Im Zeichen des Zorro
entblößtem Rücken aufspritzen.
Er wandte das Gesicht ab,
denn er konnte den Anblick nicht ertragen. Aber daran, wie die Peitsche
die Luft durchschnitt, konnte er die Zahl der Hiebe erkennen, und er
wusste, dass dem stolzen alten Fray Felipe nicht der geringste
Schmerzenslaut über die Lippen käme, ja dass er ohne zu schreien
sterben würde.
Er hörte die Indianer
lachen und drehte sich wieder um, um festzustellen, dass der Vollzug der
Strafe beendet war.
»Die Summe muss binnen
zwei Tagen zurückerstattet sein, andernfalls erhältst du weitere
fünfzehn Hiebe«, erklärte der magistrado.
Fray Felipe wurde losgebunden
und er fiel am Pfahl zu Boden. Die Menge zerstreute sich langsam. Zwei
frailes, die von San Gabriel her mitgekommen waren, halfen ihrem Bruder
auf die Beine und führten ihn unter dem Gejohle der Indianer
beiseite.
Don Diego Vega kehrte in sein
Haus zurück.
»Schick Bernardo zu mir«,
wies er den despensero an.
Der Hausverwalter biss sich
auf die Lippen, um sich das Grinsen zu verkneifen, und tat wie ihm geheißen.
Bernardo war ein taubstummer Indianerdiener, dem Don Diego eine besondere
Aufgabe zugewiesen hatte. Keine Minute später betrat er den Salon und
verbeugte sich vor seinem Herrn.
»Bernardo, du bist ein
Juwel«, sagte Don Diego. »Du kannst weder hören noch
sprechen, kannst nicht schreiben und lesen und hast nicht Verstand genug,
deine Wünsche durch Zeichensprache zu äußern. Du bist der
einzige Mensch auf der Welt, zu dem ich sprechen kann, ohne dass mir bei
der Antwort die Ohren abfallen. Von dir kommt nicht alle naselang ein Ha!
nach dem anderen.«
Bernardo wackelte mit dem
Kopf, als habe er verstanden. So tat er es jedes Mal, wenn Don Diegos
Lippen aufhörten, sich zu bewegen.
»In stürmischen
Zeiten leben wir, Bernardo«, fuhr Don Diego fort. »Man findet
einfach keinen Ort zur Muße und Kontemplation mehr. Sogar vorgestern
Nacht, als ich bei Fray Felipe war, pochte ein fetter Feldwebel an die Tür.
Als zart fühlender Mensch hat man es wahrlich nicht leicht. Und dass
sie den armen, alten Fray Felipe ausgepeitscht haben … Wir wollen
nur hoffen, Bernardo, dass dieser Senor Zorro, der all jene bestraft, die
Unrecht tun, von dieser Sache erfährt und zur Tat schreitet.«
Wieder wackelte Bernardo mit
dem Kopf.
»Was mich allerdings
angeht, ich sitze ganz schön in der Patsche«, fuhr Don Diego
fort. »Mein Vater trug mir auf, auf Brautschau zu gehen, aber die
Senorita, auf die meine Wahl fiel, will nichts von mir wissen. Nicht mehr
lang, und mein Vater wird mir die Ohren langziehen. Bernardo, es ist an
der Zeit, dass ich Reina de los Angeles für ein paar Tage verlasse.
Ich werde meines Vaters Hacienda besuchen, ihm beichten, dass ich noch
keine Braut habe, und ihn um ein wenig Geduld bitten. Und dort, inmitten
der Hügel, die sich hinter seinem Haus in weiten Wellen dahinziehen,
will ich hoffen, es wird mir vergönnt sein, einen Ort zu finden, an
dem ich einen vollen Tag lang Ruhe finden und den Rat der Poeten suchen
kann, ohne von Straßenräubern und Feldwebeln und ungerechten
magistrados belästigt zu werden. Und du, Bernardo, wirst mich natürlich
begleiten. Mit dir kann ich reden, ohne dass du mir die Worte im Mund
herumdrehst.«
Bernardo wackelte wieder mit
dem Kopf. Er ahnte, was folgen würde. Don Diego hatte die Gewohnheit,
lange Zeit auf diese Weise mit ihm zu sprechen, und jedes Mal schloss sich
eine Reise daran an. Das gefiel Bernardo, denn er verehrte Don Diego, und
er besuchte gerne die Hacienda von Don Diegos Vater, auf der man ihn immer
mit Güte behandelte.
Der despensero hatte im
Nebenzimmer gelauscht und alles mitangehört, und so gab er jetzt
Befehl, Don Diegos Pferd zu satteln, er selbst machte dem Herrn des Hauses
eine Flasche mit Wein und Wasser fertig.
Binnen Kurzem machte Don
Diego sich, gefolgt von Bernardo, der auf einem Maultier wenig hinter ihm
ritt, auf den Weg. Sie ritten über die Landstraße und holten
schon bald eine kleine carreta ein, die von zwei Franziskanern zu Fuß
flankiert wurde und in deren Innerem Fray Felipe saß und versuchte,
nicht vor Schmerz zu wimmern.
Als sie anhielt, stieg Don
Diego neben der carreta ab. Er trat näher und umfasste Fray Felipes Hände
mit den seinen.
»Mein armer Freund«,
sagte er.
»Es ist nicht mehr als
eine weitere Ungerechtigkeit«, erwiderte Fray Felipe.
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