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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Hero.
    Susan legte ihm impulsiv die Hand auf den Arm und flüsterte: «Das war sehr nett von Ihnen.»
    Ihre Nähe verwirrte Hero, wenn auch nicht mehr auf dieselbe Art. Er sagte: «Nein. Eigentlich nicht. Es war nur eine praktische Überlegung.»
    Plötzlich kam ihr der Gedanke, Hero habe der Person, welche die Tür zu öffnen versuchte, nicht begegnen wollen, weil er ihr — Susan — nicht traute. Die Vorstellung machte sie wütend. Hatte er etwa gedacht, es könnte Sir Richard sein? Dann verrauchte ihr Zorn und ließ ein Gefühl tiefer Niedergeschlagenheit zurück.
    Hero sagte: «Ich kann ja nachsehen, aber ich werde kaum etwas finden. Sie können beruhigt sein, heute nacht passiert nichts mehr. Zur Sicherheit würde ich aber doch den Riegel wieder vorschieben, wenn ich gegangen bin. Es tut mir leid, daß ich Ihnen diese Aufregung nicht ersparen konnte, Susan.» Und schon war er verschwunden.
    Er ging nicht gleich weg, um sich auf die Suche zu machen, denn das hätte wenig genützt, sondern blieb vor ihrer Tür stehen. Er hörte, wie der Riegel vorgeschoben wurde. Ein merkwürdiger Geruch drang ihm in die Nase, und er hob den Kopf und schnupperte aufmerksam. Der Geruch war zwar schwach, aber deutlich, und auf Grund seiner Arbeit im Laboratorium wußte er sofort, worauf er zurückzuführen war. Sein Haar im Nacken sträubte sich, und ein Gefühl von Übelkeit stieg in ihm auf.
    Wie ein Spürhund folgte er der Fährte und entdeckte, daß der Geruch einem feuchten Fleck vor der Tür entströmte. Er roch daran, berührte ihn mit der Fingerspitze und betrachtete dann die weiße Stelle auf seiner Haut, wo die Säure sie verbrannt hatte. Er erhob sich bleich und schwitzend, obwohl er innerlich fror.

    Am Morgen des Tages, da Meg im Schloß ankommen sollte, war Hero nervös. Er empfand das Bedürfnis, Paradine Hall für eine Weile den Rücken zu kehren, holte Stock, Mütze und Pfeife und ging spazieren. Einer der Setter aus den Stallungen nahm die Gelegenheit wahr, in seiner Gesellschaft einen kleinen Bummel zu machen, und sprang übermütig voraus. Mr. Hero ließ sich gern von ihm ins Schlepptau nehmen, denn es war ihm ziemlich gleichgültig, welche Richtung er einschlug. Hauptsache, er kam von Paradine Hall, dessen Bewohnern, Rätseln und manchmal dilettantischen, dann wieder raffinierten Erscheinungen weg.
    Der Setter wedelte unternehmungslustig mit dem kupferfarbenen Schwanz und führte Hero durch eine offene Tür in der Parkmauer und dann nach Süden, am Flußufer entlang zur Stoke Bridge, der alten römischen Brücke, die all die Jahrhunderte überdauert hatte. Während der Hund am Ufer herumschnüffelte, blickte Hero ins Wasser hinunter, wo drei Rotaugen am steinigen Grund des Flusses mit den Flossen fächelten. Nach einer Weile drängte der Hund weiter, und Hero zündete seine Pfeife an und folgte ihm zufrieden. Er atmete tief die würzige Salzluft ein, die der Wind vom Meer hereintrug und die sich mit den erdigen Gerüchen der Paradine-Gehöfte im Osten vermischte.
    Eines der Probleme, die ihn beschäftigten, war der Mangel an geisterhafter Atmosphäre in Paradine Hall. Gespenstische Erscheinungen hatte es genügend gegeben, und zwar ganz, wie es sich gehörte, bei Nacht. Doch bis jetzt hatte sich noch kein Mensch über ein Gefühl von etwas Bedrohlichem und Bösem beklagt. Auch er selbst konnte beim besten Willen nichts Derartiges feststellen. Hero hatte einmal die Nacht in einem Gespensterzimmer verbracht, wo die Gegenwart von etwas Unheimlichem und Bösem sich ganz eindeutig feststellen ließ und ihm den Schweiß aus den Poren trieb. Es war ihm nie gelungen, eine befriedigende Erklärung dafür zu finden. Erscheinungen irgendwelcher Art waren damals nicht vorgekommen; er hatte nur den Eindruck gehabt, an einem unheimlichen Ort zu sein, der ihm schreckliche Gedanken und Gefühle einflößte. Davon war bis jetzt im Schloß nichts festzustellen, und er fragte sich, woran das lag. Keine verängstigten Tiere, keine Vorahnungen der Menschen. Die Leute waren wohl während und nach dem Geschehen beunruhigt, erstaunt, zornig oder ängstlich, je nach Temperament, doch nie vorher. Er fragte sich, ob es ihm wohl gelingen werde, den Fall Paradine zu klären.
    Hero versuchte, an anderes zu denken. Erde und Wasser dufteten so gut. In der Ferne drehte eine Windmühle langsam ihre Arme. Der Himmel war von Delfter-Blau ; man erwartete, jeden Augenblick auf ein Tulpenfeld oder ein blitzblankes Dorf mit Häusern aus rotem

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