Imperator 02 - König der Sklaven
nahe bei einem Dorf. Damit die Lösegelder eine regelmäßige und zuverlässige Einnahmequelle für die Piraten blieben, mussten die Geiseln den Weg zurück in die Zivilisation finden. Deshalb wussten die Legionäre, dass die Küste nicht unbewohnt sein konnte. Prax war sicher, dass es sich um die Nordküste von Afrika handelte. Er behauptete, einige der Bäume wiederzuerkennen, und ganz sicher waren die Vögel, die über ihren Köpfen dahinsegelten, keine, die sie von zu Hause kannten.
»Vielleicht sind wir ja in der Nähe einer römischen Siedlung«, hatte Gaditicus gesagt. »Entlang der Küste gibt es Hunderte davon, und wir sind sicher nicht die ersten Gefangenen, die hier ausgesetzt werden. Es sollte also möglich sein, auf einem der Handelsschiffe einen Platz zu bekommen und noch vor Ende des Sommers wieder in Rom zu sein.«
»Ich gehe nicht nach Rom zurück«, hatte Julius leise aber bestimmt gesagt. »Nicht so, ohne Geld und in Lumpen gehüllt. Was ich zu dem Kapitän gesagt habe, war mein voller Ernst.«
»Was bleibt uns denn anderes übrig?«, hatte Gaditicus zweifelnd erwidert. »Selbst wenn du ein Schiff und eine Mannschaft hättest, bräuchtest du Monate, um diesen einen Piraten unter vielen anderen zu suchen.«
»Ich habe gehört, wie ihn einer der Wächter Celsus genannt hat. Selbst wenn das nicht sein richtiger Name ist, so ist es immerhin ein Anfang. Wir kennen sein Schiff, und wir finden bestimmt jemanden, der ihn kennt.«
Gaditicus hob skeptisch die Augenbrauen. »Nun hör mal gut zu, Julius. Ich würde diesen Sauhund genauso gerne wiederfinden wie du, aber es ist einfach unmöglich. Ich hatte nichts dagegen, dass du diesem Dummkopf an Bord die Meinung gesagt hast, aber Tatsache bleibt, dass wir nicht einmal ein einziges Schwert haben, von Geld ganz zu schweigen.«
Julius stand auf und sah dem Zenturio fest in die Augen. »Dann fangen wir eben damit an, dass wir uns Schwerter und Geld beschaffen. Danach besorgen wir uns Männer für eine Mannschaft und zuletzt das Schiff, um ihn zu jagen. Eins nach dem anderen.«
Gaditicus hielt Julius’ Blick stand. Er spürte den Ernst, der dahinter lag.
»Wir?«, fragte er leise.
»Wenn es sein muss, mache ich es auch alleine, dann dauert es eben länger. Wenn wir aber zusammenbleiben, habe ich ein paar gute Ideen, wie wir unser Geld wieder zurückbekommen, so dass wir stolz und erhobenen Hauptes nach Rom zurückkehren können. Ich werde nicht geschlagen nach Hause zurückkriechen.«
»Das ist auch für mich kein angenehmer Gedanke«, erwiderte Gaditicus. »Das Gold, das meine Familie geschickt hat, dürfte sie alle in Armut gestürzt haben. Sie sind bestimmt froh, mich gesund und wohlbehalten wiederzusehen, aber dafür müsste ich tagtäglich mit ansehen, wie sehr sich ihr Leben verändert hat. Wenn du nicht bloß träumst, höre ich mir deine Ideen gerne an. Es kann auf jeden Fall nicht schaden, wenn man darüber redet.«
Julius legte dem älteren Mann die Hand auf die Schulter, bevor er sich zu den anderen umdrehte.
»Und wie sieht es mit euch aus? Wollt ihr wie geprügelte Hunde nach Hause kriechen oder noch ein paar Monate drangeben und das zurückholen, was wir verloren haben?«
»Sie haben bestimmt noch mehr an Bord als nur unser Gold«, sagte Pelitas bedächtig. »Sie können es ja nirgendwo in Sicherheit bringen, also ist wahrscheinlich auch das Legionssilber noch im Laderaum.«
»Das der Legion gehört!«, sagte Gaditicus scharf, mit einem Funken seiner alten Autorität in der Stimme. »Nein, Männer. Ich werde nicht zum Dieb werden. Das Legionssilber ist mit dem Stempel Roms geprägt. Alles, was wir davon noch finden sollten, geht an die Soldaten, weil sie ihren Sold redlich verdient haben.«
Die anderen nickten zustimmend, denn sie wussten, dass dies nur gerecht war.
Nur Suetonius meldete sich ungläubig zu Wort.
»Ihr redet, als läge das Gold hier vor euch und nicht in einem weit entfernten Schiff, das wir nie wiedersehen werden, weil wir vorher Gott weiß wo verhungern!«
»Du hast Recht!«, sagte Julius. »Wir sollten lieber sofort diesem Pfad folgen. Für einen Wildwechsel ist er zu breit, also dürfte ein Dorf in der Nähe sein. Über den Rest reden wir, wenn wir uns endlich wieder als Römer fühlen können, wenn wir eine anständige Mahlzeit im Bauch haben und endlich diese widerlichen Bärte abrasiert sind.«
Die Männer erhoben sich und gingen mit Julius auf die Lücke im Gestrüpp hinter ihnen zu. Nur Suetonius stand
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