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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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noch andere … erschreckendere Entdeckungen in diesem Labor, die ich Ihnen lieber erspare. Er hat sie benutzt wie Meerschweinchen und weggeworfen, was er nicht mehr brauchte. Anscheinend hat Saddam ihn mit Nachschub versorgen lassen – und mit allem andern, was er benötigte.» Corben schwieg, als müsse er die Bilder aus seinem Kopf vertreiben und sich sammeln. «Das hier» – er deutete auf den Uroboros auf dem Laptop-Bildschirm – «war in einer der Zellen in die Wand geritzt.»
    Mia fühlte plötzlich etwas Feuchtes an ihrem Mund, und sie merkte, dass sie sich unbewusst so heftig in die Unterlippe gebissen hatte, dass sie blutete. Sie entspannte ihre verkrampften Kiefermuskeln und wischte das Blutströpfchen mit der Fingerspitze weg. «Was für Experimente waren das?»
    «Das wissen wir nicht genau. Aber da Saddam so sehr daran interessiert war, effiziente Methoden des Massenmords zu entdecken …»
    Mia riss die Augen auf. «Glauben Sie, er arbeitete an einer biologischen Waffe?»
    Corben zuckte die Achseln. «Die absolute Geheimhaltung, in der seine Arbeit stattfand, die Leichen, die unmittelbare Förderung durch Saddam … sagen wir so: Ich glaube nicht, dass er nach einem Heilmittel gegen Krebs suchte.»
    Mia starrte das Foto aus der Zelle an. «Aber warum dieses Zeichen an der Wand?»
    «Das wissen wir nicht. Es ist uns gelungen, ein paar Leute in Bagdad aufzuspüren, die ihm begegnet waren. Ich habe mit einem Antiquitätenhändler gesprochen und mit einem Mann, der als Kurator im Nationalmuseum gearbeitet hatte. Anscheinend war dieser Mann, den sie den Hakim nannten, fasziniert von irakischer Geschichte. Er wisse viel darüber, sagten sie, und er habe ausgedehnte Reisen durch die Region unternommen. Als wir offen sprachen, sagten sie mir unabhängig voneinander, er habe sie gebeten, in alten Büchern und Handschriften nach Verweisen auf den Uroboros Ausschau zu halten.»
    «Was sie vermutlich auch getan haben.»
    «Darauf können Sie wetten», bestätigte Corben. «Aber sie haben nichts gefunden. Also forderte er sie auf, weiterzusuchen und ihre Suche auszuweiten, auch über die irakischen Grenzen hinaus. Was sie taten. Sie sagten, er sei davon besessen gewesen, und sie hatten beide schreckliche Angst vor ihm.»
    «Und sie haben nichts gefunden?»
    Corben schüttelte den Kopf.
    «Und jetzt will er dieses Buch haben …» Mia verband die einzelnen Punkte in ihrem Kopf miteinander. «Dieser … dieser Arzt also. Er ist immer noch da.»
    Er nickte.
    Ein übermächtiges Grauen presste Mias Herz zusammen. «Und Sie glauben, er hat meine Mutter?» Die Worte schnürten ihr die Kehle zu, und sie wünschte sich mit aller Kraft, dass er mit einem Nein antworten würde.
    Corbens ernstes Gesicht verriet ihr, dass er das nicht konnte. «Ein paar Wochen nach der Entdeckung des Labors verlor sich seine Spur nördlich von Tikrit, und seitdem haben wir keinen Hinweis mehr bekommen. Angesichts dessen, dass Evelyn die Gewölbekammer gefunden und schon dadurch eine Verbindung zu dem Uroboros hat, und in Anbetracht der Skrupellosigkeit der Leute, die anscheinend hinter den Antiquitäten her sind, halte ich es für mehr als wahrscheinlich, dass entweder der Hakim selbst Evelyn gefangen hält oder einer von seinen Leuten», sagte er düster.
    Mia spürte, wie die Luft aus ihrer Lunge entwich. Die Lage ihrer Mom sah schon finster genug aus, wenn sie annahm, dass sie es nur mit einer Schmugglerbande zu tun hatten. Das hier … Die Vorstellung war zu entsetzlich. Sie starrte ins Leere. Das Zimmer schien dunkel zu werden, und alles verschwamm vor ihren Augen. Am Rande ihres Bewusstseins erfasste sie, dass Corben zum Telefon griff. Sie hörte die Tastentöne, als er eine Nummer wählte. Wieder klingelte es am anderen Ende, ohne dass sich jemand meldete, und er klappte das Telefon zu.
    Eine Frage trieb aus dem Nebel ihrer Gedanken herauf. Sie sah Corben an. «Bei all der Aufregung über Massenvernichtungswaffen und bei dem, was Sie über den Mann wissen, hätte ich angenommen, dass Sie ein umfangreiches Team auf den Fall angesetzt haben, das mit Ihnen zusammenarbeitet. Ihn zu erwischen, hat doch sicher höchste Priorität, oder?»
    «Hatte es», sagte Corben verdrossen. «Aber jetzt nicht mehr. Wir haben schon zu oft blinden Alarm geschlagen, wenn wir glaubten, auf Massenvernichtungswaffen gestoßen zu sein. Inzwischen dürfen wir das Wort kaum noch verwenden. Ich schätze, wir haben es nicht anders verdient, aber niemand

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