Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
körperlichen Schmerz. Sie saß mit dem Stolz einer betörenden Göttin vor ihm. Ihr nasses Haar lag wie ein dunkler Schleier über ihren zarten Schultern, und der Feuerschein des Kamins verlieh ihrer blassen Haut einen herrlich goldenen Schimmer. Ihr Anblick war atemberaubend, und allein dieses süße, herzförmige Muttermal über ihrer linken Brust konnte einen Mann aus der Fassung bringen. Genau so musste Aphrodite ausgesehen haben, als sie aus dem Wasser gestiegen war, fuhr es ihm durch den Sinn. Verdammt, er hatte geschworen, sich von Valandra fern zu halten.
„Leg dich hin.“
„Nein!“
Ranulf goss sich etwas von dem mitgebrachten Öl in die hohle Hand. „Je eher du gehorchst, desto schneller bist du mich wieder los.“
„Ich sagte, nein!“, fauchte Valandra und beäugte neugierig die bernsteinfarbene Flüssigkeit. „Was ist das?“
„Ein Öl, das dir die Muskelschmerzen lindern wird. Danach fühlst du dich wie neu geboren.“
„Das stinkt ja widerlich!“
Ranulf zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Es ist eigentlich für Schlachtrösser bestimmt. Aber ich denke, es wird auch bei dir seinen Zweck erfüllen.“
Valandra starrte ihn empört an. „Na, vielen Dank! Du setzt mich also mit einem elenden Gaul gleich?“
Ranulf verkniff sich ein Grinsen. „Nicht wirklich. Auf ein Schlachtross ist zumindest Verlass. Es befolgt widerspruchslos die Befehle seines Herrn. Was man von dir nicht behaupten kann.“
Valandra rümpfte beleidigt die Nase. „Sollte ich jemals einen Mann als meinen Herrn akzeptieren, werde ich ihm vielleicht auch gehorchen.“
„Das wage ich zu bezweifeln. Und nun leg dich endlich hin! Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.“
„Nein!“
„Stures Weibsbild!“ Er fasste Valandra bei den Schultern und zwang sie mit sanfter Gewalt bäuchlings auf das Bärenfell zurück.
„Aua! Das tut weh, du grober Kerl!“
„Selbst schuld!“
Ranulf schob ihre nassen Locken beiseite und kniete sich rittlings über sie, so, dass ihre Hüften zwischen seinen Schenkeln gefangen waren. „Geh runter von mir!“, keuchte Valandra entsetzt.
Ranulf schenkte ihr keine Beachtung. Stattdessen begann er in gleichmäßigen Zügen Valandras verspannte Schultern zu massieren. Er zwang sich, nicht daran zu denken, wie warm und zart sich ihre Haut unter seinen Händen anfühlte.
Valandra gab keinen Laut von sich, doch Ranulf wusste, dass sie grässliche Schmerzen litt. Nach einer langen Schlacht hatte er schon gestandene Krieger vor Muskelschmerzen heulen sehen.
Leiser Stolz keimte in ihm auf. Dieses zierliche Mädchen war unglaublich tapfer. Unermüdlich knetete er Valandras Schultern, den Nacken, die Arme und ließ auch ihrem Rücken und ihren langen, wohlgeformten Beinen dieselbe Aufmerksamkeit zukommen, bis er spürte, dass ihre Muskeln sich allmählich entspannten.
„Ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt. Es war sehr nett, dass du Eleanora heute Abend in ihre Schranken gewiesen hast.“
„Du vergisst deine Schwester.“
„Nein! Du darfst Dalvina keinen Vorwurf machen. Sie tut nur das, was ihre Mutter von ihr verlangt.“
Ranulf massierte ihre Schenkel. „Sie ist alt genug, um selbst zu entscheiden, was richtig und was falsch ist.“
„Du kennst Eleanora nicht. Sie ist eine Meisterin darin, andere Menschen zu manipulieren.“
„Ich verstehe.“ Nein, das tat er ganz und gar nicht. Weshalb verteidigte sie ihre Schwester fortwährend? Dalvina war ein falsches, hinterhältiges Frauenzimmer, genau wie ihre Mutter, und sie verdiente diese Loyalität nicht. Vermutlich hätte sie freudig in die Hände geklatscht, wenn er Valandra tatsächlich in den Kerker geworfen hätte.
„Woher wusstest du eigentlich davon? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Detlef dich um Hilfe gebeten hat.“
„Nein. Er tut verdammt gut daran, mir aus dem Weg zu gehen!“
„Also?“
„Wenn du wissen willst, was in einer Burg vor sich geht, brauchst du dich nur in der Küche umzuhören. Gweneth war mir eine große Hilfe.“
Valandra war sprachlos. Nicht nur, dass Ranulf sich dazu herabließ, die Küche zu betreten – etwas, das ihr Vater noch nie getan hatte –, er hatte sich sogar den Namen der Köchin gemerkt!
Sie schwiegen eine lange Zeit, bis Valandra erneut das Wort ergriff.
„Wer ist dieser Malven?“
Ranulf verharrte mitten in der Bewegung. „Wer?1“
Valandra blickte fragend über ihre Schulter. „Malven! Du hast nach ihm gerufen, bevor du in mein Gemach gestürmt
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