Im Zeichen des Zorro
saß und einen Brief las, den er anscheinend gerade erst abgefasst
hatte. Capitán Ramón sprach mit sich selbst, wie es böse
Menschen so gerne tun.
»Das dürfte der hübschen
Senorita gewaltige Sorgen bereiten«, sagte er. »Das wird sie
lehren, ihren Spott mit einem Offizier der Truppen Seiner Exzellenz zu
treiben. Wenn ihr Vater erst unter der Anklage des Hochverrats im cárcel
sitzt und all sein Besitz konfisziert ist, dann wird sie vielleicht anhören,
was ich ihr zu sagen habe.«
Senor Zorro hatte keine
Schwierigkeiten, die Worte zu verstehen. Er erriet sofort, dass Capitán
Ramón einen Rachefeldzug geplant hatte, dass er den Pulido Unheil
bringen wollte. Unter der Maske färbte sich Senor Zorros Gesicht rot
vor Wut.
Er stieg von dem Stapel
Adobeziegel herab und schlich an der Wand entlang, bis er an der Ecke des
Gebäudes angekommen war. In einer Halterung an der Seite des
Eingangstores brannte eine Fackel, und der letzte einsatzbereite Mann, der
der Garnison verblieben war, schritt, mit Pistole im Gürtel und Säbel
an der Seite, vor dem Eingang auf und ab.
Senor Zorro merkte sich, wie
lange der Mann brauchte, um seine Wege zurückzulegen. Er schätzte
die Entfernung ab, und in dem Moment, in dem der Mann sich umdrehte, um
den Rückweg anzutreten, stürzte sich der Maskierte auf ihn.
Seine Hände schlössen
sich um die Kehle des Soldaten, während die Knie den Mann im Rücken
trafen. Sofort lagen beide auf dem Boden, wobei der überraschte
Kavallerist jetzt tat, was in seiner Macht stand, um sich zur Wehr zu
setzen. Aber Senor Zorro, der wusste, dass schon das leiseste Geräusch
seinen Tod bedeuten konnte, brachte den Mann zum Schweigen, indem er ihm
den Griff seiner schweren Pistole gegen die Schläfe schlug.
Er zerrte den bewusstlosen
Soldaten zurück in das Dunkel, knebelte ihn mit einem Stofffetzen,
den er vom Rand seines Umhangs abgerissen hatte, dann fesselte er ihn an Händen
und Füßen mit weiteren Stoffstücken. Danach hüllte er
seinen Mantel um sich, sah nach seiner Pistole, horchte einen Moment, um
sicherzugehen, dass der kurze Kampf mit dem Soldaten nicht die
Aufmerksamkeit derer im Inneren des Gebäudes geweckt hatte, und schlüpfte
noch einmal auf das Tor zu.
Augenblicke später
befand er sich im Inneren. Vor ihm lag der große Mannschaftsraum.
Hier befanden sich einige lange Tische und Schlafkojen, Weinbecher,
Pferdegeschirr, Sättel und Zaumzeug. Senor Zorro warf nicht mehr als
einen Blick darauf, um sicherzugehen, dass niemand dort war, dann trat er
geschmeidig und beinahe lautlos zur Tür hinüber, die zum
Dienstzimmer des Kommandanten führte.
Er stellte sicher, dass seine
Pistole feuerbereit war, dann stieß er kühn die Tür auf.
Capitán Ramón saß mit dem Rücken zu ihr und
wirbelte jetzt mit einem Knurren auf den Lippen in seinem Stuhl herum, da
er dachte, einer seiner Soldaten sei ohne vorheriges Anklopfen
eingetreten, und er war drauf und dran, dem Mann eine Rüge zu
erteilen.
»Keinen Laut, Senor«,
warnte der Bandit. »Ihr seid ein toter Mann, sobald auch nur das
geringste Ächzen über Eure Lippen kommt.«
Er blickte den Kommandanten
durchdringend an, schloss die Tür hinter sich und trat weiter in das
Zimmer. Er ging nur langsam voran, ohne zu sprechen, die Pistole
feuerbereit vor sich ausgestreckt. Capitán Ramón hatte die Hände
von sich gestreckt, sein Gesicht war weiß geworden.
»Ich halte diesen
Besuch für unumgänglich, Senor«, erklärte Zorro.
»Ich bin nicht gekommen, um die Anmut Eures Antlitzes zu bewundern.«
»Was macht Ihr hier?«,
fragte der Hauptmann, der den Befehl, keinen Laut zu verursachen,
missachtete und dennoch mit einer Stimme sprach, die kaum mehr als ein Flüstern
war.
»Ich warf zufällig
einen Blick durch das Fenster, Senor. Ich sah einen Brief vor Euch auf dem
Tisch liegen und ich hörte Euch sprechen. Selbstgespräche zu führen
ist eine schlechte Angewohnheit. Wärt Ihr still gewesen, hätte
ich mich womöglich wieder meinen eigenen Angelegenheiten gewidmet.
Aber so —«
»Was, Senor?«,
wollte der Hauptmann wissen, der ein wenig von seiner alten Arroganz
wiederfand.
»Ich glaube, ich werde
den Brief jetzt lesen.«
»Meine militärischen
Angelegenheiten interessieren Euch tatsächlich so sehr?«
»Was das angeht, so
decken wir darüber lieber den Mantel des Schweigens, Senor.
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