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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnston McCulley
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»Seit
     zwanzig Jahren müssen wir Missionsangehörigen das nun schon
     erdulden, und es wird immer schlimmer. Der heilige Junipero Serra hat
     seinen Fuß in dieses Land gesetzt, als andere das nicht wagten, und
     bei San Diego de Alcalá errichtete er die erste Missionsstation,
     der eine ganze Kette folgen sollte, und auf diese Weise schenkte er der
     Welt ein Imperium. Der Erfolg war unser Fehler. Wir verrichteten die
     Arbeit, andere aber ernten die Früchte.«        
    Don Diego nickte, und sein
     Gegenüber fuhr fort: »Sie fingen an, uns die Ländereien
     der Missionen wegzunehmen, Land, das wir bestellt haben, Land, das Wüste
     war und das meine Brüder in blühende Landschaften und Gärten
     verwandelt haben. Sie beraubten uns unserer weltlichen Güter. Und
     damit nicht zufrieden, verfolgen sie uns nun auch noch. Das Reich der
     Missionen ist dem Untergang geweiht, caballero. Die Zeit ist nicht mehr
     fern, da die Dächer der Missionsstationen einstürzen und die Wände
     bröckeln werden. Eines Tages werden die Menschen vor den Ruinen
     stehen und sich fragen, wie so etwas geschehen konnte. Aber uns bleibt
     nichts, als das zu erdulden. Das ist eine unserer Ordensregeln. Als ich
     auf der Plaza von Reina de los Angeles die Peitsche nahm und einen der Männer
     schlug, vergaß ich mich einen Moment lang. Es ist unser Schicksal,
     Leid zu erdulden.«
    »Manchmal«, sann
     Don Diego, »wünschte ich, ich wäre ein Mann der Tat.«
    »Ihr gebt Mitleid, mein
     Freund, und das ist Euer Gewicht in Edelsteinen wert. Und fehlgeleitete
     Taten sind schlimmer als gar keine. Wohin reitet Ihr?«
    »Zur Hacienda meines
     Vaters, mi amigo. Ich muss ihn um Vergebung und Geduld bitten. Er hat mir
     aufgetragen, eine Braut zu suchen, aber das erweist sich als keine leichte
     Aufgabe.«
    »Für einen Vega
     sollte das nicht schwer sein. Jedes Mädchen wäre stolz, diesen
     Namen zu führen.«
    »Ich hatte gehofft,
     Senorita Lolita Pulido zu heiraten, in sie nämlich habe ich mich
     verliebt.«
    »Eine würdige
     Senorita! Auch ihr Vater sah sich ungerechter Verfolgung ausgesetzt. Wenn
     seine Familie mit der euren vereint ist, wird niemand es mehr wagen, die
     Hand gegen ihn zu erheben.«
    »Das ist alles recht
     und schön, fray, und selbstverständlich die reine Wahrheit. Aber
     die Senorita will nichts von mir wissen«, klagte Don Diego sein
     Leid. »Es scheint, ich bin zu wenig männlich und verwegen.«
    »Womöglich ist sie
     ein bisschen wählerisch. Oder aber sie spielt nur die Kokette, in der
     Hoffnung, Euch anzustacheln, Euer Blut in Wallung zu bringen. Die Mädchen
     lieben es, die Männer zu quälen. Das ist ihr Vorrecht.«
    »Ich ließ sie in
     mein Haus im Ort blicken, erwähnte meinen großen Reichtum, erklärte
     mich bereit, ihr eine neue Kutsche zu kaufen«, berichtete Don Diego.
    »Ließt Ihr sie in
     Euer Herz blicken, erwähntet Ihr Eure Liebe, erklärtet Ihr Euch
     bereit, ihr ein vollkommener Gatte zu sein?«
    Don Diego blickte ihn verständnislos
     an, dann zwinkerte er hektisch und kratzte sich am Kinn, wie er es oft
     tat, wenn ihn etwas verblüffte.
    »Was für eine
     vollkommen idiotische Idee!«, rief er nach einer Weile aus.
    »Probiert es aus,
     caballero. Es könnte zu ganz außerordentlichen Ergebnissen führen.«

 
    22
    SCHNELLE REUE
    Die Mönche zogen den
     Karren wieder an, Fray Felipe hob segnend die Hand, und Don Diego Vega bog
     in den anderen Weg ein, dicht gefolgt vom taubstummen Bernardo auf dem
     Maultier.
    Unten im Ort stand in der
     Taverne der Talg- und Lederhändler im Mittelpunkt des Interesses. Der
     dicke Wirt war unermüdlich damit beschäftigt, seinen Gast mit
     Wein zu versorgen, denn der Händler war dabei, einen Teil der Summe,
     um die er Fray Felipe betrogen hatte, zu verprassen. Der magistrado
     verprasste den Rest.
    Die ganze Wirtsstube dröhnte
     vor Lachen, als einer erzählte, wie der ausgepeitschte Fray Felipe
     herumgelegen war und wie das Blut aus seinem alten Rücken spritzte,
     als die Peitsche niederfuhr.
    »Aber nicht einen
     einzigen Mucks hat er gemacht!«, brüllte der Talg- und Lederhändler.
     »Er ist schon ein mutiger alter Kojote! Aber letzten Monat erst, da
     haben wir in San Fernando einen ausgepeitscht, der hat lauthals um Gnade
     gewinselt, allerdings haben ein paar Leute gemeint, er wäre krank und
     schwach gewesen, und vielleicht stimmt das ja sogar. Schon ein zäher
     Haufen, diese frailes. Aber es gibt nichts Schöneres, als

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