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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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Calverton hatte Fabian die Hände um den Hals gelegt.
    Fabian wollte etwas rufen, brachte
aber nur ein ersticktes Gurgeln heraus, als Mr. Calverton ihm die Hände mit den
weißen Handschuhen um den Hals legte und die Luftröhre des Arztes zerquetschte.
    Fabian trat und schlug um sich und wollte den Diener abschütteln,
doch der Mann mit dem Porzellangesicht kannte kein Erbarmen. Amelia lief es
kalt den Rücken hinunter, als Mr. Calverton den Kopf zur Seite legte und
langsam den Mann erdrosselte, der ihn erschaffen hatte.
    Sie fragte sich, was hinter der Maske vor sich ging. Vielleicht sann
der seltsame Maschinenmann auf Rache. Sie sah lieber nicht genau hin, als
Fabians Gesicht sich purpurn verfärbte und die Zunge schlaff aus dem Mund hing.
Vielleicht wollte Mr. Calverton sie auch retten. Vielleicht hatte er so oft
verharrt und sie beobachtet, weil er die ganze Zeit gewusst hatte, was Fabian
getan hatte. Vielleicht war er mehr als eine Maschine und kam ihr aus Mitgefühl
zu Hilfe.
    Mr. Calverton hielt Fabian auf Armeslänge vor sich, bis die
Zuckungen aufhörten und der Arzt erschlaffte.
Die Drahtbrille rutschte von Fabians Nase, fiel mit einem Klirren auf den Boden und zersprang in tausend
Stücke. Dann ließ der Maschinenmann den Toten vor Amelia fallen. Mit einem
dumpfen Knall prallte der Kopf gegen die Fußleiste. Fabian rührte sich nicht
mehr.
    Anschließend wandte sich Mr. Calverton zu ihr und kam einen Schritt
auf sie zu. Die Kolben in den Schenkeln seufzten laut vor Anstrengung. Er
streckte die Hand aus, und gerade als sie sie ergreifen wollte, zerbarst hinter
ihm die Wand mit einem gewaltigen Krachen, und eine stählerne Faust in der
Größe eines Männerkopfes drang hindurch, prallte gegen Mr. Calverton und warf
ihn zu Boden. Amelia rollte sich ab, um den herabregnenden Trümmern zu entgehen. Als sie sich wieder umsah,
entdeckte sie, dass Mr. Calverton unter einem schweren, gezackten Mauerstück
eingeklemmt war. Die mechanischen Beine zuckten wild, Funken sprühten
hoch, und unter dem zerquetschten Rumpf bildete sich eine Blutlache.
    Amelia spähte durch den Riss in der Wand. Eine riesige glänzende
Rüstung stampfte den Flur hinunter. Sie hörte abermals ein Krachen, als das
Wesen eine weitere Wand zerstörte, dann war es zwischen den Flammen
verschwunden. Sie wollen das ganze Haus niederreißen, dachte sie. Anscheinend zerstörten sie
gezielt die tragenden Wände, während sie unablässig Brandbomben auf das Haus
regnen ließen.
    Amelia nahm ihre ganzen Kräfte zusammen und kroch zu Mr. Calverton,
der unter dem Mauerstück festsaß. Dabei achtete sie peinlich darauf, dem schrecklich
aussehenden Leichnam von Dr. Fabian zu entgehen, der in der Nähe auf dem Boden
lag. Mr. Calvertons Augen waren offen und starrten,
anscheinend erschrocken und überrascht, zur Decke hinauf.
    Er war in schlechter Verfassung. Amelia konnte nicht einmal
erkennen, ob er überhaupt noch lebte. Anscheinend atmete er nicht, aber sie war
andererseits nicht sicher, ob er überhaupt atmen musste. Sie kniete vor ihm
nieder und rüttelte an den Trümmerstücken. Es war sinnlos, sie konnte die
Brocken nicht heben. Dann kroch sie weiter zu seinem Kopf, der auf dem braunen
Teppich lag.
    Mr. Calvertons Porzellanmaske war beim Sturz zerbrochen, ein Teil
hatte sich gelöst. Rings um den Mund war ein Stück rosafarbene Haut zu sehen.
Sie beobachtete die Augen. Gerade als sie aufgeben wollte, bemerkte sie ein
Flackern, und er blickte sie an. Er gab seltsame kleine Laute von sich –
die ersten Geräusche, die sie überhaupt von ihm hörte –, doch sie begriff
nicht, was er wollte. Wegen der Maske und inmitten der Explosionen war nicht viel
zu verstehen.
    Inzwischen war Amelia klar, dass er sterben würde. Die Blutlache
unter ihm wuchs rasch. Anscheinend war er auf irgendetwas gestürzt, das ihm den
Oberkörper aufgerissen hatte. Sie lächelte traurig. Dann, ehe sie es sich
anders überlegen konnte, streckte sie die Hand aus und nahm ihm auch die Reste
der zerstörten Maske ab, um endlich das Gesicht des Mannes dahinter zu
betrachten.
    Sie unterdrückte ein erstauntes Keuchen. Das Gesicht war ganz und
gar nicht das, was sie erwartet hatte. Calverton war ein gut aussehender Mann
gewesen, wie die vollen, rosafarbenen Lippen und die kleine, leicht gekrümmte
Nase zeigten. Allerdings war die linke Gesichtshälfte von

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