Im Zeichen des Zorro
soll. Natürlich ist das alles sehr ärgerlich,
doch man soll den Vater ehren.«
Lolita biss sich in ihrer
unvermittelten Wut auf die Lippen. Ob schon jemals einem Mädchen so
der Hof gemacht worden ist?, fragte sie sich.
»Ich werde mich so
schnell wie möglich entscheiden, Senor«, sagte sie schließlich.
»Wird dieser Capitán
Ramón sich eigentlich länger auf der Hacienda aufhalten?«
In Lolitas Busen keimte ein
wenig Hoffnung. Wäre es möglich, dass Don Diego Vega eifersüchtig
war? Wenn das der Fall wäre, dann steckte ja womöglich doch noch
etwas von einem Mann in ihm. Vielleicht würde er ja aufwachen, Liebe
und Leidenschaft würden über ihn kommen und er wäre wie
andere junge Männer auch.
»Mein Vater hat ihn
aufgefordert, zu bleiben, bis er die Rückreise in die Garnison
antreten kann«, erwiderte sie.
»Er kann sofort
abreisen. Eine Schramme, mehr nicht.«
»Wollt Ihr denn noch
heute zurückreiten?«, fragte sie.
»Es wird mich
wahrscheinlich die Gesundheit kosten, aber ich muss zurück. Es gibt
gewisse Dinge, die meine Anwesenheit am frühen Morgen erforderlich
machen. Geschäfte sind so unglaublich lästig.«
»Vielleicht würde
mein Vater Euch ja die Kutsche zur Verfügung stellen.«
»Ah! Das wäre eine
Gnade, wenn er das täte. In einer Kutsche ließe sich ein wenig
schlummern.«
»Aber was, wenn dieser
Strauchdieb Euch auflauert?«
»Ich brauche keine
Angst zu haben, Senorita. Bin ich denn nicht reich? Könnte ich mich
vielleicht nicht freikaufen?«
»Ihr würdet eher Lösegeld
bezahlen, als den Kampf aufnehmen, Senor?«
»Ich habe jede Menge
Geld, aber nur ein einziges Leben, Senorita. Wäre es weise, das
Risiko, mein Leben zu verlieren, in Kauf zu nehmen?«
»Es wäre das, was
einem Mann gebührt, oder nicht?«, fragte sie.
»Jedes männliche
Wesen kann sich zuweilen auch männlich benehmen, aber nur ein
schlauer Fuchs wird sich als weiser Mann erweisen«, sagte er.
Don Diego lachte leise, als
koste es ihn Mühe, und beugte sich vor, um mit gesenkter Stimme
weiterzusprechen.
Am anderen Ende des Zimmers
gab Don Carlos sein Bestes, um es Capitán Ramón behaglich zu
machen. Er war froh, dass dieser und Don Diego fürs Erste nicht
weiter aneinandergeraten würden.
»Don Carlos«,
sagte der Hauptmann, »ich entstamme einer edlen Familie, und der
Gouverneur ist mir wohlgesonnen, wie Ihr zweifellos gehört habt. Ich
bin erst dreiundzwanzig Jahre alt, ansonsten hätte ich zweifellos
bereits einen höheren Rang inne. Doch meine Zukunft ist gesichert.«
»Ich bin entzückt,
das zu hören, Senor.«
»Heute Abend habe ich
Eure Tochter zum ersten Mal erblickt, Senor, und sie hat mich gefangen
genommen. Niemals sah ich solche Anmut und Schönheit, niemals solch
strahlende Augen! Ich erbitte Eure Erlaubnis, Senor, der Senorita den Hof
machen zu dürfen.«
11
DREI VEREHRER
Jetzt steckte Don Carlos in
der Klemme. Er hatte kein Verlangen, Don Diego Vega oder einen Mann, der
beim Gouverneur so hoch angesehen war, zu verstimmen. Aber wie sollte er
das vermeiden? Wenn Lolita ihr Herz nicht dazu erweichen konnte, Don Diego
zu erhören, vielleicht würde sie ja Capitán Ramón
lieben lernen. Nach Don Diego war dieser Fraglos der beste denkbare
Schwiegersohn in der näheren Umgebung.
»Eure Antwort, Senor?«,
verlangte der Hauptmann zu wissen.
»Ich bin sicher, Ihr
werdet das nicht missverstehen, Senor«, raunte Don Carlos. »Ich
muss ein wenig ausholen.«
»Fahrt fort, Senor.«
»Erst heute Morgen
stellte mir Don Diego Vega dieselbe Frage.«
»Ha!«
»Sein Blut und seine
Familie sind Euch bekannt, Senor. Hätte ich ihn abweisen können?
Das wäre nicht recht gewesen. Aber dies will ich Euch sagen —
die Senorita wird sich mit niemandem vermählen, es sei denn, sie wünscht
es. Daher hat Don Diego meine Erlaubnis, ihr den Hof zu machen. Sollte er
aber nicht imstande sein, ihr Herz zu gewinnen …«
»So bin ich an der
Reihe?«, fragte der Hauptmann.
»Ihr habt mein Einverständnis,
Senor. Natürlich, Don Diego ist reich, Ihr aber seid verwegen,
wogegen Don Diego — ich meine, er ist mehr …«
»Ich verstehe
vollkommen, Senor«, meinte der Hauptmann mit einem Lachen. »Er
ist nicht gerade ein tollkühner caballero. Sollte Eure Tochter nicht
Reichtümer einem wahren Mann vorziehen …«
»Meine Tochter wird der
Stimme ihres Herzens folgen, Senor!«,
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