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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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Tag kräftiger.“ Erst jetzt fiel ihm auf, dass keine der anderen Frauen sich nach Lord Lamonts Zustand erkundigt hatte. Es schien sie gar nicht zu interessieren. Aber der arme Kerl war selbst schuld. Wenn man so dumm war zu heiraten, hatte man es nicht besser verdient.
    Valandra nickte schweigend. Erst als sie sich sicher sein konnte, dass ihre Stimme gehorchte, fragte sie: „Hatte er große Schmerzen?“
    Plötzlich herrschte völlige Stille im Raum. Selbst die Bediensteten legten ihre Arbeit nieder und traten besorgt näher. In ihren Gesichtern spiegelte sich tiefes Mitgefühl für ihre Herrin. Es war offensichtlich, dass sie wussten, wie sehr Valandra an ihrem Vater hing. Nur die zwei Schönheiten zeigten sich wenig berührt.
    „Ich meine, war er bei Bewusstsein, als die Ärzte ... die Wunde versiegelten ?“
    „Großer Gott, du meinst, als sie seine Wunde mit einem Eisen ausbrannten! Wie eklig!“, schrie Eleanora spitz auf. Sie verdrehte die Augen und sackte mit einem Stöhnen in sich zusammen.
    Dalvina eilte sogleich an ihre Seite und funkelte Valandra wütend an. „Da siehst du, was du angerichtet hast. Mama ist ohnmächtig!“
    Valandra kümmerte sich nicht darum. „Bitte, ich muss es wissen.“
    Ranulf blickte in ihre smaragdgrünen Augen, die ihn so voller Hoffnung und Sorge anblickten, und plötzlich brachte er es nicht über sich, ihr die Wahrheit zu sagen.
    „ Non, Euer Vater hat nichts davon bemerkt. Der starke Blutverlust hat ihm vorher die Besinnung geraubt.“
    Valandra schloss erleichtert die Augen. „Ich danke Euch, Mylord. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt? Ich werde mich um Eure Männer kümmern.“
    Sie erhob sich, ohne ihren Teller angerührt zu haben, und ging davon.
    Ranulfs Blicke folgten ihr, und zu seinem eigenen Erstaunen spürte er ihre Einsamkeit beinahe so schmerzlich wie seine eigene.

Kapitel 5
    Unter Valandras Anweisungen war die alte Empfangshalle von Walkmoor Castle innerhalb kürzester Zeit in ein Lager für die Verletzten umgewandelt worden. Obwohl dieser Teil der Burg nur noch selten benutzt wurde, hatte sie immer Wert darauf gelegt, dass auch die alte Halle stets sauber und trocken gehalten wurde. Bedrückt blickte sie sich um. Der einstmals prunkvolle Saal wies deutliche Spuren des Geldmangels auf. Die wertvollen Wandbehänge waren verschwunden und durch alte, teils arg zerschlissene Teppiche ersetzt worden. Der Kalk blätterte ungehindert von den kalten Steinmauern, und die Stichbalkendecke hoch über ihnen war rußgeschwärzt. Glücklicherweise zogen die vier Kamine noch einwandfrei und verbreiteten in kürzester Zeit eine angenehme Wärme.
    Die junge Herrin nickte zufrieden, als sie das Ergebnis ihrer Arbeit betrachtete. Die verwundeten Krieger lagen auf Strohsäcken und nahmen dankbar die Wolldecken und eine kräftige Malzeit entgegen, während sie von Valandra und Dalvinas Damen umsorgt wurden. Letztere hielten sich recht gut, auch wenn sie beim Anblick der eitrigen Wunden in Ohnmacht fielen.
    Valandra verband soeben eine besonders schlimme Schnittwunde eines Kriegers, als sie das untrügliche Gefühl überfiel, beobachtet zu werden. Sie richtete sich verwirrt auf und begegnete dem eindringlichen Blick des Anführers. Ranulf stand keine drei Schritte von ihr entfernt im Türrahmen und bedachte jede ihrer Bewegungen mit ungeteilter Aufmerksamkeit.
    Ein leises Frösteln rieselte über Valandras Wirbelsäule. Dieser Kerl wirkte ungemein einschüchternd, und das nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Körpergröße. Viel mehr lag es an seiner Wortkargheit und dieser kühlen Intelligenz in den verwirrend blauen Augen, mit denen er seine Umgebung und jeden in seiner Nähe eingehend musterte.
    Offensichtlich war sie nun das Objekt seiner Studie - ein Umstand, der nicht gerade dazu beitrug, dass sich ihr Pulsschlag beruhigte. Valandra schimpfte sich eine Närrin. Himmel, sie war doch kein dummes Mädchen, das beim bloßen Anblick des anderen Geschlechts ins Stottern geriet! Der Umgang mit Männern war ihr vertraut. Sie war im Kreis der Krieger aufgewachsen, hatte ihnen als Kind Streiche gespielt und später viele Stunden mit ihnen auf dem Übungsplatz verbracht. Ihre schönsten Erinnerungen hingen mit ihrem Vater und den Lamontkriegern zusammen, und kein einziger von ihnen war ihr jemals eine Bedrohung gewesen - im Gegensatz zu Ranulf de Bretaux.
    Er strahlte eine Macht und Überlegenheit aus, die Valandra zutiefst verunsicherte. Jede seiner Bewegungen, jede Geste wirkte

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