Im Zeichen des Zorro
hinunterzusehen.
Es war beinahe dunkel, aber für
seine Absichten reichte das Licht vollkommen aus. In der Taverne waren
Kerzen entzündet worden; aus dem Gebäude drangen ungehobelte Gesänge
und lauter Spott. Kerzen brannten in der Garnison, und aus einigen der Häuser
wehten Küchendüfte herüber.
Senor Zorro ritt den Hügel
hinunter. Als er den Rand der Plaza erreicht hatte, gab er seinem Pferd
die Sporen und sprengte auf die Tür der Taverne zu, vor der sich ein
halbes Dutzend Männer versammelt hatte, die meisten von ihnen vom
Wein benebelt.
»Wirt!«, rief er.
Keiner der Männer an der Tür schenkte ihm zunächst
Beachtung, da sie meinten, er sei einfach ein caballero auf der
Durchreise, dem nach einer Erfrischung verlangte. Der Wirt eilte nach draußen
und rieb sich die fleischigen Hände, während er herbeitrat. Dann
sah er, dass der Reiter maskiert und die Mündung einer Pistole auf
ihn gerichtet war.
»Ist der magistrado da
drinnen?«, fragte Senor Zorro.
»Si, Senor!«
»Bleib stehen, wo du
bist, und lass ihm etwas ausrichten. Sag, dass ein caballero hier ist, der
sich in einer gewissen Angelegenheit mit ihm unterhalten möchte.«
Der verängstigte Wirt
kreischte nach dem magistrado, und die Nachricht wurde ins Innere der
Taverne weitergegeben. Sogleich kam der Richter herausgewankt und
verlangte lauthals zu wissen, wer ihn von seiner vergnüglichen
Unterhaltung fortgerufen habe.
Er schwankte bis zum Pferd
und stützte sich mit einer Hand daran ab, dann schaute er auf, um ein
blitzendes Augenpaar zu entdecken, das ihn durch eine Maske hindurch
betrachtete. Er öffnete den Mund zum Schrei, aber Senor Zorro warnte
ihn rechtzeitig.
»Ein Ton, und Ihr seid
ein toter Mann«, sagte er. »Ich bin gekommen, um Euch zu
bestrafen. Heute habt Ihr einen Mann Gottes abgeurteilt, der unschuldig
war. Schlimmer noch, Ihr wusstet um seine Unschuld, und das Verfahren war
nichts als eine Farce. Nach Eurer Anordnung wurde ihm eine gewisse Anzahl
an Peitschenhieben verabreicht. Denselben Lohn sollt nun auch Ihr
erhalten.«
»Ihr wagt es …«
»Still!«, befahl
der Bandit. »Ihr da an der Tür — her zu mir!«, rief
er.
Sie drängten sich vorwärts,
die meisten von ihnen Tagelöhner, die meinten, da sei ein caballero,
der einen Auftrag und das Gold habe, dafür zu bezahlen. In der Dämmerung
konnten sie Maske und Pistole erst erkennen, als sie neben dem Pferd
standen, und da war es zu spät zum Rückzug.
»Wir werden diesen
ungerechten magistrado jetzt bestrafen«, erklärte Senor Zorro.
»Ihr fünf werdet ihn euch jetzt schnappen und an den Pfahl in
der Mitte der Plaza führen, wo ihr ihn festbinden werdet. Der Erste,
der zaudert, bekommt eine Ladung Blei aus meiner Pistole ab, um die
anderen wird sich mein Degen kümmern. Und das Ganze ein bisschen plötzlich,
wenn ich bitten darf.«
Jetzt fing der verängstigte
magistrado gellend zu schreien an.
»Lacht laut, damit man
sein Geschrei nicht hört«, wies der Maskierte an; und die Männer
lachten, so laut sie konnten, wenn ihr Gelächter auch einen etwas
merkwürdigen Beiklang hatte.
Sie ergriffen den magistrado
bei den Armen und führten ihn an den Pfahl, dort fesselten sie ihn
mit Lederriemen.
»Und jetzt werdet ihr
euch in einer Reihe aufstellen«, erklärte Senor Zorro. »Ihr
werdet diese Peitsche nehmen und jeder von euch wird diesem Mann fünf
Hiebe verabreichen. Ich werde zusehen, und wenn ich auch nur ein einziges
Mal erkennen muss, dass die Peitsche ohne Kraft geschwungen wird, werde
ich Strafmaßnahmen ergreifen. Fangt an.«
Er warf dem ersten Mann die
Peitsche zu, und die Bestrafung nahm ihren Verlauf. Senor Zorro konnte an
der Art, in der sie verabreicht wurde, keinen Grund zur Beanstandung
feststellen, denn die Herzen der Tagelöhner waren von großer
Furcht erfüllt, und sie peitschten kräftig und willig.
»Du auch, Wirt«,
sagte Senor Zorro.
»Dafür wird er
mich hinterher in den cárcel stecken«, jammerte der Wirt.
»Was ist dir lieber: cárcel
oder Grab?«, wollte der Zorro wissen.
Es zeigte sich, dass der Wirt
den Kerker vorzog. Er hob die Peitsche auf und übertraf die Tagelöhner
noch in der Heftigkeit seiner Hiebe.
Der magistrado hing jetzt
schwer in den Riemen. Etwa nach dem fünfzehnten Schlag hatte er das
Bewusstsein verloren, wohl mehr aus Angst denn vor Schmerz.
»Bindet den Mann los«,
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