Im Zeichen des Zorro
konnte, dicht gefolgt von seinem
stolpernden Lehrling. Schlotternd vor Angst standen sie vor Senor Zorro
auf der staubigen Landstraße, und der Händler bettelte um
Gnade.
»Ich habe kein Geld bei
mir, gnädiger Räuber, aber ich werde Euch welches besorgen!«,
rief er. »Ich werde es bringen, wohin auch immer Ihr es haben wollt,
wann immer Ihr wünscht…«
»Still, Unmensch!«,
rief Senor Zorro. »Ich will dein Geld nicht, meineidiger Hund. Ich
weiß alles über diese Farce von einer Verhandlung in Reina de
los Angeles; ich habe Mittel und Wege, diese Dinge sehr schnell zu
erfahren. Der alte fray hat dich also betrogen, wie? Verlogener Dieb! Du
bist hier der Betrüger. Und dieser alte und gottesfürchtige Mann
musste fünfzehn Streiche auf den nackten Rücken erdulden wegen
der Lügen, die du verbreitet hast. Und das Geld, um das du ihn
betrogen hast, willst du dir mit dem magistrado teilen.«
»Ich schwöre im
Namen aller Heiligen -«
»Tu es nicht. Du hast
schon genug Meineide geschworen. Komm näher.«
Der Händler gehorchte
und zitterte wie im Fieber. Senor Zorro stieg behände ab und trat vor
sein Pferd. Der Lehrling des Händlers stand mit kreidebleichem
Gesicht neben der carreta.
»Näher!«,
befahl Senor Zorro erneut.
Wieder fügte sich der Händler;
aber plötzlich fing er an, um Gnade zu winseln, denn Senor Zorro
hatte eine Maultierpeitsche unter seinem langen Mantel hervorgeholt, die
er erhoben in der rechten Hand hielt, während die linke die Pistole
trug.
»Dreh dich um!«,
befahl er jetzt.
»Gnade, gütigster
Herr! Soll ich denn nicht nur betrogen, sondern auch noch geschlagen
werden? Wollt Ihr denn einen ehrbaren Kaufmann wirklich wegen eines betrügerischen
Mönchs auspeitschen?«
Der erste Hieb fiel, und der
Händler jaulte vor Schmerz auf. Seine letzte Bemerkung schien dem Arm
des Räubers zusätzliche Kraft verliehen zu haben. Der zweite
Hieb fiel, und der Händler sank auf der staubigen Straße in die
Knie.
Dann steckte Senor Zorro die
Pistole zurück in den Gürtel, trat vor und ergriff mit der
Linken die struppigen Haarbüschel des Händlers, um ihn aufrecht
zu halten. Mit der Rechten ließ er kräftige Hiebe der
Maultierpeitsche auf den Rücken des Mannes niedersausen, bis dessen
robuster Mantel und das Hemd in Fetzen gerissen und vom Blut durchtränkt
waren.
»Dies für einen
Mann, der Meineide schwört und einen ehrlichen fray bestrafen lässt!«,
rief Senor Zorro.
Dann wandte er seine
Aufmerksamkeit dem Lehrling zu. »Ohne Frage hast du nur die
Anweisungen deines Herrn und Meisters ausgeführt, junger Mann, als du
vor dem magistrado gelogen hast«, erklärte er, »aber du
musst lernen, dich anständig und gerecht zu benehmen, ganz
gleich unter welchen Umständen.«
»Gnade, Senor!«,
heulte der Lehrling.
»Hast du etwa nicht
gelacht, als der fray ausgepeitscht wurde? Bist du jetzt vielleicht nicht
voll vom Wein, weil du die Strafe gefeiert hast, die dieser Mann Gottes für
etwas, das er nicht getan hat, erdulden musste?«
Senor Zorro packte den Jüngling
am Genick, schleuderte ihn zu Boden und ließ einen kräftigen
Hieb zwischen seinen Schultern landen. Der Junge kreischte und fing an zu
winseln. Insgesamt fünf Peitschenhiebe bekam er ab, denn
offensichtlich wollte Senor Zorro ihn nicht bewusstlos zurücklassen.
Endlich stieß er den Jungen von sich fort und rollte die Peitsche
auf.
»Wollen wir hoffen,
dass euch beiden das eine Lehre war«, sagte er. »Steigt in die
carreta und fahrt weiter. Und wenn ihr von diesem Vorfall erzählt,
dann sagt die Wahrheit, denn ansonsten werde ich davon erfahren und euch
noch einmal bestrafen! Lasst mir bloß nicht zu Ohren kommen, dass fünfzehn
bis zwanzig Männer euch umzingelt und festgehalten hätten, während
ich mit der Peitsche zugange war.«
Der Lehrling sprang in den
Wagen, und sein Lehrherr folgte ihm. Sie ließen die Peitsche knallen
und verschwanden inmitten einer Staubwolke in Richtung San Gabriel. Senor
Zorro blickte ihnen eine Weile nach, dann hob er die Maske und wischte
sich den Schweiß vom Gesicht, schließlich stieg er wieder auf
sein Pferd und wand die Maultierpeitsche um den Sattelknauf.
23
WEITERE STRAFEN
Senor Zorro galoppierte an
den Grat des Hügels, unter dem sich Reina de los Angeles befand, und
ließ sein Pferd dort anhalten, um auf das Dorf
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