Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
machte.
Darnell sah sich stirnrunzelnd um und stellte sich neben sie. »Was ist los?«
Zwei Unsterbliche betraten das Zimmer. Waren das nicht die beiden Frischlinge, mit denen Seth trainiert hatte?
Die beiden blieben stehen, die Blicke auf Ami gerichtet. »Ist das Ami?«, wollte einer von ihnen wissen.
Die Umstehenden nickten kurz. Die Angst, die Ami die ganze Zeit zu unterdrücken versucht hatte, kehrte mit doppelter Wucht zurück.
Was war los? Warum starrten die sie alle so an? Was wussten die, was sie nicht wusste?
Darnell legte den Arm um ihre Schultern und zog sie schützend an sich.
Ami drückte sich an ihn und wünschte sich von ganzem Herzen, dass Marcus endlich zurückkam.
Marcus folgte Seth in den Ruheraum, wobei er der Einrichtung des Schlafzimmers keine Beachtung schenkte.
Nachdem Seth die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog er ein Taschentuch aus der Hosentasche und wischte sich das Blut von Lippen und Kinn.
Ungeduldig ergriff Marcus das Wort. »Ist Ami eine Begabte ?«
Seth steckte das Taschentuch wieder weg und erwiderte seinen Blick. »Nein«, erwiderte er.
Der Schmerz war überwältigend. Marcus schloss die Augen. Genau das hatte sie ihm auch gesagt, aber … »Sie hat Vorahnungen. Oder etwas in der Art.«
»Sie ist keine Begabte , Marcus. Es tut mir wirklich leid.«
Sein Brustkorb fühlte sich an wie zugeschnürt. »Du mieser Bastard.« Schmerz schwang in dem geflüsterten Vorwurf mit. »Wie kannst du mir das antun?«
»Ich konnte nicht wissen, dass du dich in sie verlieben würdest.«
»Konntest du nicht?«, fragte Marcus bitter. »Ich dachte, du weißt alles. Ist nicht alles vom Schicksal vorherbestimmt? Hast du nicht auch gewusst, dass sich Bethany in Robert verlieben würde?«
Seth seufzte. »Das war eine Ausnahme, nicht die Regel. Wenn ich tatsächlich der allwissende Amor wäre, für den du mich zu halten scheinst, hätte ich schon vor langer Zeit für jeden von euch eine Ehefrau gefunden, damit ihr nicht so unter eurer Einsamkeit leiden müsst.«
»Bist du dir bei Ami sicher? Ich habe noch nie jemanden mit übersinnlichen Fähigkeiten getroffen, der nicht entweder ein Begabter oder ein Unsterblicher war.«
»Ich bin mir sicher.«
Marcus rieb sich die brennenden Augen und kniff sich in den Nasenrücken. »Die Geschichte wiederholt sich. Ist das nicht das, was du und David uns nur zu gern vor Augen führt?«
»In diesem Fall ist es aber nicht so.«
»Wirklich nicht?«, fragte Marcus mit einem verzweifelten Lachen. »Was werde ich bekommen? Fünfzig oder bestenfalls sechzig Jahre mit ihr, bevor ich sie genauso verliere, wie ich Bethany verloren habe? Falls sie nicht vorher von einem Vampir getötet wird. Und dann … was dann? Dann verbringe ich das nächste Jahrtausend damit, ihren Tod zu betrauern?«
»In diesem Fall kann keine Rede davon sein, dass sich die Geschichte wiederholt«, sagte Seth noch einmal. »Für Bethany hast du niemals das empfunden, was du für Ami empfindest.«
Marcus wusste, dass er recht hatte, konnte sich aber ein trotziges »Was macht dich da so sicher?« nicht verkneifen.
»Welche Opfer würdest du für Ami bringen?«
Da Seth die Frage ernst zu meinen schien, dachte Marcus gründlich darüber nach. Nach einer vollen Minute gab er das zur Antwort, was ihm als Erstes durch den Kopf geschossen war. »Ich würde alles für sie tun.«
»Was würdest du dafür geben, dass sie dir gehört?«
»Alles.«
»Für Bethany hast du nur wenig riskiert. Du hast ihr nichts geopfert – abgesehen von deinem eigenen Glück. Du hast ihr nie deine Gefühle gestanden, und du hast sie auch nie wirklich an dich herangelassen. Du hättest deine Freundschaft mit Robert aufgeben können. Du hättest –«
»Das hätte ich ihm niemals angetan!«, blaffte Marcus. »Er war wie ein Bruder für mich. Ich –«
»Wenn du geglaubt hättest, dass du mit Bethany das teilen könntest, was du mit Ami hast, dann hättest du das alles aufs Spiel gesetzt.«
»Sie sah keinen erwachsenen Mann in mir! Für sie war ich so etwas wie ein kleiner Bruder!«
»Du hättest Bethany und Robert dabei zusehen können, wie sie bis zu ihrem Tod ein glückliches Leben führten, um dann achthundert Jahre auf ihre Geburt zu warten, und darauf, dass sie erwachsen wird. Dann hättest du sie verführen und von der Zeitreise abhalten können. Weder sie noch Robert hätten jemals davon erfahren. Du hättest beides gehabt: deine Freundschaft mit Robert in der Vergangenheit und eine glückliche
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