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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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»Dir geht es immer nur ums Geld.«
    Seine warme Stimme jagte kleine Schauder über meinen Rücken, die sich mit den Hitzewellen vereinten. Ich hatte nicht gewusst, dass mir gleichzeitig heiß und kalt werden konnte. Das Bild vom Mann im Lendenschurz war auch noch da.
    Hilfe!
    Meyers Antwort lenkte mich zum Glück von meinen Gefühlswallungen ab. »Einer muss sich ja darum kümmern. Mein geschätzter Partner vergeudet seine Zeit lieber mit einem alten Bauern und dessen merkwürdigen Familienverhältnissen.«
    Merkwürdige Familienverhältnisse? Was sollte das denn heißen? Wir Lüttjens waren vielleicht ein bisschen durchgeknallt, ansonsten jedoch eine ganz normale Familie mit Großmutter, Großvater, einer Großtante, Vater, Mutter, Tochter, Sohn.
    Oder?
    Plötzlich erinnerte ich mich an ein seltsames Gespräch zwischen Opa Hermann und Oma Grete auf ihrer diamantenen Hochzeit. Zehn Jahre war das her, und ich wusste noch jedes Wort.
    Verrückt.
    Gelauscht hatte ich nicht. War gar nicht nötig gewesen; sie saßen ja direkt neben mir.
    Hermann hatte mir gerade befohlen, öfters in die Heide zu kommen, nicht bloß zu so einem Anlass.
    »Weiß nicht, ob ich es noch bis zur Gnadenhochzeit schaffe«, hatte er hinzugefügt. »Also beweg deinen Hintern in Zukunft mindestens dreimal im Jahr nach Nordergellersen. Hast du verstanden?«
    Ich hatte genickt, ein wenig geistesabwesend, weil ich die ganze Zeit lang möglichst unauffällig nach Karl Küpper Ausschau hielt. Der ließ sich aber auf der Feier im Heidekrug nicht blicken. Im nächsten Moment jedoch hörte ich ganz genau zu. Da sagte Oma Grete nämlich zu Opa: »Du kannst die Deern zu nichts zwingen. Du weißt, warum.«
    »Halt die Klappe.«
    Oma ließ sich nicht so einfach zum Schweigen bringen. »Man darf doch wohl noch die Wahrheit sagen, wenn man schon ein Leben lang so tun muss, als ob der Sohn …«
    »Grete!« Opas Faust knallte auf den Tisch, und Omas Mund klappte zu.
    Schade. Ich war gerade sicher gewesen, dass ich gleich etwas Ungeheuerliches erfahren würde. Etwas, das in meiner Familie seit Jahren unter den schon erwähnten Teppich gekehrt wurde.
    Oma und Opa kippten daraufhin zwei Köm hintereinander, und mir wurde schnell klar, dass aus beiden nichts mehr herauszubekommen sein würde.
    Schon komisch, dass ich mich auch nach zehn Jahren an den Zwischenfall erinnerte. Vielleicht hatte sich die Bitterkeit in Gretes Stimme in mein Gedächtnis gegraben, oder die Bestürzung, die sich plötzlich auf Hermanns Gesicht abgezeichnet hatte.
    Wie auch immer. Der Streit der beiden Rechtsanwälte hatte eindeutig mit mir und meiner Familie zu tun.
    »Also«, fragte Meyer, »was ist nun mit Frau Wehner?«
    »Ich werde sie bitten, erst in einer Stunde zu kommen«, erwiderte Paul. »Jeden Moment wird Nele Lüttjens hier sein.«
    »Wie du meinst.« Meyers Stimme war jetzt schneidend. »Lass dir ruhig den dicken Fisch durch die Lappen gehen, um dich mit einem Spross der Addams Family zu unterhalten.«
    Addams Family?
    Das reichte jetzt aber!
    Ich holte gerade tief Luft, um in das Büro zu platzen und diesem Meyer meine Meinung zu sagen, als der auch schon herausstürmte, mir einen tödlichen Blick zuwarf und verschwand. Tödlicher Blick. Pah! Da hätte ich Besseres auf Lager gehabt. Ich hätte ihn auf einen elektrischen Stuhl schnallen können, so wie die kleine Wednesday es gern mit ihrem Bruder Pugsley tat, oder ihm das eiskalte Händchen hinterherschicken. Dummerweise war er schon weg, bevor ich zur Tat schreiten konnte.
    Egal. Kanadischer Himmel breitete sich über mir aus, Zedern wuchsen an den grünen Wänden hoch, Paul Liebling stand neben mir. Mein Herz legte einen astreinen Raketenstart hin, meine Augenlider bekamen nervöse Zuckungen.
    »Hallo«, sagte er.
    »Hallo.«
    »Danke.«
    »Wofür?«
    Er grinste. »Dass Sie mir diesmal keinen Vogel zeigen.«
    Ich gab mir alle Mühe, nicht rot zu werden.
    Jan platzte herein. Der hätte jetzt ruhig auch noch länger wegbleiben können.
    »Seit wann ist die halbe Stadt für Autos gesperrt?«, beklagte er sich. »Ich musste bis zum Parkhaus am Wasserturm fahren!«
    In Pauls Blick lag leichte Verwirrung. »Kennen wir uns nicht irgendwoher?«
    Ich seufzte. Diesem Mann war so einiges zuzutrauen, aber hoffentlich keine Popmusik von Ricky Martin.
    »Bedauerlicherweise nicht.«
    Paul war sichtlich irritiert, blieb aber höflich. »Verstehe.«
    »Das ist mein Bruder«, erklärte ich schnell. »Jan Lüttjens.«
    »Tatsächlich? Ihr

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