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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnston McCulley
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erwiderte er. »Eure Hand — doch nicht die
     Lippen.«
    »Ihr demütigt
     mich, Senor. Ich war so kühn, Euch das Angebot zu machen, und Ihr
     lehnt ab?«
    »Euch soll keine
     Schmach zuteilwerden«, antwortete er. Er neigte sich geschwind, hob
     den Rand der Maske, und sanft berührten seine Lippen ihre.
    »Ach, Senorita«,
     sagte er. »Wäre ich doch ein ehrenhafter Mann, frei könnte
     ich meine Liebe zu Euch bekennen. Mein Herz ist voll nur von der Liebe zu
     Euch.«
    »Und das meine von
     Liebe zu Euch.«
    »Dies ist Wahnsinn.
     Niemand darf davon erfahren.«
    »Ich fürchte mich
     nicht, es aller Welt zu verkünden, Senor!«
    »Bedenkt Euren Vater
     und sein Los! Don Diego!«
    »Ich liebe nur Euch,
     Senor.«
    »Ihr habt das Leben
     einer hochgestellten Dame vor Euch! Glaubt Ihr denn, ich wusste nicht,
     dass Don Diego der Mann war, den Ihr meintet, als wir uns im Patio Eures
     Vaters unterhielten? Dies hier ist nur eine flüchtige Laune, mehr
     nicht, Senorita.«
    »Liebe ist es, Senor,
     gleich ob sie Erfüllung findet oder nicht. Und eine Pulido liebt
     nicht zweimal.«
    »Kann sie denn zu etwas
     anderem führen als Kummer und Leid?«
    »Wir werden sehen. Gott
     ist gut.«
    »Wahnsinn ist es
     —«
    »Süßer Wahn,
     Senor.«
    Er schlang den Arm um sie,
     neigte noch einmal den Kopf, und wieder schloss sie die Augen und empfing
     seinen Kuss, den Kuss, der dieses Mal eine kleine Ewigkeit zu dauern
     schien. Sie unternahm keinen Versuch, sein Gesicht zu sehen.
    »Ich könnte hässlich
     sein«, sagte er.
    »Aber ich liebe Euch.«
    »Entstellt, Senorita.«
    »Und dennoch liebe ich
     Euch.«
    »Welche Hoffnung kann für
     uns bestehen?«
    »Geht, Senor, bevor
     meine Eltern zurückkehren. Ich werde nichts sagen, als dass Ihr meine
     Ehre gerettet habt und dann Eurer Wege gegangen seid. Sie werden glauben,
     Ihr wärt gekommen, um Don Diego auszurauben. Und werdet ehrbar,
     Senor, um meinetwillen. Werdet ehrbar, sage ich, und bekennt Euch zu mir.
     Niemand kennt Euer Gesicht, und wenn Ihr die Maske für immer ablegt,
     wird niemand je um Eure Schuld wissen. Schließlich seid Ihr kein
     gemeiner Dieb. Ich weiß, warum Ihr geraubt habt — um die
     Machtlosen zu rächen, um grausame Politiker zu bestrafen, um den
     Unterdrückten beizustehen. Ich weiß, dass Ihr das, was Ihr
     erbeutet habt, den Armen gabt. Ach, Senor!«
    »Doch meine Aufgabe ist
     noch nicht erfüllt, Senorita, und ich muss sie zu Ende bringen.«
    »Dann bringt sie zu
     Ende, und die Heiligen mögen Euch beistehen, und das werden sie, da
     bin ich mir gewiss. Aber wenn sie beendet ist, kehrt zurück zu mir.
     Ich werde Euch erkennen, in welchem Gewand Ihr auch erscheinen mögt.«
    »So lange vermag ich
     nicht zu warten, Senorita. Oft werde ich Euch aufsuchen. Ich könnte
     anders nicht mehr leben.«
    »Passt auf Euch auf.«
    »Das werde ich, nun, wo
     ich doppelten Grund habe. Nie war das Leben so süß wie jetzt.«
    Langsam löste er sich
     von ihr. Er drehte sich um und blickte auf ein Fenster in der Nähe.
    »Ich muss gehen«,
     sagte er. »Ich kann nicht auf den Wein warten.«
    »Das war nur ein
     Vorwand, damit wir allein sein können«, gestand sie lächelnd.
    »Bis zum nächsten
     Mal, Senorita, auf dass es bald sein möge.«
    »Seid auf der Hut,
     Senor!«
    »Immer, Geliebte.
     Senorita, adiós!« 
    Wieder trafen sich ihre
     Augen, dann winkte er ihr zu, schlang den Mantel eng um den Leib, eilte
     auf das Fenster zu und durchsprang es. Die Finsternis draußen
     verschlang ihn.

 
    14
    CAPITÁN RAMÓN
     SCHREIBT EINEN BRIEF
    Als er sich aus dem Staub vor
     Don Diego Vegas Haus erhoben hatte, eilte Capitán Ramón
     durch die Dunkelheit auf den Weg, der über den Hang zur Garnison
     hinaufführte.
    Sein Blut kochte vor Wut,
     sein Gesicht war violett angelaufen vor Zorn. Nicht mehr als ein halbes
     Dutzend Männer hielten sich noch in der Garnison auf, denn der Großteil
     derer, die hier stationiert waren, war mit Sargento Gonzales gegangen, und
     von dem verbliebenen halben Dutzend waren vier im Krankenstand und zwei
     wurden als Wachtposten gebraucht.
    Daher konnte Capitán
     Ramón keine Männer hinunter zum Haus Vega schicken, um dort
     eine Gefangennahme des Banditen zu erzwingen; weiter, so überlegte
     er, würde Senor Zorro ohnehin nur wenige Augenblicke dort verweilen,
     bevor er wieder in der Nacht verschwand, denn der Maskierte stand in dem
     Ruf, niemals lange am selben Ort zu bleiben.
    Außerdem hatte Capitán
     Ramón

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