Im Zeichen des Zorro
Wenn Ihr
wohl so freundlich wärt, die Hände vom Tisch zu nehmen; aber
greift nicht nach der Pistole an Eurer Hüfte, es sei denn, es
verlangt Euch danach, unverzüglich zu sterben. Ich fände es
nicht im Geringsten betrüblich, sollte ich mich gezwungen sehen, Eure
Seele ins Jenseits zu befördern.«
Der Kommandant tat, wie ihm
geheißen, und Senor Zorro trat vorsichtig näher und schnappte
sich den Brief. Dann ging er wieder ein paar Schritte zurück, wobei
er den Mann vor sich immer im Auge behielt.
»Ich werde das jetzt
lesen«, sagte er, »aber ich warne Euch, ich werde Euch
genauestens beobachten. Macht keine Bewegung, Senor, falls Ihr nicht
vorhabt, Eure Ahnen zu besuchen.«
Er las rasch, und nachdem er
geendet hatte, sah er dem Kommandanten einige Sekunden wortlos in die
Augen, wobei seine eigenen bösartig durch die Maske funkelten. Capitán
Ramón wurde es langsam ungemütlich.
Senor Zorro trat wieder an
den Tisch, sein Gegenüber immer noch im Blick, und hielt den Brief in
die Flamme einer Kerze. Er fing Feuer und fiel sogleich als Aschehäufchen
zu Boden. Senor Zorro setzte einen Fuß darauf.
»Der Brief wird nicht
zugestellt«, erklärte er. »Ihr kämpft also tatsächlich
gegen Frauen, Senor? Ein heldenhafter Offizier, eine wahre Zier für
die Truppe Seiner Exzellenz! Ich zweifle nicht, dass Euch eine Beförderung
sicher wäre, wenn er hiervon erführe. Ihr entehrt eine Senorita,
weil ihr Vater, im Augenblick wenigstens, im Unfrieden mit den Machthabern
lebt; und weil sie Euch, völlig zu Recht, abweist, habt Ihr nichts
Besseres zu tun, als ihre Familienmitglieder in Schwierigkeiten zu
bringen. Wahrlich, eine würdige Tat.«
Er kam einen Schritt näher
und beugte sich vor, die Pistole noch immer feuerbereit im Anschlag.
»Ich will nicht hören
müssen, dass Ihr einen ähnlichen Brief wie den, den ich gerade
vernichtet habe, abschickt«, sagte er. »Ich bedaure, dass Ihr
im Augenblick nicht imstande seid, mir gegenüberzutreten und die
Klinge mit mir zu kreuzen. Es wäre eine Beleidigung für meinen
Degen, Euch abzustechen, und doch würde ich es auf mich nehmen, um
die Welt von einem solchen Schuft zu befreien.«
»Kühne Worte, die
Ihr da an einen Verwundeten richtet.«
»Ohne Frage wird die
Wunde heilen, Senor. Und ich werde mich auf dem Laufenden halten, was das
angeht. Wenn sie verheilt ist und Ihr wieder bei Kräften seid, dann
werde ich mir die Mühe machen, Euch aufzustöbern und Euch zur
Rechenschaft zu ziehen für das, was Ihr heute Nacht tun wolltet. Darüber
soll zwischen uns kein Zweifel bestehen.«
Und wieder funkelten beider
Augen, eines jeden in die seines Gegenübers. Senor Zorro trat zurück
und hüllte den Mantel enger um sich. Plötzlich drangen das
Klirren von Geschirr, das Trappeln von
Pferdehufen und Sargento Gonzales' raue Stimme an ihre Ohren.
»Noch nicht absitzen!«,
rief der Feldwebel seinen Männern am Tor zu. »Ich werde nur
Bericht erstatten, dann werden wir diesem Schurken nachsetzen! Keine
Pause, bis wir ihn haben!«
Senor Zorro blickte sich
schnell im Zimmer um, denn er wusste, dass an eine Flucht durch den
Eingang jetzt nicht mehr zu denken war. Die Augen von Capitán Ramón
glitzerten vor begieriger Erwartung.
»Heda, Gonzales!«,
rief er, bevor Zorro ihn daran hindern konnte. »Zu Hilfe, Gonzales!
Zorro ist hier!«
Und dann sah er den
Gesetzlosen trotzig an, als wolle er ihn auffordern, ihn nicht zu schonen.
Aber Senor Zorro hatte, wie
es schien, kein Verlangen danach, seine Pistole abzufeuern und dem
Hauptmann das Lebenslicht auszublasen, sondern zog es vor, ihn sich für
die Klinge aufzusparen, wenn seine Schulter erst wieder verheilt wäre.
»Bleibt, wo Ihr seid!«,
befahl er und stürzte auf das nächste Fenster zu.
Der dicke Feldwebel aber
hatte den Ruf vernommen. Er gab seinen Männern Order, ihm zu folgen,
eilte durch den großen Raum auf die Dienstzimmertür zu und stieß
sie auf. Ein wütendes Heulen entwich ihm, als er den Maskierten
erblickte, der neben dem Tisch stand.
»Bei allen Heiligen,
jetzt haben wir ihn!«, rief Gonzales. »Herein mit euch,
Soldaten! Besetzt die Türen! Jemand muss sich um die Fenster kümmern!«
Senor Zorro hatte die Pistole
in die linke Hand gewechselt und den Degen gezückt. Den ließ er
nun nach vorn und zur Seite zucken, und die Kerzen fielen vom Tisch. Zorro
stieg mit dem Fuß auf
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