Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
Amulett mit einem liebevollen Lächeln.
Ranulf räusperte sich erneut und nickte. „ Oui, einfach vollkommen“, flüsterte er rau, wobei er nicht das Schmuckstück meinte.
„Es war ein Geschenk meiner Mutter. Seit Generationen befindet sich dieses Amulett in unserer Familie“, erklärte Valandra. Sie hoffte, dass sie ihn mit der Geschichte dieses Schmuckstücks ein wenig ablenken konnte. Er wirkte heute Abend äußerst angespannt. Dabei hatten sie doch allen Grund zum Feiern. McGregor war in seine Schranken gewiesen. In wenigen Stunden würde er mit seinen Männern abziehen und vermutlich nie wiederkehren. Eleanora und Walkmoor Castle waren somit endlich in Sicherheit.
Valandras Herz fühlte sich so leicht wie seit Monaten nicht mehr.
„Es heißt, dieses Amulett besitze magische Kräfte.“
Sie lachte leise auf, als sie Ranulfs skeptisch hoch gezogene Augenbraue sah.
„Ernsthaft! Eine junge Zigeunerin schenkte es vor vielen Jahren meinem Ururgroßvater James. Der Legende nach waren die beiden unsterblich ineinander verliebt, und als James in den Krieg ziehen musste, belegte sie das Schmuckstück mit einem Schutzzauber, damit er unversehrt wieder zu ihr zurückkehrte.“ Sie drehte das Amulett um und las die Inschrift vor, die Ranulf nur allzu vertraut war: „’Liebe überlebt jeden Sturm und lindert den Schmerz der Einsamkeit.’ James entging wie durch ein Wunder dem Tod und kehrte zu seiner Geliebten zurück, um sie zu ehelichen. Soweit ich weiß, lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“
„Eine nette Geschichte“, erklärte Ranulf trocken. „Aber sein Überleben hing gewiss eher mit seinem Kampfgeschick zusammen.“
Valandra schüttelte den Kopf, bevor sie ernst antwortete: „In jedem anderen Fall würde ich dir zustimmen, doch James war kein begnadeter Kämpfer. Er verbrachte seine Jugend in einem Kloster und war eher mit alten Schriften als mit dem Schwert vertraut. Deshalb war es auch so erstaunlich, dass er als einer der wenigen den Hinterhalt der Engländer überlebte. Zeit seines Lebens war er von der Kraft des Amuletts überzeugt. Seither wird es von Generation zu Generation weitergegeben, um es dem einen Menschen zu schenken, der wert ist, es zu tragen.“
Ranulf musterte den edlen Schmuck eingehender. Der blutrote Rubin in seiner Mitte schien ihm gar zuzuzwinkern, und urplötzlich wünschte er sich, Valandra sähe in ihm diesen einen besonderen Menschen.
„Unsinn“, knurrte er barsch. Seine eigene Torheit ärgerte ihn. „Solche Geschichten sind bloß etwas für romantische Mädchen und Dummköpfe. Jeder ist für sein Überleben selbst verantwortlich.“
Soviel zur Ablenkung! Valandra schüttelte verständnislos den Kopf. Offensichtlich war Ranulf fest entschlossen, heute Abend unausstehlich und griesgrämig zu bleiben. Sie öffnete den Mund, um ihn dafür zu schelten, verstummte jedoch, als sie sein plötzliches Interesse am Tischgeschehen gewahrte.
Der Hauptmann war zu McGregor getreten und bat ihn um eine wichtige Unterredung. Sie beobachtete, wie sich die beiden außer Hörweite der Tafel begaben und die Köpfe zusammensteckten.
„Ich wüsste wirklich zu gern, was die beiden da aushecken“, knurrte Ranulf leise.
Valandra zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Vermutlich treffen sie ihre Reisevorbereitungen für morgen.“
Ranulfs Aufmerksamkeit galt einzig und allein den beiden Männern. „Nein! Das Narbengesicht erzählt ihm gerade, wo meine Männer postiert sind. Dass der Späher unbemerkt aus der Burg geflohen sei und alles in die Wege leite.“ Eine steile Falte bildete sich auf Ranulfs Stirn. „Der Hauptmann spricht von einem Geschenk, das bereits überbracht wurde... Sie müssten nur noch abwarten, bis... verdammt, McGregor versperrt mir die Sicht.“
Als Ranulf sich erneut Valandra zuwandte, blickte ihn diese mit offenem Mund an. „Hast du so unglaublich gute Ohren, oder war das alles nur geraten?“
Er legte ihr sanft einen Finger unter das Kinn und klappte ihr den Mund zu.
„Nichts von beidem. Man nennt es Lippenlesen. Ein Freund hat es mir vor vielen Jahren beigebracht.“ Er ließ ungesagt, dass eben dieser Freund ihm nun nach dem Leben trachtete.
„Späher, Geschenke... Was kann das nur bedeuten? Glaubst du, McGregor hält noch immer an seinem Plan fest, Eleanora zu entführen?“
Ranulf schüttelte verwirrt den Kopf. „Ehrlich gestanden kann ich mir keinen Reim darauf machen. McGregor weiß, dass wir ihm kräftemäßig
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