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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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Klischee geht’s nicht, zumindest nicht für Touristen.«
    Bördensen erwiderte das Grinsen. »Und Ihre roten Haare sind echt?«
    »Naturecht.« Sie fuhr sich mit der Hand über den Nacken. »Ich habe mir auch keine Sommersprossen implantieren lassen. Die sind auch echt. Hat die Frage mit Ihren Ermittlungen zu tun, oder ist das nur die übliche Neugier, die Männer haben, wenn sie eine Rothaarige sehen?«
    »Die Frage ist rein beruflicher Natur. Wenn eine blonde Frau hier arbeiten will, dann muss sie sich also die Haare färben?«
    »Nein, muss sie nicht. Erstens nehmen wir keine Blonden. Rot passt meistens nicht zum Teint. Ich sehe das. Eher Brünette. Außer Siobhan. Die kommt tatsächlich aus Irland, aus Kilkenny, und muss sich deswegen auch nicht die Haare färben. Die spricht Gälisch, das ersetzt die roten Haare.« Sie trocknete sich die Hände ab. »Außerdem ist sie meine Nichte.« Sie zwinkerte Bördensen zu.
    »Und zweitens?« Bördensen setzte sich an die Bar.
    »Zweitens nehmen wir nur Frauen, die mit roten Haaren zum Bewerbungsgespräch kommen. Und wenn sonst alles passt, sagen wir, dass sie weiterhin Rot tragen sollen. Wollen Sie einen Kaffee?«
    »Gerne, wenn ich noch ein paar Fragen stellen darf.«
    »Sie kriegen alles, was Sie wollen«, sagte die Frau, »solange es in der Karte steht. Ich bin Dagmar Söhnen.«
    »Die Chefin?«, fragte Bördensen.
    »Die Chefin, so ist es. Willkommen in The Harp.« Sie klopfte den Einsatz für die Kaffeemaschine aus, füllte frisches Kaffeepulver nach und stellte eine Untertasse mit dem dünnen Stück Papier bereit.
    »Wer kommt hierher?«, fragte Bördensen.
    »Drei Viertel sind Touristen. Hier aus der Stadt kommen Firmen, die feiern wollen, Sportvereine, Schüler.« Sie räusperte sich. »Volljährige Schüler, versteht sich.«
    »Was für Firmen?«, fragte Bördensen. »Versicherungsbüros? Computerklitschen? Handwerker?«
    »Keine Computerfreaks. Wir sind ein Irish Pub.« Sie zog ihr T-Shirt straff.
Nein, wir haben kein Club-Mate
, stand darauf. »Ansonsten gemischt: Büro, Baustelle, BVG. Eben das Feierabendbier. Es kommen auch Leute von der Humboldt-Uni. Die nuckeln den ganzen Abend an einem Bier und reden über Literatur.«
    »Männer?«
    »Achtzig Prozent Männer. Mehr unter vierzig als über vierzig, aber nicht viel.«
    »Die Tote war Maklerin.«
    Die Wirtin nickte. »Vielleicht war das ihr Treffpunkt. Einige Makler sind auf englischsprachige Kundschaft abonniert. Erst die Objektbegehung in Prenzlauer Berg, dann wird der Vertrag gemacht, und der wird abends hier begossen.«
    »Und es stört keinen, dass das hier kein richtiger Pub ist?«
    »Vorsicht, junger Mann. Wir wissen, dass wir nicht in Dublin sind. Und die Spree ist nicht die rotzgrüne Irische See. Aber hier ist alles echt. Die meisten Bands, die hier spielen, kommen aus Irland, wir haben die größte Auswahl von Irish Whiskey in der Stadt. Und viele Leute haben Sehnsucht, Sehnsucht nach dem stürmischen Wetter und der melodischen Sprache. Manche weinen, wenn sie beim Karaoke den Wild Rover singen. Wir können nichts dafür, dass Klaus und Klaus den versaut haben.« Dagmar Söhnen stellte Bördensen den Kaffee hin.
    »Die Leute, die herkommen, suchen Geselligkeit?«
    »Das können Sie laut sagen. Wir vergeben alle freien Plätze. Niemand bleibt unter sich, wenn Stühle frei sind. Die einen wollen feiern und sich besaufen, die anderen wollen ein Abenteuer, die nächsten wollen sich locker machen für den Rest der Nacht.«
    »Sehen Sie, und genau das verstehe ich nicht. Verena Adomeit lebte allein.« Bördensen trank einen Schluck.
    »Jeder zweite Haushalt in dieser Stadt ist ein Singlehaushalt.«
    »Nein, sie wohnte nicht allein, sie lebte allein. Sie hatte keine Freunde, keine Gäste bei sich zu Hause. Sie ging allein ins Fitnessstudio und fuhr allein in den Urlaub. Und so jemand hat das Monatsprogramm eines Pubs abonniert, wo man gezwungenermaßen Körperkontakt mit wildfremden Menschen hat.«
    Dagmar Söhnen trocknete schweigend ein paar Gläser ab. »Das ist tatsächlich merkwürdig«, sagte sie schließlich. »Natürlich kommen hier auch die Mauerblümchen und die Schüchternen her. Für den einen Abend, an dem sie alles anders machen wollen und alles anders werden soll. Und dann halten sie sich allein in einer Ecke an ihrem Glas fest und kommen nie wieder. Oder sie finden die richtigen Leute und ändern sich.«
    »Oder sie ändern sich in die andere Richtung. Erst ziehen sie um die Häuser, dann

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