Im Zeichen des Zorro
doch
wenigstens ein ganz kleines bisschen«, drängte Don Carlos.
»Wenn es nur nicht eine
solche Plage wäre.«
»Ein paar zärtliche
Worte, hier und da ein sanftes Drücken der Hand, ein Seufzer oder
zwei, ein schmachtender Blick …«
»Unsinn!«
»Das erwarten die Mädchen.
Sprecht eine Weile nicht von der Ehe. Lasst in ihr die Vorstellung keimen
—«
»Aber mein erlauchter
Vater kann jeden Tag in Reina de los Angeles eintreffen und fragen, wann
ich denn nun heirate. Er hat es mir praktisch befohlen.«
»Euer Vater wird
zweifellos verstehen«, beruhigte Don Carlos ihn. »Sagt ihm,
dass ihre Mutter und ich auf Eurer Seite sind und dass Ihr das Vergnügen,
eine Frau zu gewinnen, auskostet.«
»Ich glaube, wir
sollten morgen auf die Hacienda zurückkehren«, warf Dona
Catalina ein. »Lolita hat dieses herrliche Haus gesehen, und sie
wird es mit unserem vergleichen. Sie wird verstehen, was es bedeutet, Euch
zu heiraten. Und es gibt ein altes Sprichwort, das besagt, wenn ein Paar
nicht beieinander sein kann, dann wird die Zuneigung nur umso stärker
werden.«
»Ich möchte Euch
nicht vertreiben.«
»Unter den Umständen
ist es, glaube ich, das Beste. Und wenn Ihr, caballero, in - sagen wir
— drei Tagen heraufreitet, so habe ich keinen Zweifel, dass Ihr sie
williger findet, Eurer Werbung Gehör zu schenken.«
»Wahrscheinlich habt
Ihr recht«, sagte Don Diego. »Aber Ihr müsst wenigstens
bis morgen bleiben. Und jetzt werde ich wohl zur Garnison hinübergehen
und diesem Capitán Ramón meine Aufwartung machen. Vielleicht
wird das die Senorita milde stimmen. Sie
scheint der Ansicht, ich solle ihn zur Rede stellen.«
Don Carlos war der Meinung,
ein solches Vorgehen müsse sich für einen Mann, der keine Übung
im Umgang mit dem Degen hatte und kaum etwas vom Kämpfen verstand,
als fatal erweisen; er nahm jedoch Abstand davon, dies zu sagen. Ein
Edelmann würde sich in solch einer Situation niemals mit seinen
eigenen Gedanken aufdrängen. Selbst wenn ein caballero in den
sicheren Tod ging, war das in Ordnung, solange er nur dachte, er tue das
Richtige, und starb, wie es sich für einen caballero gehörte.
Also verließ Don Diego
das Haus und schritt langsam den Hügel hinauf zum Garnisonsgebäude.
Capitán Ramón beobachtete verwundert seine Ankunft und war wütend
über die Aussicht, mit so einem Mann fechten zu müssen.
Als Don Diego allerdings in
das Dienstzimmer des Kommandanten geführt wurde, war er ganz eisige Höflichkeit.
»Es ist mir eine ganz
besondere Ehre, Euch hier empfangen zu dürfen«, sagte er und
machte eine tiefe Verneigung vor dem Spross des Hauses Vega.
Don Diego verneigte sich zur
Erwiderung und setzte sich auf den Stuhl, auf den Capitán Ramón
gedeutet hatte. Der Hauptmann stellte verblüfft fest, dass Don Diego
keinen Degen bei sich trug.
»Ich war gezwungen,
Euren vermaledeiten Berg zu besteigen, bloß um eine ganz bestimmte
Sache mit Euch zu besprechen«, erklärte Don Diego. »Man
hat mir zugetragen, dass Ihr während meiner Abwesenheit mein Haus
aufsuchtet und dabei eine junge Dame, welche bei mir zu Gast ist,
beleidigt habt.«
»Tatsächlich?«,
erwiderte der Hauptmann.
»Hattet Ihr zu viel
getrunken?«
»Senor?«
»Das würde das
Vergehen natürlich zum Teil entschuldigen. Außerdem wart Ihr
verwundet, wahrscheinlich littet Ihr unter Fieberwahn. Hattet Ihr Fieber,
Capitán?«
»Gewiss«,
antwortete Ramón.
»Fieber ist etwas
Schreckliches — ich hatte selbst einmal einen Anfall. Aber Ihr hättet
der Senorita nicht zu nahe treten sollen. Nicht nur, dass Ihr sie verletzt
habt; auch mich habt Ihr verletzt. Ich habe um die Hand der Senorita
angehalten. Nun, die Sache ist - äh - noch nicht ganz geklärt,
aber ich habe in dieser Angelegenheit gewisse Rechte.«
»Ich kam auf der Suche
nach Nachrichten über diesen Senor Zorro in Euer Haus«, log der
Hauptmann.
»Habt Ihr ihn —
äh — gefunden?«, fragte Don Diego.
Das Gesicht des comandante
lief rot an.
»Der Kerl war da und
hat mich angegriffen«, antwortete er. »Ich war natürlich
noch verletzt und trug keine Waffe bei mir, deswegen konnte er mit mir
umspringen, wie er wollte.«
»Es ist doch
ausgesprochen erstaunlich«, bemerkte Don Diego, »dass keiner
von euch Soldaten es schafft, auf diesen Fluch von Capistrano zu treffen,
wenn einmal Chancengleichheit
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