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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnston McCulley
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saß und einen Brief las, den er anscheinend gerade erst abgefasst
     hatte. Capitán Ramón sprach mit sich selbst, wie es böse
     Menschen so gerne tun.
    »Das dürfte der hübschen
     Senorita gewaltige Sorgen bereiten«, sagte er. »Das wird sie
     lehren, ihren Spott mit einem Offizier der Truppen Seiner Exzellenz zu
     treiben. Wenn ihr Vater erst unter der Anklage des Hochverrats im cárcel
     sitzt und all sein Besitz konfisziert ist, dann wird sie vielleicht anhören,
     was ich ihr zu sagen habe.«
    Senor Zorro hatte keine
     Schwierigkeiten, die Worte zu verstehen. Er erriet sofort, dass Capitán
     Ramón einen Rachefeldzug geplant hatte, dass er den Pulido Unheil
     bringen wollte. Unter der Maske färbte sich Senor Zorros Gesicht rot
     vor Wut.
    Er stieg von dem Stapel
     Adobeziegel herab und schlich an der Wand entlang, bis er an der Ecke des
     Gebäudes angekommen war. In einer Halterung an der Seite des
     Eingangstores brannte eine Fackel, und der letzte einsatzbereite Mann, der
     der Garnison verblieben war, schritt, mit Pistole im Gürtel und Säbel
     an der Seite, vor dem Eingang auf und ab.
    Senor Zorro merkte sich, wie
     lange der Mann brauchte, um seine Wege zurückzulegen. Er schätzte
     die Entfernung ab, und in dem Moment, in dem der Mann sich umdrehte, um
     den Rückweg anzutreten, stürzte sich der Maskierte auf ihn.
    Seine Hände schlössen
     sich um die Kehle des Soldaten, während die Knie den Mann im Rücken
     trafen. Sofort lagen beide auf dem Boden, wobei der überraschte
     Kavallerist jetzt tat, was in seiner Macht stand, um sich zur Wehr zu
     setzen. Aber Senor Zorro, der wusste, dass schon das leiseste Geräusch
     seinen Tod bedeuten konnte, brachte den Mann zum Schweigen, indem er ihm
     den Griff seiner schweren Pistole gegen die Schläfe schlug.
    Er zerrte den bewusstlosen
     Soldaten zurück in das Dunkel, knebelte ihn mit einem Stofffetzen,
     den er vom Rand seines Umhangs abgerissen hatte, dann fesselte er ihn an Händen
     und Füßen mit weiteren Stoffstücken. Danach hüllte er
     seinen Mantel um sich, sah nach seiner Pistole, horchte einen Moment, um
     sicherzugehen, dass der kurze Kampf mit dem Soldaten nicht die
     Aufmerksamkeit derer im Inneren des Gebäudes geweckt hatte, und schlüpfte
     noch einmal auf das Tor zu.
    Augenblicke später
     befand er sich im Inneren. Vor ihm lag der große Mannschaftsraum.
     Hier befanden sich einige lange Tische und Schlafkojen, Weinbecher,
     Pferdegeschirr, Sättel und Zaumzeug. Senor Zorro warf nicht mehr als
     einen Blick darauf, um sicherzugehen, dass niemand dort war, dann trat er
     geschmeidig und beinahe lautlos zur Tür hinüber, die zum
     Dienstzimmer des Kommandanten führte. 
    Er stellte sicher, dass seine
     Pistole feuerbereit war, dann stieß er kühn die Tür auf.
     Capitán Ramón saß mit dem Rücken zu ihr und
     wirbelte jetzt mit einem Knurren auf den Lippen in seinem Stuhl herum, da
     er dachte, einer seiner Soldaten sei ohne vorheriges Anklopfen
     eingetreten, und er war drauf und dran, dem Mann eine Rüge zu
     erteilen.
    »Keinen Laut, Senor«,
     warnte der Bandit. »Ihr seid ein toter Mann, sobald auch nur das
     geringste Ächzen über Eure Lippen kommt.«       
    Er blickte den Kommandanten
     durchdringend an, schloss die Tür hinter sich und trat weiter in das
     Zimmer. Er ging nur langsam voran, ohne zu sprechen, die Pistole
     feuerbereit vor sich ausgestreckt. Capitán Ramón hatte die Hände
     von sich gestreckt, sein Gesicht war weiß geworden.
    »Ich halte diesen
     Besuch für unumgänglich, Senor«, erklärte Zorro.
     »Ich bin nicht gekommen, um die Anmut Eures Antlitzes zu bewundern.«
    »Was macht Ihr hier?«,
     fragte der Hauptmann, der den Befehl, keinen Laut zu verursachen,
     missachtete und dennoch mit einer Stimme sprach, die kaum mehr als ein Flüstern
     war.
    »Ich warf zufällig
     einen Blick durch das Fenster, Senor. Ich sah einen Brief vor Euch auf dem
     Tisch liegen und ich hörte Euch sprechen. Selbstgespräche zu führen
     ist eine schlechte Angewohnheit. Wärt Ihr still gewesen, hätte
     ich mich womöglich wieder meinen eigenen Angelegenheiten gewidmet.
     Aber so —«
    »Was, Senor?«,
     wollte der Hauptmann wissen, der ein wenig von seiner alten Arroganz
     wiederfand.
    »Ich glaube, ich werde
     den Brief jetzt lesen.«
    »Meine militärischen
     Angelegenheiten interessieren Euch tatsächlich so sehr?«
    »Was das angeht, so
     decken wir darüber lieber den Mantel des Schweigens, Senor.

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