Im Zeichen des Zorro
zuvor.
Er erzählte auch, wie er
die Hacienda seines Vaters besucht hatte und wie die caballeros dort die
Nacht mit Trinken und Frohsinn verbracht hatten; Senor Zorros Besuch aber
und das Bündnis, das sich formiert hatte, erwähnte er, da er
schließlich Stillschweigen geschworen hatte, mit keinem Wort.
»Mein Vater droht, mich
zu enterben, sollte ich nicht binnen einer festgesetzten Frist eine Frau
gefunden haben«, sagte Don Diego nun. »Wünscht Ihr, mich
um mein Erbe gebracht zu sehen, Senorita?«
»Gewiss nicht«,
erwiderte sie. »Viele Mädchen wären stolz, sich mit Euch
zu vermählen, Don Diego.«
»Nicht jedoch Ihr?«
»Gewiss, ich wäre
stolz. Aber kann ein Mädchen es ändern, wenn ihr Herz
verschlossen bleibt? Erträumt Ihr Euch eine Frau, die Euch nicht
liebt? Denkt an all die langen Jahre, die Ihr neben ihr verbringen müsstet,
und da wäre keine Liebe, sie erträglich zu machen.«
»Ihr glaubt also nicht,
dass Ihr mich jemals lieben könntet, Senorita?«
Plötzlich blickte das Mädchen
ihn an, und sie sprach leiser und sehr ernst.
»Ihr seid ein caballero
reinen Blutes, Senor. Kann ich Euch vertrauen?«
»Bis in den Tod,
Senorita.«
»Dann muss ich Euch
etwas mitteilen. Und ich bitte Euch, es als Euer Geheimnis zu bewahren. Es
ist gewissermaßen eine Erklärung.«
»Sprecht weiter,
Senorita.«
»Sollte mein Herz es
mir befehlen, so würde mich nichts mit größerer Freude erfüllen,
als Eure Gemahlin zu werden, Senor, denn ich weiß, es würde die
Geschicke meines Vaters wieder ins Lot bringen. Doch vielleicht bin ich zu
aufrichtig, zu heiraten, wo ich nicht liebe. Da ist ein unüberwindlicher
Grund, weshalb ich Euch nicht lieben kann.«
»Euer Herz gehört
einem anderen?«
»Ihr habt es erraten,
Senor: Sein Bild erfüllt mein Herz. In solch einem Fall könnt
Ihr mich unmöglich zur Gemahlin wollen. Meine Eltern ahnen nichts
davon. Ihr müsst mein Geheimnis wahren. Ich schwöre bei den
Heiligen, dass ich die Wahrheit sage.«
»Er ist ein würdiger
Mann?«
»Ich bin gewiss, dass
er das ist, caballero. Sollte sich herausstellen, dass das nicht der Fall
ist, ich müsste vor Gram sterben, doch einen anderen lieben, das könnte
ich nie. Versteht Ihr nun?«
»Ich verstehe
vollkommen, Senorita. Darf ich der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass er
sich als würdig erweist und beizeiten Euer Erwählter sein wird.«
»Ich wusste, dass Ihr
ein wahrer caballero sein würdet.«
»Und falls ein Problem
auftaucht und Ihr einen Freund braucht, Senorita, verfügt über
mich.«
»Mein Vater darf gegenwärtig
noch keinen Verdacht schöpfen. Wir müssen ihn glauben machen,
Ihr würdet noch immer um mich werben, und ich werde vorgeben, Euch höher
zu schätzen als bisher. Und allmählich könnt Ihr dann Eure
Besuche einstellen …«
»Ich verstehe,
Senorita. Und doch bringt mich das in eine missliche Lage. Ich bat Euren
Vater um die Erlaubnis, Euch den Hof machen zu dürfen. Wenn ich jetzt
aber einfach um die Hand eines anderen Mädchens anhalte, wird er mir
mit berechtigtem Zorn in den Ohren liegen. Wenn ich aber nicht um ein
anderes Mädchen freie, wird mein eigener Vater mir Vorhaltungen
machen. Eine wirklich unangenehme Situation.«
»Sie wird sicher vorübergehen,
Senor.«
»Ah! Ich habs! Was
macht ein verschmähter Liebhaber? Er bläst Trübsal, er
macht ein langes Gesicht, er weigert sich, an den Aufregungen und Vergnügungen
des Lebens teilzuhaben. Senorita, Ihr habt mich gewissermaßen
gerettet. Ich werde dahinsiechen, weil Ihr meine Liebe nicht erwidert. Und
die Menschen werden glauben, den Grund zu kennen, wenn ich in der Sonne träume
und sinniere, anstatt zu reiten und zu fechten wie ein Irrer. Ich werde
endlich in Frieden meiner Wege gehen können, und ein Hauch Romantik
wird mich umwehen. Eine großartige Vorstellung!«
»Senor, Ihr seid
unverbesserlich!«, rief Senorita Lolita lachend aus.
Don Carlos und Dona Catalina
hörten dieses Lachen, sahen sich um und tauschten rasche Blicke. Don
Diego machte anscheinend hervorragende Fortschritte bei der Senorita.
Dann trieb Don Diego die Täuschung
weiter, indem er auf seiner Gitarre spielte und eine Strophe aus einem
Lied zum Besten gab, das von leuchtenden Augen und Liebe handelte. Don
Carlos und seine Frau blickten sich wieder an, diesmal allerdings besorgt,
und sie hofften, er möge wieder aufhören, denn der
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