euer Leben Euch nicht entfleuchen wird, wenn ich die
Klinge zurückziehe.«
»Prahler!«,
knurrte der Hauptmann.
»Das werden wir ja
gleich sehen. Ha! Da hatte ich Euch schon fast so weit, Capitän. Ihr
seid gewitzter als Euer dicker Sargento, aber nicht annähernd gewitzt
genug. Auf welcher Seite wollt Ihr lieber getroffen werden — links
oder rechts?«
»Wenn Ihr Euch so
sicher seid, durchstoßt mir die rechte Schulter«, sagte der
Hauptmann.
»Deckt sie nur gut ab,
Capitán, denn ich werde Euren Wunsch erfüllen. Ha!«
Der Hauptmann tänzelte
im Kreis, versuchte, sich so zu stellen, dass das Licht der Kerzen dem
Banditen in die Augen fiel, aber daraufließ Senor Zorro sich nicht
ein. Er zwang den Hauptmann dazu, wieder zurückzuweichen, drängte
ihn in eine Ecke.
»Es ist so weit, Capitán!«,
rief er aus.
Und damit durchstieß er
ihm die rechte Schulter, wie es der Hauptmann verlangt hatte, und drehte
die Klinge ein wenig, während er sie wieder herauszog. Er hatte recht
tief getroffen, und Capitán Ramón fiel, von einer plötzlichen
Schwäche übermannt, zu Boden.
Senor Zorro trat zurück
und steckte den Degen in die Scheide.
»Ich muss die Damen für
dieses Schauspiel um Vergebung bitten«, sagte er. »Seid
versichert, dass ich dieses Mal tatsächlich gehen werde. Ihr werdet
feststellen, dass der Hauptmann nicht schwer verletzt ist, Don Carlos. Er
wird binnen Tagesfrist wieder in die Garnison zurückreiten können.«
Er zog den Sombrero und
verneigte sich tief, während Don Carlos vor sich hin stotterte und um
nichts in der Welt fähig war, eine Antwort zu geben, die angemessen
scharf und treffend gewesen wäre. Für einen Augenblick
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