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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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reden. Es war ihm mehr als unangenehm, dass sie ihm so offenkundige Avancen machte. Himmel, sie hatte ihm sogar lasziv über den Oberarm gestrichen und seine Muskelwölbungen bewundert. Nun aber saßen drei Personen zwischen ihnen, und Ranulf entspannte sich allmählich.
    Die Malzeit verlief gemütlich in dahinplätschernder Konversation - bis Valandra hinzukam. Obwohl sie sich noch immer am anderen Ende der Halle aufhielt, und mit einem kleinen Jungen sprach, war die Veränderung in der Halle deutlich spürbar. Die Dienstboten schienen erleichtert aufzuatmen, während die beiden Damen am Tisch verstummten und beinahe feindselig in ihre Richtung starrten.
    Ranulf nutzte die Gelegenheit, um die junge Hausherrin genauer zu betrachten, und was er sah, überraschte ihn über die Maßen. Das unförmige Mädchen aus dem Hof war tatsächlich eine erwachsene Frau – wie ihre sanften Rundungen deutlich bezeugten. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass unter dem schweren Metall ein so zierlicher Körper stecken könnte. Kein Wunder, dass die Rüstung zu schwer für sie gewesen war.
    Im Gegensatz zu den anderen Damen trug sie keine Seide, sondern ein schlichtes grünes Wollkleid, das sich angenehm eng an den Körper schmiegte und über den üppigen Brüsten leicht spannte. Ihr kastanienbraunes Haar war noch immer zu einem langen, dicken Zopf geflochten, der ihr bis zu den schmalen Hüften reichte.
    Zugegeben, im Vergleich mit ihrer Schwester schnitt sie eher durchschnittlich ab, dennoch besaß sie etwas, was Ranulfs Blick fesselte. Es war ihre Ausstrahlung - eine Mischung aus Anmut, Natürlichkeit und Willensstärke, gepaart mit einem Hauch Verletzlichkeit.
    Kasim beugte sich näher zu Ranulf und flüsterte: „Eine ausgesprochen schwierige Wahl, nicht wahr, mein Freund? Welche der Schwestern ist mehr nach deinem Geschmack? Das goldene Täubchen oder die bezaubernde Waldelfe?“
    Eine Waldelfe… Der Vergleich gefiel Ranulf. Natürlich, offen und bodenständig. Beinahe im selben Augenblick schalt er sich einen hirnverbrannten Narren. Was sollte dieser Unsinn? Wie kam er dazu, über derlei Vergleiche nachzudenken? ‚Bodenständig’… Und dies ausgerechnet bei einer Frau, die es liebte, Rüstungen zu tragen und den Burgherrn zu spielen.
    „Für welche würdest du dich entscheiden?“, hakte Kasim nach. „Für keine!“ Ranulf rammte den Dolch in das zarte Fasanenfleisch und brummte warnend: „Iss dein Fleisch und halt den Mund.“
    Bevor Valandra sich Ranulf gegenüber auf den leeren Platz setzte, befahl sie den Bediensteten, zwei weitere Fässer Wein vor den Kamin zu rollen, um ihn zu wärmen.
    „Wie immer kommst du zu spät, Valandra. Du weißt genau, dass ich das nicht dulde“, schalt Eleanora sie herausfordernd.
    Valandra nahm sich eine kleine Scheibe kalten Braten und ein Stück Brot, bevor sie ruhig antwortete: „Es gab viel zu tun.“
    „Sprich nicht in diesem Ton mit mir. Es gibt keine Entschuldigung für deinen Mangel an Manieren.“
    Valandra nickte mechanisch und hoffte inbrünstig, ihre Stiefmutter möge diesmal auf eine peinliche Szene vor den Gästen verzichten. Als keine weiteren Demütigungen folgten, atmete sie erleichtert auf und winkte eines der Dienstmädchen herbei. „Sofie, bitte benachrichtige Dalvinas Damen, dass ich sie nach dem Abendmahl in der alten Halle erwarte. Sie sollen das Verbandsmaterial und meinen Medizinbeutel mitbringen.“ Valandra zögerte einen Augenblick, bevor sie hinzufügte: „Und ihr Nähzeug. Es wird Zeit, dass sie lernen, ihre Nadeln auch in Fleisch zu stechen.“
    „Valandra!“, schnappte Dalvina empört. „Das ist nun wirklich kein Thema für den Tisch.“
    Valandra blickte erstaunt auf, nicht wissend, was sie nun wieder falsch gemacht hatte. „Unsere Gäste bedürfen der Pflege. Sie haben eine beschwerliche Reise hinter sich, und bei einigen sind die Wunden wieder aufgebrochen. Diese müssen versorgt werden, und zwar bald.“
    „Sehr weise gesprochen “, pflichtete Kasim ihr bei.
    Valandra übersah die giftigen Blicke ihrer Familie und wandte sich stattdessen an Ranulf. „Mylord, wie ging es meinem Vater, als Ihr ihn verlassen habt? War er auf dem Weg der Genesung?“
    Ranulfs Dolch hielt mitten in der Bewegung inne. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihn beim Essen störte. Als er jedoch die tiefe Sorge in Valandras Augen sah, riss er sich zusammen und überwand sich zu einer Antwort.
    „Das war er, soweit ich es beurteilen kann. Er wirkte von Tag zu

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