Im Zeichen des Zorro
Instruktionen in dieser Angelegenheit. Ich darf hinzufügen,
dass jener Don Carlos mich in seiner Gegenwart kaum mit dem gebührenden
Respekt behandelt hat und dass seine Tochter, Senorita Lolita, die ihre
Bewunderung für diesen Strauchdieb kaum verbergen konnte, für
die Bemühungen der Soldaten, ihn zu ergreifen, nur Spott übrig
hatte.
Des Weiteren gibt es
Hinweise darauf dass eine berühmte und wohlhabende Familie in der
Gegend nicht mit unbedingter Loyalität zu Eurer Exzellenz steht; Ihr
werdet jedoch Verständnis für die Tatsache aufbringen, dass es
mir nicht möglich ist, in einem Kurierbrief darüber zu
schreiben.
Hochachtungsvollst
Capitän Ramón
Garnisonskommandant
Reina de los Angeles
Ramón grinste erneut,
als er den Brief schloss. Dieser letzte Absatz würde, da war er sich
sicher, den Gouverneur auf die richtige Spur bringen. Die Familie Vega war
im Grunde die einzige der berühmten und reichen, auf die die
Beschreibung zutreffen konnte. Und was die Pulido anging, konnte sich
Capitán Ramón nur allzu gut vorstellen, was mit ihnen
passieren würde. Der Gouverneur würde keine Minute zögern,
eine Strafaktion zu veranlassen, und womöglich würde sich
Senorita Lolita ohne Beschützer wiederfinden und dann nicht mehr in
der Lage sein, die Avancen eines Offiziers zurückzuweisen.
Ramón fertigte eine
zweite Version des Briefes an, damit er eine durch seinen Kurier
abschicken und die andere bei seinen Unterlagen behalten konnte für
den Fall, dass es einmal nötig werden sollte, darauf zu verweisen.
Als er die Kopie vollendet
hatte, faltete und versiegelte er das Original, dann trug er es in den
Mannschaftsraum und übergab es dem Soldaten, den er zum Kurier
bestimmt hatte. Der Soldat salutierte, eilte zu seinem Pferd und preschte
nordwärts, nach San Fernando und Santa Barbara und weiter nach San
Francisco de Asis. In seinen Ohren klang ihm noch die Order, die allergrößte
Eile walten zu lassen und sich im Namen Seiner Exzellenz an jeder
Missionsstation und in jedem Ort mit frischen Pferden zu versorgen.
Ramón kehrte in sein
Dienstzimmer zurück, schenkte sich Wein ein und las noch einmal die
Kopie des Briefes. Halb wünschte er, er hätte ihn stärker
formuliert, doch er wusste, es war besser gewesen, ihn zurückhaltend
abzufassen, denn so würde der Gouverneur ihn nicht für übertrieben
halten.
Ab und zu hielt er beim Lesen
inne, um den Namen von Senor Zorro zu verfluchen, und häufig sann er
über Senorita Lolitas Schönheit und Anmut nach und schwor sich,
sie werde bestraft werden für die Art und Weise, in der sie ihn
behandelt hatte.
Er nahm an, dass Senor Zorro
inzwischen bereits Meilen entfernt war und der Abstand zwischen ihm und
Reina de los Angeles beständig zunähme; doch darin irrte er.
Denn der Fluch von Capistrano, wie er unter den Soldaten hieß, hatte
keineswegs das Weite gesucht, nachdem er Don Diego Vegas Haus verlassen
hatte.
15
IN DER GARNISON
Senor Zorro lief durch die
Dunkelheit, bis an die Rückseite einer Indianerhütte, wo er sein
Pferd zurückgelassen hatte. Dort blieb er stehen und dachte über
die Liebe nach, die er gefunden hatte.
Sogleich lachte er bei sich,
als sei er ganz mit sich zufrieden, dann stieg er auf und ritt langsam auf
den schmalen Pfad zu, der zur Garnison führte. Er hörte, wie ein
Reiter fortgaloppierte, und nahm an, Capitán Ramón habe
einen Mann geschickt, Sargento Gonzales und seinen Trupp zurückzubeordern,
um sie auf eine frischere Spur anzusetzen.
Senor Zorro wusste um die
Sachlage in der Garnison, wusste auf den Mann genau, wie viele Soldaten
sich augenblicklich dort befanden und dass vier von ihnen im Fieber lagen
und dass nunmehr außer dem Hauptmann nur noch ein einziger gesunder
Soldat übrig war, da der andere die Garnison verlassen hatte.
Er lachte wieder und lenkte
sein Pferd langsam die Steigung hinauf, um möglichst wenig Geräusche
zu verursachen. An der Rückseite des Garnisonsgebäudes stieg er
ab und ließ die Zügel auf dem Boden schleifen, da er wusste,
dass das Tier sich nicht vom Fleck bewegen würde.
Jetzt schlich er durch die
Dunkelheit bis zur Mauer des Gebäudes und umrundete es vorsichtig,
bis er an ein Fenster kam. Er stieg auf einen Stapel Adobeziegel und spähte
hinein.
Es war Capitán Ramóns
Dienstzimmer, in das er blickte. Er sah, wie der comandante an einem Tisch
Weitere Kostenlose Bücher