Im Zeichen des Zorro
trafen
Zorros Augen die von Senorita Lolita, und er stellte mit Freude fest, dass
in den ihren keine Spur von Zurückweisung zu sehen war.
»Buenas noches«,
sagte er lachend.
Und dann stürmte er
durch die Küche in den Patio, wo sein Pferd auf ihn wartete, wie er
es vorhergesagt hatte. Behände schwang er sich in den Sattel und ritt
davon.
10
EINE SPUR VON EIFERSUCHT
Binnen einer halben Stunde
war Capitán Ramóns verwundete Schulter von Blut gereinigt
und säuberlich verbunden, und nun saß der Hauptmann an einem
Ende des Tisches, trank in kleinen Schlucken Wein und wirkte sehr bleich
und erschöpft.
Dona Catalina und Senorita
Lolita hatten großes Mitleid erkennen lassen, auch wenn Letztere
sich ein Lächeln kaum verkneifen konnte, wenn sie an die Prahlereien
des Hauptmanns dachte und sie mit dem verglich, was tatsächlich bei
der Begegnung von Capitán Ramón mit Senor Zorro geschehen
war. Don Carlos übertraf sich selbst bei dem Versuch, es dem
Hauptmann so bequem wie nur irgend möglich zu machen, denn Einfluss
bei der Armee zu haben, war gut, und er hatte dem Offizier bereits
dringend nahegelegt, doch bis die Wunde verheilt wäre, einige Tage
auf der Hacienda zu verbringen.
Nach einem tiefen Blick in
die Augen von Senorita Lolita erwiderte der Hauptmann, mit Freuden werde
er zumindest für einen Tag bleiben, und er versuchte sich in höflicher
und geistreicher Konversation — ein Bemühen, das jedoch kläglich
scheiterte.
Erneut vernahm man das
Trommeln von Pferdehufen, und Don Carlos ließ einen Diener die Tür
öffnen, damit das Licht nach draußen fiele, denn sie nahmen an,
es handle sich um einen der zurückkehrenden Soldaten.
Der Reiter kam näher und
hielt sogleich vor dem Haus an, woraufhin der Diener nach draußen
eilte, um sich um das Tier zu kümmern.
Es verging eine kurze Weile,
während derer die Bewohner des Hauses rein gar nichts hörten,
dann ertönten Tritte auf der Veranda, und Don Diego stand in der Tür.
»Ah!«, rief er,
als falle ihm ein Stein vom Herzen. »Mit Freuden sehe ich Euch
wohlauf und am Leben!«
»Don Diego!«,
staunte der Herr des Hauses. »Ihr habt den Ritt aus dem Ort zum
zweiten Mal am selben Tag unternommen?«
»Und werde darüber
sicherlich noch erkranken«, sagte Don Diego. »Ich fühle
mich jetzt schon ganz steif und mein Rücken schmerzt. Und doch schien
mir, ich müsse hereilen. Man schlug Alarm, und es wurde verbreitet,
dieser Senor Zorro, der Straßenräuber, habe der Hacienda einen
Besuch abgestattet. Ich sah, wie die Soldaten in diese Richtung
davonpreschten, und Furcht befiel mein Herz. Ich bin sicher, Don Carlos,
Ihr habt Verständnis dafür.«
»Ich verstehe Euch
vollkommen, caballero«, erwiderte Don Carlos, der ihn anstrahlte und
einen Seitenblick auf Senorita Lolita warf.
»Ich glaubte, es sei
meine - äh - Pflicht, die Reise auf mich zu nehmen. Und nun muss ich
feststellen, es war alles umsonst — ihr seid allesamt wohlauf und
munter. Wie das?«
Lolita rümpfte die Nase,
aber Don Carlos beeilte sich, eine Antwort zu geben.
»Der Bursche war hier,
aber er nahm Reißaus, nachdem er Capitán Ramón die
Schulter durchbohrte.«
»Oh!«, sagte Don
Diego, als er sich auf einen Stuhl fallen ließ. »Da habt Ihr
also seinen Stahl zu spüren bekommen, was, Capitán? Das sollte
Eure Rachegelüste kräftig anheizen. Eure Männer sind dem
Halunken auf den Fersen?«
»Allerdings«,
erwiderte der Hauptmann kurz angebunden, denn er wollte nicht hören müssen,
dass er im Kampf besiegt worden war. »Und sie werden ihm so lange im
Nacken hängen, bis er geschnappt ist. Ich habe da einen bulligen
Feldwebel, Gonzales - Ihr seid, soviel ich weiß, mit ihm befreundet,
Don Diego -, der darauf brennt, ihn zu verhaften und die Belohnung des
Gouverneurs einzustreichen. Sowie er zurückkommt, werde ich ihm den
Befehl geben, den Strauchdieb so lange zu verfolgen, bis die Sache
erledigt ist.«
»Lasst mich der
Hoffnung Ausdruck verleihen, dass die Bemühungen der Soldaten von
Erfolg gekrönt sein mögen, Senor. Der Schurke hat Don Carlos und
die Damen belästigt - und Don Carlos ist mein Freund. Und das soll
ein jeder wissen.«
Don Carlos strahlte und Dona
Catalina lächelte auf das Berückendste. Nur Senorita Lolita kämpfte
darum, ihre Oberlippe unter Kontrolle zu behalten, damit diese sich nicht
vor Verachtung
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