Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnston McCulley
Vom Netzwerk:
Aussehen, der erklärte, er handle mit Talg und
     Leder und besitze ein Lagerhaus in San Gabriel.
    »Ich besuchte die
     Hacienda, die dieser fray verwaltet, und habe ihm einige Häute
     abgekauft«, gab er zu Protokoll. »Nachdem ich ihn in barer Münze
     bezahlt und die Ware eingelagert hatte, musste ich feststellen, dass die Häute
     nicht sachgemäß gebeizt waren. Mehr als das, sie waren zerstört.
     Ich ging zurück zur Hacienda und stellte den fray zur Rede,
     verlangte, dass er mir den Preis zurückerstatte, was er aber
     verweigerte.«
    »Die Häute waren
     in Ordnung«, warf Fray Felipe ein. »Ich sagte ihm, ich würde
     das Geld zurückerstatten, wenn er mir die Häute zurückbringt.«
    »Sie waren völlig
     kaputt«, behauptete der Händler. »Mein Lehrling kann es
     bezeugen. Sie stanken bestialisch, und ich musste sie auf der Stelle
     verbrennen.«
    Der Lehrling bezeugte das.
    »Hast du noch
     irgendetwas vorzubringen, fray?«, fragte der Justizbeamte.
    »Es wird mir ja doch
     nichts nützen«, erwiderte Fray Felipe. »Man hat mich für
     schuldig befunden und verurteilt. Wenn ich Anhänger eines zügellosen
     Gouverneurs wäre, statt ein Franziskaner in einer schmucklosen Kutte,
     die Häute wären gut gewesen.«
    »Das ist Hochverrat!«,
     rief der magistrado.
    »Das ist die Wahrheit.«
    Der magistrado schürzte
     die Lippen und runzelte die Stirn.
    »Diese Betrügereien
     sind nun endgültig zu weit gegangen«, sagte er endlich. »Die
     Kutte gibt einem Mann nicht das Recht, ungestraft zu stehlen. In diesem
     Fall erscheint es mir angebracht, ein Exempel zu statuieren, damit die
     frailes endlich sehen, dass es nicht angeht, dass sie Vorteil aus ihrer
     Berufung ziehen. Der fray hat dem Kläger den Wert der Häute zu
     ersetzen. Und für seinen Betrug soll er zehn Peitschenhiebe auf den
     nackten Rücken erhalten. Und für seine hochverräterischen Sätze
     sollen ihm fünf weitere Streiche verabreicht werden. Das Urteil ist
     gefällt.«

 
    21
    DER VOLLZUG
    Die Indianer grölten und
     jubelten. Don Diegos Gesicht wurde weiß, und für einen Moment
     sah er Fray Felipe in die Augen. In dessen Gesicht zeigte sich
     Resignation.
    Die Amtsstube wurde geräumt,
     und die Soldaten führten den fray auf den Richtplatz in der Mitte der
     Plaza. Don Diego bemerkte das hämische Grinsen des Richters, und ihm
     wurde klar, welche Farce die Verhandlung gewesen war.
    »Diese stürmischen
     Zeiten!«, sagte er zu einem Bekannten, der in seiner Nähe
     stand.
    Fray Felipe wurde die Kutte
     vom Rücken gerissen, und man machte sich daran, ihn an den Pfahl zu
     binden. Zu seiner Zeit jedoch war der fray ein starker Mann gewesen, und
     ein Teil dieser Kraft war ihm auch auf seine alten Tage noch verblieben;
     jetzt erst wurde ihm bewusst, welche Schmach er erleiden sollte. Plötzlich
     schlug er die Soldaten beiseite und bückte sich, um die Peitsche vom
     Boden aufzuheben.
    »Ihr habt mir die Kutte
     genommen!«, rief er. »Jetzt bin ich Mann, nicht Mönch! Da
     rüber, ihr Hunde!«
    Er holte mit der Peitsche aus
     und schlug einem Soldaten übers Gesicht. Er erwischte zwei Indianer,
     die auf ihn zustürzten. Doch dann fiel die ganze Meute über ihn
     her, schlug ihn nieder, trat und prügelte auf ihn ein, nicht einmal
     mehr auf die Befehle der Soldaten hörten sie.
    Don Diego Vega musste jetzt
     einfach handeln. Seiner friedfertigen Veranlagung zum Trotz konnte er
     nicht mit ansehen, wie sein Freund auf diese Weise misshandelt wurde. Er
     stürzte sich mitten unter die Menge und schrie den Indianern zu, den
     Weg freizugeben. Aber er spürte eine Hand seinen Arm umklammern und
     drehte den Kopf, um in die Augen des magistrado zu sehen.
    »Das ist nicht das
     richtige Verhalten für einen caballero«, sagte der Richter
     leise. »Der Mann wurde rechtmäßig verurteilt. Wenn Ihr
     ihm zu Hilfe eilt, dann erhebt Ihr Eure Hand gegen Seine Exzellenz. Habt
     Ihr Euch das bewusst gemacht, Don Diego Vega?«
    Offenbar hatte Don Diego das
     nicht getan. Und nun wurde ihm ebenso bewusst, dass er seinem Freund nicht
     helfen würde, wenn er jetzt einschritte. Er nickte dem magistrado zu
     und wandte sich zum Gehen.
    Aber er ging nicht weit. Die
     Soldaten hatten Fray Felipe inzwischen überwunden und ihn an den
     Pfahl gebunden. Dies war zusätzliche Schmach, denn der Pfahl wurde
     ansonsten allein für aufsässige Indianer benützt. Die
     Peitsche sauste durch die Luft, und Don Diego sah das Blut von Fray
     Felipes

Weitere Kostenlose Bücher