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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnston McCulley
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gehorchen. Die Soldaten starrten ihren Feldwebel in Erwartung eines
     Befehls an, und Gonzales hatte Angst, das Leben von Lolita Pulido aufs
     Spiel zu setzen, denn er wusste, der Gouverneur würde rasen vor Wut
     und ihm Stümperei vorwerfen. Vielleicht wäre es ja doch das
     Beste, die Senorita ziehen zu lassen. Man könnte sie später
     wieder einfangen, denn so ein Mädchen würde den Kavalleristen ja
     gewiss nicht entfliehen können.
    Lolita behielt die Soldaten
     genau im Auge, während sie durch den Raum auf die Tür zueilte.
     Das Messer hielt sie sicher noch immer an die Brust.
    »Fray Felipe, wollt Ihr
     mit mir kommen?«, fragte sie. »Man wird Euch womöglich
     bestrafen, wenn Ihr bleibt.«
    »Und doch muss ich
     bleiben, Senorita. Ich kann nicht fortlaufen. Mögen die Heiligen Euch
     beistehen!«
    Noch einmal blickte sie
     Gonzales und seinen Männern ins Gesicht.
    »Ich werde durch die Tür
     gehen«, sagte sie. »Ihr werdet in diesem Zimmer bleiben. Draußen
     sind natürlich auch Soldaten, die versuchen werden, mich aufzuhalten.
     Ich werde ihnen sagen, dass ich von Euch die Erlaubnis habe zu gehen. Wenn
     sie nach Euch rufen und fragen, ob das stimmt, dann werdet Ihr das bestätigen.«
    »Und wenn ich das nicht
     tue?«
    »Dann benutze ich das
     Messer, Senor.«
    Sie öffnete die Tür,
     drehte den Kopf einen Moment und blickte hinaus.
    »Ich hoffe doch, Senor,
     Ihr reitet wirklich ein hervorragendes Pferd, ich habe nämlich vor,
     es mir zu nehmen«, erklärte sie dem Feldwebel.
    Plötzlich sprang sie ins
     Freie und warf die Tür hinter sich zu.
    »Ihr nach!«,
     schrie Gonzales. »Ich habe ihre Augen gesehen! Sie wird nicht zustoßen
     - sie hat Angst davor!«
    Er wuchtete sich durch das
     Zimmer, gefolgt von den beiden Soldaten. Aber Fray Felipe war lange genug
     untätig gewesen. Jetzt schritt er zur Tat. Er hielt sich nicht damit
     auf, die Folgen zu überdenken. Er streckte ein Bein aus und brachte
     Sargento Gonzales zu Fall. Die beiden Kavalleristen stießen mit ihm
     zusammen, und alle fielen miteinander in einem Knäuel zu Boden.
    Fray Felipe hatte ihr etwas
     Zeit verschafft, und das genügte. Die Senorita nämlich war zum
     Pferd gelaufen und in den Sattel gesprungen. Sie konnte reiten wie eine
     Indianerin. Ihre Füße reichten nicht bis zu den Steigbügeln
     des Feldwebels hinab, aber das beachtete sie gar nicht.
    Sie riss den Kopf des Pferdes
     herum und trat ihm in die Flanke, als gerade einer der Soldaten um die
     Hausecke bog. Eine Pistolenkugel schwirrte an ihrem Kopf vorbei. Sie
     beugte sich tiefer über den Pferdehals und galoppierte los.
    Inzwischen stand ein
     fluchender Feldwebel auf der Veranda, der seinen Männern zubrüllte,
     sie sollten aufsitzen und ihr folgen. Der Mond war wieder hinter einer
     Wolkenbank verschwunden. Es war nicht auszumachen, in welche Richtung die
     Senorita ritt, es sei denn, man horchte auf das Hufgeräusch. Und um
     das zu tun, musste man anhalten — und wer anhielt, verlor Zeit.

 
    35
    SATISFAKTION
    Senor Zorro stand starr wie
     eine Statue in der Hütte des Indianers, eine Hand um die Nüstern
     seines Pferdes gelegt. Der Indianer kauerte sich neben ihm zusammen.
    Von der Landstraße
     drang das Dröhnen von Hufen herein. Dann kam der Zug der Verfolger
     vorüber. Männer riefen sich gegenseitig etwas zu, fluchten
     über die Dunkelheit und eilten in das Tal hinunter.
    Senor Zorro öffnete die
     Tür und blickte hinaus. Er lauschte kurz, dann führte er sein
     Pferd ins Freie. Dem Indianer reichte er ein Geldstück.
    »Von Ihnen nicht, Senor«,
     sagte der Indianer.
    »Nimm es. Du brauchst
     es, ich nicht«, erklärte der Maskierte. 
    Er schwang sich in den Sattel
     und wendete das Pferd in die Richtung der steilen Flanke des Hügels
     hinter der Hütte. Das Tier gab kaum einen Laut von sich, während
     es den Hügel emporstieg. Auf der anderen Seite kam er schließlich
     zu einem schmalen Pfad, den er langsam entlangtrabte, wobei er sein Pferd
     nur hin und wieder anhalten ließ, um nach Geräuschen anderer
     Reiter zu horchen, die sich womöglich in der Gegend befanden.
    Er ritt auf Reina de los
     Angeles zu, schien aber keine Eile zu haben, den Ort zu erreichen. Senor
     Zorro hatte für diese Nacht ein weiteres Abenteuer in petto, und das
     musste zu einer ganz bestimmten Zeit und
     unter ganz bestimmten Bedingungen vollbracht werden.
    Zwei Stunden später war
     er auf dem Hügel vor der Stadt angekommen. Eine Weile saß er
    

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