Im Zeichen des Zorro
führte sie durch den
übel riechenden Korridor.
»Welche Tür?«,
fragte er den Wärter.
»Die zweite, Senor.«
Sie eilten darauf zu, Senor
Zorro entriegelte sie und warf sie auf. Er zwang den Wärter, eine
Kerze hoch über den Kopf zu halten.
Ein entsetzter Laut entrang
sich dem Rächer. Er sah, wie der betagte Don am Fenster stand, sah
die beiden auf der Pritsche zusammengesunkenen Frauen, sah die schändlichen
Gefährten, mit denen sie diesen Hort des Elends teilten.
»Möge der Himmel
dem Gouverneur vergeben!«, stieß er aus.
Senorita Lolita blickte
erschreckt auf und gab dann einen freudigen Schrei von sich. Don Carlos
wirbelte bei den Worten des Räubers herum.
»Senor Zorro!«,
rief er atemlos.
»Eben jener, Don
Carlos. Ich bin mit einigen Freunden hier, Euch zu befreien.«
»Das kann ich niemals
zulassen, Senor. Ich werde nicht vor meinem Schicksal davonlaufen. Und es
würde mir kaum nützen, mich von Euch befreien zu lassen. Man
wirft mir, soweit ich weiß, vor, Euch Obdach gegeben zu haben. Was
soll man also denken, wenn Ihr jetzt meine Befreiung in die Wege leitet?«
»Dies ist nicht die
Zeit für Diskussionen«, erwiderte Senor Zorro. »Ich stehe
nicht allein, ich habe sechsundzwanzig Männer bei mir. Und ein Mann
von Eurem Geblüt und edle Damen wie die Eurer Familie werden keine
ganze Nacht in diesem elenden Loch verbringen, wenn wir das verhindern können.
Caballeros!«
Das letzte Wort war ein
Befehl. Zwei der jungen Männer stürzten sich auf Don Carlos,
übermannten ihn rasch und schleiften ihn beinahe durch den Korridor
in den Hauptraum. Zwei weitere griffen Dona Catalina, so sachte sie es
vermochten, an den Armen und führten sie so davon.
Senor Zorro verneigte sich
vor der Senorita und reichte ihr eine Hand, die sie froh ergriff.
»Ihr müsst mir
vertrauen, Senorita«, sagte er.
»Lieben heißt
vertrauen, Senor.«
»Es ist alles
vorbereitet. Stellt keine Fragen, tut nur, was ich verlange. Kommt.«
Er legte einen Arm um sie und
führte sie so aus der Zelle, deren Tür er offen stehen ließ.
Sollten es einige der elenden Kreaturen schaffen, hinauszugelangen und
sich ihren Weg ins Freie zu erkämpfen, so hatte Senor Zorro nicht den
Wunsch, sie davon abzuhalten. Mehr als die Hälfte von ihnen, so
vermutete er, waren aufgrund vorgefasster Urteile oder aus Ungerechtigkeit
hier.
Don Carlos verursachte einen
Höllenlärm, brüllte, er würde es nicht zulassen, dass
man ihn befreie, dass er bleiben würde und dem Gouverneur bei der
Verhandlung gegenübertreten, um ihm zu zeigen, welches Blut in seinen
Adern floss. Dona Catalina stöhnte leise vor Angst, leistete aber
keinen Widerstand.
Sie erreichten den Hauptraum,
und Senor Zorro schickte den Wärter in eine Ecke, angewiesen, dort
auch nach ihrem Verschwinden noch eine ganze Weile mucksmäuschenstill
auszuharren. Dann stieß einer der caballeros die Eingangstür
auf.
Draußen kam es in
diesem Moment zu einem Tumult. Zwei Soldaten hatten einem Burschen
nachgestellt, der in der Taverne beim Stehlen erwischt worden war, und die
caballeros hatten sie aufgehalten. Ein Blick auf die maskierten Gesichter,
und den Soldaten war klar, dass hier etwas nicht stimmte.
Ein Soldat gab einen Schuss
ab, einer der caballeros erwiderte das Feuer, doch beide verfehlten ihr
Ziel. Aber der Schusswechsel genügte, um die Aufmerksamkeit der
Tavernenbesucher zu erregen, ebenso wie die der Wachen in der Garnison.
Sofort wurden die
Kavalleristen der Garnison geweckt, und sie nahmen die Posten der Wachen
ein, während diese auf die Pferde stiegen und den Hügel
hinuntersprengten, um den Grund für das plötzliche Getöse
zu dieser nächtlichen Stunde herauszufinden. Sargento Gonzales und
andere stürmten aus der Taverne. Senor Zorro und seine Gefährten
sahen sich dort, wo sie es am wenigsten erwartet hatten, mit Widerstand
konfrontiert.
Der Gefängnisaufseher
hatte genügend Mut zusammengekratzt, um sich von Fesseln und Knebel
zu befreien. Er kreischte durch eines der Kammerfenster, Senor Zorro
befreie die Gefangenen. Sargento Gonzales brüllte nun seinerseits
seinen Männern zu, sie sollten ihm folgen und sich einen Teil der
Belohnung Seiner Exzellenz verdienen.
Aber die caballeros hatten
ihre drei befreiten Gefangenen schon zu sich auf die Pferde gezogen, denen
sie jetzt die Sporen gaben, um über die Plaza auf den Camino
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