Im Zeichen des Zorro
kämpfte er mit mir, und er hat
mir gesagt, ich solle nicht so zimperlich sein, schließlich wäre
ich ja die Tochter eines Mannes, der beim Gouverneur in Ungnade gefallen
ist.«
»So ein teuflisches
Untier!«, rief Don Diego aus.
»Ist das alles, was Ihr
dazu zu sagen habt, caballero?«
»Schließlich kann
ich ja in Eurer Gegenwart nicht fluchen.«
»Versteht Ihr denn
nicht, Senor? Dieser Mann ist in Euer Haus eingedrungen und hat das Mädchen
entehrt, um dessen Hand Ihr angehalten habt!«
»Zum Henker mit dem
Scheusal! Wenn ich das nächste Mal Seine Exzellenz treffe, werde ich
ihn bitten, den Offizier auf einen anderen Posten zu versetzen.«
»Himmel!«, rief
das Mädchen. »Steckt denn kein Funken Männlichkeit in Euch? Ihn
versetzen lassen? Wenn Ihr ein echter Mann wärt, Don Diego, würdet
Ihr in die Garnison gehen, diesen Capitán Ramón zur Rede
stellen, ihm Euren Degen durch den Leib fahren lassen und so aller Welt
zeigen, dass niemand die Senorita entehrt, der Euer Herz gehört, ohne
die Konsequenzen dafür zu tragen.«
»Das Kämpfen ist
immer eine so abscheuliche Strapaze«, erwiderte er. »Lasst uns
nicht mehr von Gewalt sprechen. Vielleicht werde ich den Kerl ja aufsuchen
und ihn zurechtweisen.«
»Ihn zurechtweisen!«,
schrie das Mädchen.
»Lasst uns von etwas
anderem reden, Senorita. Lasst uns von der Sache reden, die ich neulich
bereits ansprach. Mein Vater wird mir schon bald wieder im Nacken sitzen,
um zu erfahren, wann ich mir eine Frau nehmen werde. Können wir die
Sache denn nicht irgendwie zu Ende bringen? Habt Ihr Euch schon für
einen Tag entschieden?«
»Ich habe nicht gesagt,
dass ich Euch heirate«, erwiderte sie.
»Warum es hinauszögern?«,
fragte er. »Habt Ihr Euch mein Haus betrachtet? Es wird ganz nach
Euren Wünschen sein, da bin ich sicher. Ihr sollt es nach Eurem
Geschmack neu einrichten, wenn ich Euch auch bitte, es nicht gar zu sehr
durcheinanderzubringen, denn ich schätze es nicht, wenn Unordnung
herrscht. Ihr sollt eine neue Kutsche bekommen und überhaupt alles,
was Euer Herz begehrt.«
»Ist das die Art, in
der ihr mir den Hof macht?«, fragte sie kühl und sah ihn dabei
aus den Augenwinkeln heraus an.
»Es ist eine solche
Plage, jemandem den Hof zu machen«, sagte er. »Ist es denn nötig,
dass ich auf der Gitarre spiele und gezierte Reden halte? Könnt Ihr
mir nicht auch ohne all diese Albernheiten antworten?«
Sie verglich den Mann neben
sich mit Senor Zorro, und Don Diego schnitt dabei nicht gut ab. Sie wollte
diese Farce ein für alle Mal hinter sich
bringen, wollte von Don Diego nichts mehr hören und sehen, nur noch
von Senor Zorro.
»Ich muss offen mit
Euch sprechen, caballero«, sagte sie. »Ich habe mein Herz
erforscht und kann darin keine Liebe für Euch entdecken. Das dauert
mich, denn ich weiß, wie viel unsere Heirat meinen Eltern bedeuten würde,
wie wünschenswert sie in finanzieller Hinsicht auch für mich wäre.
Aber ich kann Euch nicht heiraten, Don Diego, und es hat keinen Zweck,
dass Ihr weiter darauf drängt.«
»Himmel noch mal! Ich
hatte gedacht, es wäre alles geklärt«, sagte er. »Habt
Ihr das gehört, Don Carlos? Eure Tochter sagt, sie könne mich
nicht heiraten - ihr Herz würde es nicht erlauben.«
»Lolita, zieh dich in
deine Kammer zurück!«, rief Dona Catalina.
Das Mädchen folgte mit
Freuden. Don Carlos und seine Frau eilten schnell durch den Raum und
setzten sich neben Don Diego.
»Ich fürchte, Ihr
versteht nichts von Frauen, mi amigo«, sagte Don Carlos. »Niemals
dürft Ihr die Antwort einer Frau als endgültig betrachten. Sie
kann ihre Meinung jederzeit ändern. Es gefällt den Frauen, uns Männer
zappeln zu lassen, uns starr und kalt vor Furcht und fiebernd vor
Erwartung zu sehen. Lasst ihr nur ihre Launen, mi amigo. Letztendlich, da
bin ich mir ganz sicher, werdet Ihr Euren Willen durchsetzen.«
»Das ist zu viel für
mich!«, rief Don Diego. »Was soll ich denn jetzt nur machen?
Ich habe ihr doch schon gesagt, sie kann alles haben, was ihr Herz
begehrt.«
»Ihr Herz begehrt
Liebe, vermute ich«, erklärte Dona Catalina aus dem Schatz
ihrer weiblichen Weisheit heraus.
»Aber selbstverständlich
werde ich sie lieben und ehren. Das ist es doch, was der Mann bei der
Trauung verspricht? Könnte ein Vega denn in einer solch
ernsten Angelegenheit sein Wort brechen?«
»Umgarnt sie
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