Imperator 02 - König der Sklaven
gingen mit gezogenen Dolchen langsam rückwärts zu ihrem Boot zurück.
»Tut jetzt nichts Unüberlegtes«, warnte sie einer von ihnen. »Mit der Zeit findet ihr schon euren Weg nach Hause.« Dann saßen sie wieder in ihrem Boot und ruderten schnell zum Schiff zurück, das sich schwarz von der mondglänzenden See abhob.
Pelitas bückte sich, ergriff eine Hand voll von dem feinen Sand und ließ ihn durch die Finger rieseln.
»Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich gehe jetzt schwimmen«, sagte er und riss sich in plötzlicher Hast die verdreckten Kleider vom Leib. Einen Moment später stand nur noch Suetonius an Land, dann wurde auch er von den lachenden und schreienden Offizieren mitsamt seinen Kleidern ins Wasser gezerrt.
Mit dem Dolch häutete Brutus die beiden Hasen ab, die sie einem Bauern abgekauft hatten, und scharrte ihre schleimigen Innereien auf einem Haufen zusammen. Renius hatte ein paar wilde Zwiebeln gefunden, und zusammen mit dem knusprigen Brot und dem halben Schlauch Wein würde das in ihrer letzten Nacht im Freien ein richtiges Festmahl abgeben. Rom war jetzt weniger als eine Tagesreise entfernt, und nachdem sie die Pferde verkauft hatten, hatten sie auch wieder Geld.
Renius ließ ein paar schwere, trockene Holzscheite neben die Feuerstelle fallen, dann legte er sich so nah wie möglich daneben und genoss die Wärme.
»Gib mir den Schlauch mit dem Wein, mein Junge«, sagte er mit weicher Stimme.
Brutus zog den Stöpsel heraus und reichte ihn ihm hinüber. Er sah zu, wie Renius den Weinstrahl auf seinen Mund richtete und schluckte.
»Wenn ich du wäre, würde ich es langsam angehen lassen«, sagte Brutus. »Du verträgst keinen Wein. Ich habe keine Lust, dass du nachher anfängst, mit mir zu streiten, oder zu heulen oder so etwas.«
Renius ignorierte ihn und holte erst wieder Luft, als er den Schlauch absetzte.
»Es tut gut, wieder zu Hause zu sein«, sagte er.
Brutus füllte den kleinen Kochtopf bis an den Rand und legte sich dann auf der anderen Seite des Feuers nieder.
»Allerdings. Bevor der Ausguck die Küste gesichtet hat, habe ich gar nicht gewusst, wie sehr ich es vermisst habe. Erst das hat mir alles wieder in Erinnerung gerufen.«
Bei dem Gedanken daran schüttelte er verwundert den Kopf und rührte mit dem Dolch das Fleisch im Topf um. Renius hob den Kopf und legte ihn in die stützende Hand.
»Du bist nicht mehr der Junge, den ich einmal ausgebildet habe. Du hast dich sehr verändert. Ich glaube, ich habe dir nie gesagt, wie stolz ich war, als du Zenturio in der Bronzefaust geworden bist.«
»Du hast es allen anderen gesagt, so dass es mir letztendlich doch zu Ohren gekommen ist«, erwiderte Brutus lächelnd.
»Und jetzt willst du einer von Julius’ Männern werden?«, fragte Renius und beäugte beiläufig den brodelnden Eintopf.
»Warum nicht? Schließlich gehen wir denselben Weg, oder hast du das vergessen? Cabera hat das gesagt.«
»Ja, das hat er mir auch gesagt«, murmelte Renius und tauchte einen Finger in die Fleischbrühe, um zu kosten. Der Eintopf brodelte wild, aber Renius schien die Hitze gar nicht zu spüren.
»Ich dachte, das sei der Grund, warum du mit mir zurückgekommen bist. Du hättest bei der Faust bleiben können, wenn du gewollt hättest.«
Renius zuckte die Schultern. »Ich wollte lieber wieder mitten im Geschehen sein.«
Brutus grinste den stämmigen Mann an. »Ich weiß. Jetzt, wo Sulla tot ist, ist unsere Stunde gekommen.«
9
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagte Fercus. Er zerrte an den Stricken, die ihn an den Stuhl fesselten, doch sie gaben nicht nach.
»Ich glaube, du weißt ganz genau, was ich meine«, antwortete Antonidus und beugte sich so nahe zu ihm herüber, dass ihre Stirnen sich beinahe berührten. »Ich besitze die Gabe, eine Lüge zu erkennen, wenn ich eine höre.« Plötzlich schnüffelte er zweimal vernehmlich, was Fercus daran erinnerte, dass man Antonidus auch Sullas Hund nannte.
»Und du stinkst nach Lügen«, sagte Antonidus verächtlich. »Ich weiß, dass du etwas damit zu tun hast. Also erzähl mir einfach alles, dann muss ich die Folterknechte nicht holen. Von hier gibt es kein Entrinnen, Sklavenhändler. Niemand hat gesehen, wie du verhaftet wurdest, und niemand wird jemals erfahren, dass wir uns unterhalten haben. Sag mir einfach, wer den Mord befohlen hat und wo sich der Mörder aufhält, dann kannst du unversehrt nach Hause gehen.«
»Bring mich vor ein ordentliches Gericht. Dann finde ich
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