Im Zeichen des Zorro
bestünde. Jedes Mal fällt er
über euch her, wenn ihr hilflos seid, oder er bedroht euch mit einer
Pistole, während er mit dem Degen kämpft, oder aber er hat seine
zwanzig Kopf starke Bande bei sich. Gestern Nacht habe ich Sargento
Gonzales mit seinen Männern auf der Hacienda von Fray Felipe
getroffen, und dieser dicke Feldwebel hat eine grausige Geschichte erzählt,
wie der Räuber mit seinen zwanzig Banditen seine Kavalleristen
herumgescheucht hat.«
»Wir erwischen ihn
schon noch«, versprach der Hauptmann. »Vielleicht dürfte
ich Eure Aufmerksamkeit auf ein paar aufschlussreiche Details lenken,
caballero. Wie wir wissen, genießt Don Carlos Pulido nicht das
Ansehen der Mächtigen.
Dieser Senor Zorro befand
sich, wie Ihr Euch sicher erinnern werdet, auf der Hacienda Pulido und
griff mich an, wozu er einem Wandschrank entstieg.«
»Was wollt Ihr damit
sagen?«
»Damit nicht genug.
Letzte Nacht befand er sich in Eurem Haus, während Ihr verreist und
die Pulido Eure Gäste waren. Es hat langsam den Anschein, als hätte
Don Carlos in den Angelegenheiten Senor Zorros die Hand im Spiel. Ich bin
so gut wie sicher, dass Don Carlos ein Hochverräter ist und den
Schurken unterstützt. Ihr solltet es Euch lieber zweimal oder besser
gar ein halbes Dutzend Mal überlegen, bevor Ihr die Ehe mit der
Tochter eines solchen Mannes eingeht.«
»Bei allen Heiligen,
was für eine Ansprache!«, rief Don Diego scheinbar bewundernd
aus. »Mir schwirrt mein armes Haupt davon. Und Ihr glaubt das alles
wirklich?«
»Ich bin sicher,
caballero.«
»Nun, die Pulido
kehren, soweit ich weiß, morgen nach Hause zurück. Aber ich
habe sie gebeten, meine Gäste zu sein, damit sie vor den
Heimsuchungen dieses Senor Zorro in Sicherheit sind.«
»Und Senor Zorro ist
ihnen hierher gefolgt. Versteht Ihr?«
»Ist denn das die Möglichkeit?«,
staunte Don Diego entsetzt. »Ich muss die Sache überdenken.
Ach, diese stürmischen Zeiten! Auf jeden Fall werden sie morgen auf
ihre Hacienda zurückkehren. Seine Exzellenz soll auf keinen Fall
denken müssen, ich würde einen Hochverräter beherbergen.«
Er stand auf, verneigte sich
höflich und ging langsam auf die Tür zu. Und dort schien er sich
plötzlich an etwas zu erinnern, woraufhin er sich umdrehte und den
Hauptmann wieder ansah.
»Ach ja! Ich bin
bereit, alles, was die Beleidigung angeht, zu vergessen«, rief er.
»Was habt Ihr bezüglich der Ereignisse von gestern Abend zu
sagen, Capitán?«
»Selbstverständlich,
caballero, bitte ich Euch demütigst um Vergebung«, erwiderte
Capitán Ramón.
»Ich werde Eure
Entschuldigung wohl annehmen müssen. Aber tragt bitte Sorge dafür,
dass so etwas nicht noch einmal geschieht. Ihr habt meinem despensero
einen gewaltigen Schrecken eingejagt, dabei ist er ein so guter Diener.«
Dann verneigte sich Don Diego
noch einmal und verließ die Garnison, während Capitán
Ramón so lange lauthals lachte, bis die Männer im Lazarett fürchteten,
ihr comandante habe den Verstand verloren.
»Was für ein Mann!«,
rief der Hauptmann aus. »Ich habe ihm die kleine Pulido aus dem Kopf
geschlagen, glaube ich. Was war ich doch für ein Narr, gegenüber
dem Gouverneur anzudeuten, dass er des Hochverrats fähig sei. Ich
muss diese Geschichte irgendwie richtigstellen. Der Kerl ist überhaupt
nicht Manns genug zum Hochverrat!«
20
DON DIEGO ZEIGT INTERESSE
Der befürchtete Regen
blieb an diesem Tag aus, auch die Nacht brachte ihn nicht, und am
folgenden Morgen schien die Sonne hell, der Himmel war blau, und die Luft
war erfüllt vom Duft der Blüten.
Bald nach dem Frühstück
fuhren Don Diegos Bedienstete die carreta der Familie Pulido vor, und Don
Carlos bereitete sich mit seiner Frau und seiner Tochter auf die Heimfahrt
vor.
»Ich bin untröstlich,
dass es nicht zu einer Verbindung zwischen der Senorita und mir kommen
kann. Was soll ich nur meinem Vater sagen?«
»Lasst noch nicht alle
Hoffnung fahren, caballero«, riet Don Carlos. »Wenn wir erst
wieder daheim sind und Lolita unser bescheidenes Heim mit Eurer Pracht
hier vergleicht, wird sie womöglich die Meinung ändern. Die
Frauen ändern ihre Meinung so oft wie ihre Frisur, caballero.«
»Ich hätte
gedacht, es wäre alles schon viel früher unter Dach und Fach«,
sagte Don Diego. »Und Ihr meint wirklich, es besteht noch Hoffnung?«
»Ich bin zuversichtlich«,
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