Im Zeichen des Zorro
Schlag getroffen,
war er doch nicht auf das Kommen des Gouverneurs vorbereitet und fürchtete
so, dieser könne womöglich das Gasthaus betreten und es in
schmutzigem Zustand vorfinden.
Der Gouverneur aber machte
keinerlei Anstalten, die Kutsche zu verlassen und die Taverne zu besuchen,
sondern ließ die Blicke mit großer Aufmerksamkeit über
den Platz schweifen. Er war sich der Männer von Stand in diesem Ort
nie sicher; er hatte das Gefühl, sie nicht richtig im Griff zu haben.
Jetzt beobachtete er sorgsam,
wie die Nachricht seiner Ankunft sich verbreitete und wie manche der
caballeros auf die Plaza eilten, ihn zu begrüßen und willkommen
zu heißen. Er merkte sich die, die aufrichtig zu sein schienen,
registrierte, wer es nicht sonderlich eilig hatte, ihm seine Ehrerbietung
entgegenzubringen, und stellte fest, dass einige ganz fehlten.
Den Geschäften habe
seine erste Aufmerksamkeit zu gelten, erklärte er, und er müsse
daher raschestens in die Garnison. Hinterher allerdings wäre er
liebend gerne bei einem von ihnen zu Gast. Er nahm eine der Einladungen an
und gab dem Kutscher Befehl, weiterzufahren. Er dachte an den Brief von
Capitán Ramón und daran, dass er Don Diego Vega nicht auf
der Plaza gesehen hatte.
Sargento Gonzales war mit
seinen Männern natürlich noch auf der Jagd nach Senor Zorro,
daher nahm Capitán Ramón höchstpersönlich den
Gouverneur am Garnisonstor in Empfang. Dort salutierte er mit ernster
Miene, verneigte sich tief vor ihm und gab dem Anführer der Eskorte
Order, das Gebäude in seine Obhut zu nehmen und zu Ehren des
Gouverneurs Wachen aufzustellen.
Er führte Seine
Exzellenz in sein Dienstzimmer, wo der Gouverneur sich setzte.
»Was sind die neuesten
Nachrichten?«, fragte er.
»Meine Männer sind
ihm auf der Spur, Exzellenz. Aber wie ich Euch schon schrieb, dieser
gottverfluchte Senor Zorro hat Freunde - und die sind eine Legion, wie es
aussieht. Mein Feldwebel hat mir zweimal berichtet, er habe ihn mit einer
Bande im Gefolge aufgestöbert.«
»Ausrotten muss man
sie, abschlachten!«, schrie der Gouverneur. »So ein Mann wird
immer Anhänger finden und immer mehr Anhänger, bis er eines
Tages so stark wird, dass er uns ernsthafte Schwierigkeiten machen kann.
Hat er denn irgendwelche weiteren Gräueltaten begangen?«
»Das hat er, Exzellenz.
Gestern hat man hier einen fray aus San Gabriel wegen Betrugs
ausgepeitscht. Senor Zorro hat die Zeugen der Anklage auf der Landstraße
abgefangen und sie beinahe zu Tode geprügelt. Und dann ist er bei
Sonnenuntergang ins Dorf geritten und hat den magistrado auspeitschen
lassen. In dem Moment waren meine Männer unterwegs, um ihn zu suchen.
Es hat also ganz den Anschein, als würde dieser Senor Zorro jeden
Schritt meiner Leute verfolgen und dann immer gerade dort zuschlagen, wo
sie nicht sind.«
»Es gibt also Spione,
die ihn warnen?«
»So sieht es aus,
Exzellenz. Letzte Nacht erst sind dreißig junge caballeros ihm
nachgesetzt, aber sie konnten einfach keine Spur von dem Schuft finden.
Heute Morgen kamen sie zurück.«
»War Don Diego Vega
unter ihnen?«
»Er ist nicht mit ihnen
losgeritten, aber er kehrte mit ihnen zurück. Offenbar haben sie ihn
auf der Hacienda seines Vaters aufgegabelt. Ihr habt womöglich
erraten, dass ich in meinem Brief von den Vega sprach. Inzwischen
allerdings, Exzellenz, bin ich überzeugt, dass mein Verdacht in
dieser Richtung ungerechtfertigt war. Dieser Senor Zorro ist sogar eines
Nachts, als Don Diego nicht daheim war, in sein Haus eingedrungen.«
»Wie das?«
»Allerdings waren Don
Carlos Pulido und seine Familie dort.«
»Ha! In Don Diegos
Haus? Was hat das zu bedeuten?«
»Es ist höchst amüsant«,
sagte Capitán Ramón mit einem süffisanten Lächeln.
»Wie ich hörte, hat Don Alejandro Don Diego aufgefordert, sich
eine Frau zu suchen. Nun ist der junge Mann aber nicht gerade einer, der
um eine Frau zu werben versteht. Er ist ein wenig schlaff.«
»Ich kenne den Mann.
Fahrt fort.«
»Er also reitet
geradewegs zur Hacienda von Don Carlos und bittet um Erlaubnis, dessen
einziger Tochter den Hof machen zu dürfen. Senor Zorro trieb in der
Gegend sein Unwesen, und Don Diego, der geschäftlich zu seiner
eigenen Hacienda unterwegs war, bat Don Carlos, er möge mit seiner
Familie nach Reina de los Angeles kommen, wo es weniger gefährlich
sei, und bis zu seiner
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