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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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sagte Hero: «Nun, meinst du, daß...?»
    «Wunderbar», sagte Meg, öffnete ihre Tasche, löste den von seinem Motörchen, nahm ihn heraus und warf einen Blick darauf. «Wir haben ungefähr vierzig Aufnahmen, unter denen wir wählen können. Das Licht war ausgezeichnet.»

    Beim Abendessen waren alle Anwesenden etwas nervös, obgleich auf Heros Rat statt der stimmungsvollen Kerzen der große elektrische Kronleuchter die Tafel in blendendes Licht tauchte. Das Mahl verlief jedoch ohne Zwischenfall, und nachdem die Herren ihren Portwein getrunken und sich zu den Damen in die Bibliothek begeben hatten, gruppierte sich die Gesellschaft zum Bridge und Billard. Sir Richard setzte sich zu Beth, Susan und Mark an den Tisch. Mrs. Taylor, Spendley-Carter, Dr. Paulson und Dean Ellison taten sich zu einem Spiel zusammen. Mrs. Spendley-Carter war nicht zum Dinner erschienen, da Dr. Winters ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht hatte. Major Wilson, Lord Paradine und Mr. Jellicot begaben sich an den Billardtisch. Isobel, Lady Paradine, Mrs. Wilson, Vetter Freddie, Meg und Hero blieben in der Bibliothek und machten Konversation.
    Hero fragte sich, ob Mrs. Wilson es absichtlich so eingerichtet hatte, neben ihm zu sitzen. Er fühlte Vetter Freddies Schweinsäuglein auf sich ruhen und glaubte einmal einen scharfen Blick seiner Stiefschwester aufzufangen, als Mrs. Wilson ihm im Lauf des Gesprächs zu tief in die Augen schaute. Die Anwesenheit der sehr attraktiven Lady Margaret Callandar — deren wirkliche Beziehung zu Hero bis jetzt selbst Vetter Freddie entgangen war — veranlaßte Mrs. Wilson, mit vermehrter Eile auf ihr Ziel zuzusteuern.
    Um halb elf Uhr schützte Meg, wie sie vorher mit Hero verabredet hatte, Müdigkeit vor und sagte, sie wolle gern zu Bett gehen, wenn es nicht störe. Mrs. Wilsons Miene heiterte sich merklich auf, und Isobel sagte: «Aber selbstverständlich, Margaret, Sie müssen von der Reise sehr müde sein. Ich komme mit und sehe nach, ob alles in Ordnung ist.»
    Sie gingen, und als Isobel nicht zurückkehrte, unterdrückte Lady Paradine ein Gähnen und sagte: «Wahrscheinlich sitzen sie jetzt oben und schwatzen bis in die Nacht hinein. Isobel stürzt sich auf jeden Menschen, der ihren Vater gekannt hat. Es tut mir leid, aber ich kann die Augen kaum noch offenhalten.» Sie erhob sich und zog sich zurück.
    Hero hoffte, daß Isobel nicht allzu lange bei Meg bleiben werde, zählte aber auf Megs Fähigkeit, eine Ausrede zu finden, um allein zu sein. Sie hatte noch eine wichtige Arbeit vor, ehe die anderen heraufkamen: sie mußte die Kameras an den bestimmten strategischen Punkten anbringen. Die unsichtbaren Seidenschnüre, die als Auslöser dienten, waren dann schnell befestigt, wenn alles zu Bett gegangen war.
    Vetter Freddie richtete seinen frechen Blick auf Hero und Mrs. Wilson und sagte: «Ich bin hier offensichtlich im Wege. Was geben Sie mir, wenn ich gehe?»
    Mrs. Wilson sagte zu Mr. Hero: «Geben Sie ihm einen halben Shilling. Das ist doch der Preis für unverschämte kleine Jungen?»
    «Ein ganzer Shilling — es ist alles teurer geworden», erwiderte Freddie. «Sie warten doch nur darauf, allein zu sein. Viel Vergnügen! Ich gehe die Bridgepartien stören. Vergessen Sie nicht, mir dafür dankbar zu sein.» Damit schlenderte er aus dem Zimmer.
    Mrs. Wilson sagte: «Ich bin schrecklich unruhig, Alex. Ich habe Angst.»
    Hero fragte: «Wovor denn, Vivyan? Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Sie nichts zu fürchten brauchen.»
    «Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, es werde etwas geschehen.»
    Hero fragte sich, ob sie etwas Genaueres wüßte. Ahnte sie, was sich für diese Nacht und die frühen Morgenstunden zusammenballte? War sie gar irgendwie beteiligt an dem Unheil, das wie eine dunkle Wolke über den Köpfen so vieler Leute im Schloß heraufzog? Er fragte: «Etwas Angenehmes oder Unangenehmes?»
    Sie warf ihm einen schnellen Blick zu, um festzustellen, wie er es meine, aber sein Gesicht war so ausdruckslos, daß sie nicht klug daraus wurde. Sie wußte nur, daß sie sich sehnte, in seinen Armen zu liegen, seine Wange an der ihren zu fühlen und sich in ihm zu verlieren. Sie wiederholte: «Ich weiß nicht. Ich bin schrecklich nervös. Mir ist zumute wie einem Kind, das getröstet werden möchte.
    Hero setzte sich auf die Armlehne ihres Sessels und nahm ihre Hand in die seine. Sie lehnte den Kopf an seinen Arm. Ihr Haar war seidig und duftete vor Sauberkeit und Frische. Der Druck ihres

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