Im Zeichen des Zorro
diesem
Unsinn«, rief er. »Ihr habt alles durchsucht und nichts
gefunden. Untersucht noch die Scheunen, und dann geht. Lasst mich
zumindest Herr in meinem eigenen Haus sein. Ihr habt meine Ruhe so schon
mehr als genug gestört.«
»Willst du einen
heiligen Eid schwören, fray, dass sich hinter diesen Lederballen kein
lebendes Wesen verbirgt?«
Fray Felipe zögerte, und
Sargento Gonzales grinste.
»Es scheint dir doch
lieber zu sein, keinen Eid darauf zu leisten, wie?«, fragte der
Feldwebel. »Ich hatte schon geahnt, dass du zögern würdest,
mein lieber Mönch. Soldaten, durchsucht die Ballen.«
Die beiden Männer
machten sich in die Ecke des Zimmers auf. Aber sie hatten noch nicht die Hälfte
der Strecke zurückgelegt, als Senorita Lolita Pulido hinter den
Lederballen hervorkam und ihnen ins Gesicht sah.
»Ha! Da ist es ja doch
noch ans Licht gekommen!«, rief Gonzales. »Da hätten wir
dann wohl das Paket, das Senor Zorro bei dem fray zwischengelagert hat!
Und was für ein hübsches Paket das doch ist! Zurück in den
cárcel mit ihr! Diese Flucht wird das endgültige Urteil über
sie nur umso härter ausfallen lassen!«
Aber in den Adern der
Senorita floss das Blut der Pulido, und das hatte Gonzales nicht bedacht.
Die Senorita trat an den Rand der aufgestapelten Häute, sodass sie im
vollen Licht des candelero stand.
»Einen Augenblick,
Senores«, sagte sie.
Sie brachte eine Hand, die
sie hinter ihrem Rücken verborgen gehalten hatte, nach vorne. Ihre
Finger umklammerten ein langes, scharfes Messer, wie man es zum Scheren
der Schafe verwendet. Sie richtete die Spitze der Klinge gegen ihre Brust
und sah ihnen mutig entgegen.
»Senorita Lolita Pulido
wird nicht in den stinkenden cárcel zurückkehren, weder jetzt
noch in Zukunft, Senores«, erklärte sie. »Eher versenkt
sie dieses Messer in ihr Herz, um zu sterben, wie eine Frau von edlem Geblüt
zu sterben hat. Wenn Seine Exzellenz eine tote Gefangene wünscht, die
kann er haben.«
Sargento Gonzales machte
seinem Ärger lauthals Luft.
Er zweifelte nicht, dass die
Senorita ihre Drohung wahr machen würde, sollten die Männer
versuchen, sie zu ergreifen. Und obwohl er im Falle eines gewöhnlichen
Gefangenen die Ergreifung wahrscheinlich nichtsdestotrotz angeordnet hätte,
war er sich nicht sicher, dass der Gouverneur den Befehl in diesem Fall
gutgeheißen hätte. Immerhin war Senorita Pulido die Tochter
eines Don, und ihr Hinscheiden von eigener Hand könnte gewisse
Unannehmlichkeiten für Seine Exzellenz zur Folge haben. Es könnte
sich als der Funke erweisen, der das Pulverfass zum Explodieren brachte.
»Senorita, wer sich das
Leben nimmt, riskiert die ewige Verdammnis«, mahnte der Feldwebel.
»Fragt diesen fray, ob das nicht die Wahrheit ist. Ihr steht unter
Arrest, doch man hat Euch weder für schuldig befunden noch eine
Strafe über Euch verhängt. Solltet Ihr unschuldig sein, so wird
man Euch ohne Zweifel in kürzester Zeit wieder auf freien Fuß
setzen.«
»Dies ist nicht die
Zeit für Lügenmärchen, Senor«, erwiderte das Mädchen.
»Mir ist meine Lage nur allzu klar. Ich habe gesagt, ich werde nicht
in den cárcel zurückkehren, und das war mein Ernst — und
daran hat sich auch nichts geändert. Kommt mir auch nur einen Schritt
näher, und ich bringe mich um.«
»Senorita —«,
setzte Fray Felipe an.
»Es ist sinnlos, zu
versuchen, mich zurückzuhalten, guter fray«, unterbrach sie.
»Ich habe noch meinen Stolz, den Heiligen sei Dank. Wenn überhaupt,
dann wird Seine Exzellenz nur meine Leiche bekommen.«
»Das ist ja wirklich
eine schöne Bescherung«, rief Sargento Gonzales aus. »Da
nehme ich doch glatt an, es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns
zurückzuziehen und dieser Senorita ihren Willen zu lassen.«
»O nein, Senor!«,
rief sie schnell. »Ihr seid gewitzt, aber nicht annähernd gewitzt genug. Ihr
wollt Euch zurückziehen und Eure Männer weiterhin das Haus
umstellen lassen? Ihr wollt nur eine günstige Gelegenheit abwarten,
um mich dann doch noch zu verhaften?«
Gonzales knurrte, denn eben
dies hatte er vorgehabt, und das Mädchen hatte ihn durchschaut.
»Ich werde diejenige
sein, die geht«, erklärte sie. »Tretet zurück und
stellt Euch gegen die Wand, Senores. Und zwar sofort, oder ich ramme mir
dieses Messer in die Brust.«
Es blieb ihnen nichts übrig,
als zu
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