Immortal. Dunkle Leidenschaft
verlassen, und je länger ich bei dir bliebe, umso schwerer würde es mir fallen, wieder zu gehen.«
Amber setzte sich auf, überkreuzte die Beine und zog sich die Decke bis zur Hüfte. »Verrate mir doch bitte eins: Hältst du diese Ansprache vor jeder Frau, mit der du ins Bett steigst?«
Er schien verwundert. »Nein! Ich habe noch nie eine Frau gebeten, bei mir zu bleiben.«
»Mich hast du eigentlich auch nicht gebeten. Du hast dich mittendrin davon abgehalten.«
»Ich weiß.«
Amber stützte ihr Kinn auf die Hand und sah ihn an. Er war ein wunderschöner Mann, mit einem Körper wie eine edle Statue oder von einem Kunstfoto, das in einer Galerie hängen könnte. Selbst die Narben auf seinem Rücken waren kein Makel. Ja, die Göttin hatte verdammt gute Arbeit geleistet.
»Komm mit mir nach Seattle, wenn wir deinen Bruder gefunden haben«, sagte sie schließlich. »Du könntest mir bei den Horoskopdeutungen oder sonst was helfen oder meinen Schülern beibringen, wie sie mit Todesmagie-Wesen umgehen. Danach kannst du immer noch entscheiden, ob du bleibst oder nicht.«
»Nachdem wir meinen Bruder gefunden haben«, wiederholte er ihre Worte, und wieder legte sich ein Schleier über seine Augen. »Du redest, als sei es vollkommen sicher, dass wir ihn finden.«
»Na ja, wir sind nahe dran. Der Dämon wich meinem Wahrheitszauber aus, indem er sich kryptisch ausdrückte, aber er konnte ihm nicht ganz widerstehen. Also bedeutete das Eis, das er heraufbeschwor, irgendetwas. Und wir haben Susans Notizen. Sie hat eindeutig Tain gesehen, als sie in die Zwischenwelt reiste. Und der Dämon wollte, dass Tain verborgen blieb, deshalb folgte er Susan und brachte sie um.« Ambers Hals fühlte sich eng an. »Das bedeutet, dass sie zu nahe dran war, was wiederum heißt, dass wir ebenfalls mehr herausfinden können. Ich bin eine halbwegs gute Hexe, ich weiß, wie meine Schwester tickte, und du besitzt unglaubliche Kräfte. Wie sollten wir es da nicht …«
»Amber!«, fiel er ihr ernst ins Wort. »Das ist weder dein Kampf noch deine Angelegenheit.«
»Meine Schwester ist dafür gestorben! Ich finde, das macht es sehr wohl zu meiner Angelegenheit.«
»Tain zu finden, was mir mehr und mehr als ein aussichtsloses Unterfangen erscheint, wird dir Susan nicht zurückbringen. Dadurch löst sich für dich gar nichts.«
Sie schnaubte erschöpft. »Ja, ich weiß. Aber es hilft dir . Wenn ich dir helfen kann, deinen Bruder nicht zu verlieren, dann wird sie nicht umsonst gestorben sein.«
»Das ist etwas anderes«, sagte er bestimmt, und Amber bemerkte, wie seine Muskeln sich anspannten. »Tain ging vor siebenhundert Jahren fort. Falls er gefunden werden wollte, hätte ich ihn längst aufgespürt. Meine Träume sind einfach nur das, was sie sind: Träume eben, die mich in den Wahnsinn treiben. Er will nicht, dass ich ihn finde. Das ist mir während der letzten Tage klargeworden.«
»Du meinst, er hat den Dämon gebeten, dich von ihm fernzuhalten? Ach, komm schon, Adrian, das ist Blödsinn!«
»Nein, ist es nicht.«
Sie hockte sich ihm gegenüber auf die Knie und ballte die Fäuste. »Nein, du willst bloß, dass es so ist! Du versuchst, es dir leichter zu machen, diesen Alptraum hinter dir zu lassen. Tja, aber ich werde es nicht. Ich finde ihn für dich! Und sollte er dich dann wirklich nicht wollen, ist es seine Sache.«
»Das betrifft nur mich und meinen Bruder«, erwiderte er frostig. »Ich beschütze dich vor dem Dämon, aber du hältst dich aus allem raus! Es hat nichts mit dir zu tun.«
»Und wie soll das gehen? Soll ich mich verstecken, weil es nicht mein Kampf ist? Darf ich denn nicht jemandem helfen, an dem mir liegt?«
Er wurde sehr still und verschloss sich merklich vor ihr. Mit einem Anflug von Bedauern dachte sie daran, dass sie nie wieder den Sternenhimmel sehen würde, wenn sie sich liebten, denn er sperrte sie aus.
»Falls du damit meinst, dass dir an mir liegt, dann begehst du einen Fehler«, sagte er leise.
»Bilde dir bloß nichts ein!«, konterte sie betont hart. »Glaub ja nicht, ich sei bis über beide Ohren in dich verliebt oder könne ohne dich nicht leben! Ich helfe Freunden, an denen mir liegt, sogar anderen Menschen – oder besser gesagt: anderen Wesen.«
Sie wurde nervös, weil er sie einfach nur ansah, die braunen Arme auf dem Kissen verschränkt. Vor lauter Unsicherheit plapperte sie hastig weiter: »Ich meine, du bist ein toller Liebhaber, keine Frage, aber ich komme in null Komma nichts über
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