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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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auf und nahm die Zügel in die Hand. »Ich bin der Meinung, Narr ist die passendere Bezeichnung. Nach allem, was ich über Euch weiß, habe ich mich tatsächlich wie einer benommen, als ich Euch vertraute. «
    Er trieb sein Pferd vorwärts und hoffte, daß Brita das wilde Schlagen seines Herzens nicht bemerkte. Wenn diese Frau nur eine falsche Bewegung machte, dann mußte er sie töten und jede Hoffnung auf Frieden wäre begraben.
    Jura ritt ihm entgegen. Cilean und Daire folgten ihr. »Wir sind fertig«, sagte sie kühl.
    »Wo ist Geralt? « fragte Rowan.
    Jura deutete auf einen Hügelkamm, der sich direkt hinter ihnen erhob. Geralt war zu Pferde. Neben ihm war der tote Gardist zu sehen, der auf diese Entfernung sehr lebendig wirkte.
    Ungläubig protestierte die Garde gegen Britas Ankündigung, sie würde zusammen mit Rowan zu den Fearen reiten. Dieser Widerspruch rettete Rowan. Brita wurde wütend, weil ihre Gardisten zu glauben schienen, daß sie nicht für sich selbst sorgen könnte.
    »Ich habe dich gelehrt zu kämpfen«, fuhr sie einen einundzwanzigjährigen Gardisten an. »Willst du mir etwa weismachen, ich könnte nicht mit Waffen umgehen? «
    »Ihr seid unsere Königin, und wir schätzen Euch«, erwiderte der junge Mann. »Aber es ist eine anstrengende Reise bis zu Yaines Stadt. «
    »Willst du damit sagen, ich sei zu alt für diese Reise? « zischte sie. »Ich bin zu alt!? «
    »Vergebt mir, Königin. Ich meinte nicht, daß —«
    Brita wandte sich an Rowan. »Wir reiten los. Ich will diesen Yaine kennenlernen. Dann werden wir ja sehen, wer hier alt ist! « Sie stürmte davon und ließ ihre Garde in verblüfftem Schweigen zurück.
    Jura ritt den schmalen, felsigen Gebirgspfad empor. Rowan führte die Gruppe an, dicht gefolgt von Brita. Geralt war gleich hinter Jura, und die Nachhut bildeten Cilean und Daire. Jura betrachtete Rowans Rücken. Sie lauerte auf ein Zeichen von Britas Niedertracht. Es waren schreckliche Stunden gewesen, seit Geralt die gefesselte und geknebelte Brita beim Zelt abgeliefert hatte.
    Bei dem Gedanken an das Zelt und die beiden Nächte, die sie dort verbracht hatten, lächelte Jura. Aber dann wurde sie wieder ernst. Sie konnte es nicht zulassen, daß Bettgeschichten Entscheidungen beeinflußten, die ihr Land betrafen. Geralt hatte vielleicht übereilt gehandelt, als er Brita entführt hatte. Aber Jura meinte, daß er nicht anders hätte vorgehen können. Oder hätte er sie zuerst warnen sollen, wie Rowan meinte? Jura schüttelte den Kopf. Sie wußte nicht, wem sie glauben sollte. Nur — Geralt war Lankonier, was man von Rowan nicht behaupten konnte.
    Sie ritten stundenlang und versuchten, sich so weit wie möglich von der Siedlung der Irial zu entfernen. Seit die Pferde hintereinander gehen mußten, war kein Wort mehr gefallen. Sie würden zwei Tage lang durch das Gebiet der Vatell reiten müssen, ehe sie das Hoheitsgebiet der Fearen erreichten. Aber sie waren vorsichtig, da sie alle außer Brita Irialkleidung trugen. Die Vatell im südlichen Teil des Landes hatten wahrscheinlich noch nichts von dem neuen Friedensschluß gehört, und Rowan wollte nicht riskieren, daß man sie als Eindringlinge erschießen würde.
    Sie hielten an, als die Nacht hereinbrach. Brita war die einzige, die müde aussah. Sie hatte in den letzten Jahren ein sorgloses Leben geführt, und diese Lebensweise machte sich nun bemerkbar.
    Brita wollte allein in die Dunkelheit gehen, aber Rowan ergriff ihren Arm. »Ihr geht nicht aus unserer Sichtweite. «
    »Ich bin eine Königin und —« Sie hielt inne. Sie änderte ihren Gesichtsausdruck. Er war jetzt nicht mehr hochnäsig, sondern verführerisch. »Wollt Ihr mich begleiten? «
    Rowan gab sie frei. »Jura, geh mit ihr. Sieh zu, daß sie in unserer Nähe bleibt. «
    Jura verließ das Pferd, das sie gerade absattelte, und schloß sich Brita an.
    »Er wird mich nicht Yaine überlassen«, flüsterte Brita, als sie außer Sichtweite waren. »Er will eine Königin an seiner Seite haben, während Ihr —«
    »Ich bin jung, gesund und imstande, ihm Kinder zu schenken«, vollendete Jura gelangweilt den Satz. »Probiert Eure Ränke bei jemand anderem aus. Wenn mein Mann Euch gewollt hätte, hätte er Euch genommen. Erkennt Ihr denn nicht, daß Frieden in Lankonien für ihn das höchste Ziel ist? «
    Brita schwieg einen Augenblick, als wollte sie ihre Gegnerin abschätzen. »Über ganz Lankonien zu herrschen… Noch nicht einmal ich habe mir ein so großes Ziel gesteckt.

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