Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
weißt, dass ich das niemals ohne dein Einverständnis tun würde.«
»Ich meinte eigentlich, dass du ihm nicht erzählt hast, wer du bist. Oder was du bist.«
Seit vielen Jahrtausenden war sie die erste Person, der er sein wahres Ich enthüllt hatte, auch wenn Seth beim besten Willen nicht verstand, was ihn dazu getrieben hatte. »Du weißt, dass ich das nicht tun kann.«
»Weshalb? Weil du noch unerbittlicher gejagt werden würdest als die Unsterblichen mit ihrer veränderten DNA, wenn die Falschen durch Marcus oder einen der anderen davon erführen?«
»Ja.«
»Warum glaubst du, dass ich nicht ebenfalls gejagt werden würde, wenn die Wahrheit herauskäme?«
»Weil Marcus dein Vertrauen ebenso wenig missbrauchen würde wie ich.«
»Aber du glaubst, dass er dich verraten könnte. Ist das der Grund, warum du es ihm nicht gesagt hast?«
Seth fragte sich, wie er ihr den Unterschied erklären sollte. »Liebende teilen Geheimnisse miteinander, Ami. Zweifellos habt ihr beide bereits welche, die ihr keinem anderem anvertrauen würdet.«
Wie zum Beispiel ihr erstes Treffen, von dem sie ihm hatten glauben machen wollen, dass es bei Marcus zu Hause stattgefunden hatte, in der Nacht, als er Ami zu Marcus’ Sekundantin ernannt hatte.
»Je enger und intimer eine Beziehung ist, desto mehr Geheimnisse teilt ein Paar. Wenn ich Marcus erzählen würde, woher er seine einzigartige DNA hat, glaubst du nicht, dass er dieses Wissen mit dir teilen wollen würde?«
»Aber wenn du ihm verbieten würdest –«
»Dann hätte er ein schlechtes Gewissen, dir die Information vorzuenthalten.«
»Aber ich weiß es ja schon.«
»Ja. Aber er ist nur ein Unsterblicher von vielen. Wenn ich es ihm sagen würde, dann müsste ich es auch den anderen erzählen. Alles andere wäre unfair. Und nicht alle Unsterblichen leben allein. Manche von ihnen haben Partner, denen sie gern die Wahrheit erzählen würden. Und wenn nur einer von ihnen der falschen Person vertrauen würde, die Wahrheit in das falsche Ohr flüstern würde« – und es gab immer einen – »dann würde das eine fürchterliche Katastrophe nach sich ziehen und unsere Existenz gefährden.«
Marcus hatte sich darüber beklagt, dass sich die Geschichte wiederholte. Und Seth konnte den Gedanken nicht ertragen, so etwas noch einmal durchzumachen. Er hatte seine Lektion gelernt.
»Du hättest es mir nicht erzählen dürfen, oder?«, fragte sie.
Er lächelte. »Nein. Und ich weiß nicht, warum ich es getan habe. Möglicherweise habe ich es dir wegen deiner eigenen, einzigartigen Situation erzählt.«
»Und ich werde dich nicht enttäuschen, Seth.«
»Ich dich auch nicht.«
Sie senkte den Kopf, verschränkte die Hände im Schoß und spielte mit ihren Fingern herum. »Einen Moment lang habe ich geglaubt, dass du Marcus von mir erzählt hättest, als er zu dir in den Keller ging, und dass das der Grund wäre, warum du dich hier mit ihm eingeschlossen hast.«
»Ich habe das nur getan, um deine Privatsphäre zu schützen. Er wollte wissen, ob du eine Begabte bist.«
Ihre Augenbrauen zogen sich zu einem dunklen Strich zusammen. »Ich habe ihm schon gesagt, dass das nicht der Fall ist.«
Seth legte beruhigend seine Hand auf ihre. »Er ahnt, dass du anders bist, Ami. Du solltest ihm die Wahrheit sagen.«
»Das kann ich nicht. Er wird mich für ein Monster halten.«
»Nein, das wird er nicht.«
»Du hast nicht gesehen, wie er darauf reagiert hat, als er herausgefunden hat, dass ich Vorahnungen habe.«
Nein, das hatte er nicht, aber Seth konnte es sich vorstellen. Der Hoffnungsfunke, der in ihm aufgeflackert war, dicht gefolgt von seiner Enttäuschung, als sie darauf bestanden hatte, keine Begabte zu sein.
»Er war einfach verwirrt. Und enttäuscht, weil er glaubte, dass du nicht verwandelt werden könntest.«
»Ich kann ja auch nicht verwandelt werden.«
»Ich weiß.« Er musterte sie einen Moment lang schweigend. »Liebst du ihn, Ami?«
Sie widmete sich wieder ihren Fingern.
»Oder habe ich die Situation falsch interpretiert? Ist es noch zu früh?«
»Ich war noch nie verliebt«, gestand sie mit leiser Stimme. »Aber ich glaube schon.«
»Dann solltest du ihm vertrauen und es ihm sagen.«
»Ich will nicht, dass er mich für ein Monster hält.«
»Warum glaubst du, dass er das tun würde?«, fragte er, erstaunt über die Gewissheit in ihrer Stimme.
Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Bei dir, David und Darnell war es so, als ihr es herausgefunden habt.«
»Das
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