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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnston McCulley
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Wenn Ihr
     wohl so freundlich wärt, die Hände vom Tisch zu nehmen; aber
     greift nicht nach der Pistole an Eurer Hüfte, es sei denn, es
     verlangt Euch danach, unverzüglich zu sterben. Ich fände es
     nicht im Geringsten betrüblich, sollte ich mich gezwungen sehen, Eure
     Seele ins Jenseits zu befördern.«
    Der Kommandant tat, wie ihm
     geheißen, und Senor Zorro trat vorsichtig näher und schnappte
     sich den Brief. Dann ging er wieder ein paar Schritte zurück, wobei
     er den Mann vor sich immer im Auge behielt.
    »Ich werde das jetzt
     lesen«, sagte er, »aber ich warne Euch, ich werde Euch
     genauestens beobachten. Macht keine Bewegung, Senor, falls Ihr nicht
     vorhabt, Eure Ahnen zu besuchen.«
    Er las rasch, und nachdem er
     geendet hatte, sah er dem Kommandanten einige Sekunden wortlos in die
     Augen, wobei seine eigenen bösartig durch die Maske funkelten. Capitán
     Ramón wurde es langsam ungemütlich.
    Senor Zorro trat wieder an
     den Tisch, sein Gegenüber immer noch im Blick, und hielt den Brief in
     die Flamme einer Kerze. Er fing Feuer und fiel sogleich als Aschehäufchen
     zu Boden. Senor Zorro setzte einen Fuß darauf.
    »Der Brief wird nicht
     zugestellt«, erklärte er. »Ihr kämpft also tatsächlich
     gegen Frauen, Senor? Ein heldenhafter Offizier, eine wahre Zier für
     die Truppe Seiner Exzellenz! Ich zweifle nicht, dass Euch eine Beförderung
     sicher wäre, wenn er hiervon erführe. Ihr entehrt eine Senorita,
     weil ihr Vater, im Augenblick wenigstens, im Unfrieden mit den Machthabern
     lebt; und weil sie Euch, völlig zu Recht, abweist, habt Ihr nichts
     Besseres zu tun, als ihre Familienmitglieder in Schwierigkeiten zu
     bringen. Wahrlich, eine würdige Tat.«
    Er kam einen Schritt näher
     und beugte sich vor, die Pistole noch immer feuerbereit im Anschlag.
    »Ich will nicht hören
     müssen, dass Ihr einen ähnlichen Brief wie den, den ich gerade
     vernichtet habe, abschickt«, sagte er. »Ich bedaure, dass Ihr
     im Augenblick nicht imstande seid, mir gegenüberzutreten und die
     Klinge mit mir zu kreuzen. Es wäre eine Beleidigung für meinen
     Degen, Euch abzustechen, und doch würde ich es auf mich nehmen, um
     die Welt von einem solchen Schuft zu befreien.«
    »Kühne Worte, die
     Ihr da an einen Verwundeten richtet.«
    »Ohne Frage wird die
     Wunde heilen, Senor. Und ich werde mich auf dem Laufenden halten, was das
     angeht. Wenn sie verheilt ist und Ihr wieder bei Kräften seid, dann
     werde ich mir die Mühe machen, Euch aufzustöbern und Euch zur
     Rechenschaft zu ziehen für das, was Ihr heute Nacht tun wolltet. Darüber
     soll zwischen uns kein Zweifel bestehen.«
    Und wieder funkelten beider
     Augen, eines jeden in die seines Gegenübers. Senor Zorro trat zurück
     und hüllte den Mantel enger um sich. Plötzlich drangen das
     Klirren von Geschirr, das Trappeln von
     Pferdehufen und Sargento Gonzales' raue Stimme an ihre Ohren.
    »Noch nicht absitzen!«,
     rief der Feldwebel seinen Männern am Tor zu. »Ich werde nur
     Bericht erstatten, dann werden wir diesem Schurken nachsetzen! Keine
     Pause, bis wir ihn haben!«
    Senor Zorro blickte sich
     schnell im Zimmer um, denn er wusste, dass an eine Flucht durch den
     Eingang jetzt nicht mehr zu denken war. Die Augen von Capitán Ramón
     glitzerten vor begieriger Erwartung.
    »Heda, Gonzales!«,
     rief er, bevor Zorro ihn daran hindern konnte. »Zu Hilfe, Gonzales!
     Zorro ist hier!«
    Und dann sah er den
     Gesetzlosen trotzig an, als wolle er ihn auffordern, ihn nicht zu schonen.
    Aber Senor Zorro hatte, wie
     es schien, kein Verlangen danach, seine Pistole abzufeuern und dem
     Hauptmann das Lebenslicht auszublasen, sondern zog es vor, ihn sich für
     die Klinge aufzusparen, wenn seine Schulter erst wieder verheilt wäre.
    »Bleibt, wo Ihr seid!«,
     befahl er und stürzte auf das nächste Fenster zu.
    Der dicke Feldwebel aber
     hatte den Ruf vernommen. Er gab seinen Männern Order, ihm zu folgen,
     eilte durch den großen Raum auf die Dienstzimmertür zu und stieß
     sie auf. Ein wütendes Heulen entwich ihm, als er den Maskierten
     erblickte, der neben dem Tisch stand.
    »Bei allen Heiligen,
     jetzt haben wir ihn!«, rief Gonzales. »Herein mit euch,
     Soldaten! Besetzt die Türen! Jemand muss sich um die Fenster kümmern!«
    Senor Zorro hatte die Pistole
     in die linke Hand gewechselt und den Degen gezückt. Den ließ er
     nun nach vorn und zur Seite zucken, und die Kerzen fielen vom Tisch. Zorro
     stieg mit dem Fuß auf

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