Im Zwiespalt der Gefuehle
müssen etwas unternehmen, damit die Vatell nicht merken, daß ihre Königin gefangengehalten wird. « Sie hob Britas Füße hoch und löste ihre Fesseln.
Rowan straffte sich. »In Ordnung. Ich werde sie zur Siedlung bringen, und sie wird ihren Männern erzählen, daß sie mit uns zu den Fearen reitet. Wir werden Fearen mit zurückbringen, damit sie sich mit den Irial und Vatell vermählen. « Wieder protestierte Brita.
Jura beugte sich über Brita und sah ihr ins Gesicht. Dann sagte sie mit seidenweicher Stimme: »Wir werden Euch im Visier haben, und wenn ihr nicht das sagt, was wir von Euch fordern, oder versucht zu entkommen, werde ich Euch verfolgen. Ich werde nachts in Euer Schlafzimmer schleichen und Eure Nasenspitze abschneiden. Dann könnt Ihr nie wieder einen hübschen jungen Prinzen bezaubern. « Sie lächelte Brita kalt an und berührte die Nase der Frau mit der Fingerspitze.
Rowan rang verzweifelt die Hände. »Geh und hol Daire«, sagte er. »Wenn ihr Sohn neben ihr steht, werden die Vatell glauben, daß sie freiwillig mitreitet. Wir werden sagen, daß Yaine zugestimmt hat und uns sehen will. In zwei Stunden werden wir zu den Fearen aufbrechen. Möge Gott mit uns sein. «
Jura war fertig angezogen und verließ das Zelt, um zu ihrem Pferd zu gehen. Rowan lief ihr nach und ergriff ihren Arm.
»Es hat nicht lange gedauert, nicht wahr? Ich meine unseren Frieden. «
»Mein Bruder hat höchstwahrscheinlich dein Leben gerettet«, stellte sie fest. »Er hat die hinterlistige, verlogene Königin beschäftigt, damit sie nicht merkte, daß du sie gar nicht heiraten wolltest. Außerdem hat er einen Vatellgardisten getötet, der dich umbringen sollte. Wenn jemand Geralt dabei beobachtet hätte, wäre er jetzt tot, und auch wir beide wären nicht mehr am Leben. Ein Krieg wäre ausgebrochen. Er hat viel für dich riskiert, obwohl du ihn jetzt verdammst. «
»Für dich ist Tod die einzige Lösung. Ihr Lankonier lebt nur für den Krieg. Ich frage mich, ob ihr überhaupt wißt, was Frieden ist. Ihr intrigiert so sehr gegen den anderen, daß —«
»Wenn du uns so sehr verachtest, warum gehst du dann nicht zurück in dein vollkommenes, friedliches England? « schleuderte sie ihm ins Gesicht. »Wir brauchen dich nicht, wenn du uns andauernd vorwirfst, wie falsch wir uns verhalten und daß wir dein ritterliches Ehrgefühl nicht verstehen. Wir haben ohne dich jahrhundertelang überlebt, und wir werden es auch weiterhin schaffen! «
»Ihr könnt immer nur überleben «, erwiderte er zornig. »Die lankonischen Stämme sind isoliert. Ihr besitzt keine Straßen, treibt keinen Außen-und keinen Innenhandel — ihr kennt nur Waffen und Kriegshändel. Und bei jeder Gelegenheit bekämpft ihr mich — euren König! Wir hatten zwei Tage Frieden, und jetzt liegt die Königin der Vatell gefesselt und geknebelt vor mir. «
»Geralt hätte den Gardisten nicht daran hindern sollen, zu dir zu kommen«, sagte sie. Ihre Augen waren dunkel
vor Zorn. Der Mann verhielt sich wieder wie ein Engländer.
Rowan trat einen Schritt zurück. »Das meinst du doch nicht ernst«, flüsterte er.
»Hör mir gut zu, Engländer: Ich werde immer das Wohl meines Landes höher bewerten als ein Einzelschicksal. Ich würde sterben, wenn es meinem Land hilft. Mein Bruder denkt ebenso. Du hast dir einen Thron genommen, der eigentlich ihm zustand, aber er tötete, um dein Leben zu retten, und weil er auch den Frieden zwischen den Stämmen wünscht. Wir erkennen — mehr als du es kannst —, daß diese Aufgabe nicht zu lösen ist, aber wir setzen unser Leben aufs Spiel, um dir zu helfen, obwohl du uns dafür verachtest. «
»Ich verachte eure Launen«, schoß Rowan zurück. »Du willst immer gleich mit der Streitaxt dreinschlagen. Geralt war zornig, weil eine Königin der Vatell es gewagt hatte, einen Irial zu bedrohen. Geralt denkt immer nur an die Irial, nicht an das, was für ganz Lankonien gut wäre. Er gäbe einen guten Fürsten für einen Stamm ab, aber er sieht Lankonien nicht als ganzes Land. Er hätte zu mir kommen und mich warnen sollen. Er hätte nicht die Königin der Vatell entführen und einen Krieg riskieren sollen! « Rowan beugte sich zu ihr hinüber. »Aber vielleicht möchte dein Bruder ja, daß der Frieden zerbricht. Das Volk hätte sich zweifellos gegen mich gewandt, wenn die Vatell uns angegriffen hätten. Dann wäre Geralt König. «
Er packte Juras Hand, ehe sie ihn ohrfeigen konnte. »Geh«, befahl er. »Hole Cilean und Daire.
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