Imperator 02 - König der Sklaven
zu lassen? Was denkst du dir denn dabei?«
Der Axtträger begegnete der Wut, die aus Parrakis hervorbrach, mit geschürzten Lippen.
»Du hast immer gesagt, es wären die besten Jahre deines Lebens gewesen«, murmelte er. »Wenn sich die alten Männer betrinken, erzählst du immer von diesen Tagen, als wären es goldene Zeiten gewesen. Ich habe nur die Möglichkeit, von morgens bis abends hier zu schuften. Was soll ich den Leuten erzählen, wenn ich alt und betrunken bin? Wie glorreich es war, ein Schwein für ein Fest zu schlachten? Wie ich mir mal einen Zahn an einem Stein ausgebrochen habe, der in dem Brot gesteckt hat, das wir backen?«
Ehe der verdutzte Parrakis etwas erwidern konnte, sprach Julius. »Ich verlange nicht mehr, als dass du die Leute aus dem Dorf fragst. Ich ziehe Freiwillige vor – falls es noch mehr gibt wie diesen Mann hier.«
Die Wut wich aus Parrakis. Er sah erschöpft aus.
»Junge Männer«, sagte er in resigniertem Tonfall. »Immer auf der Suche nach Aufregung. Wahrscheinlich war ich nicht anders.« Er wendete sich dem Axtträger zu. »Bist du dir sicher, Junge?«
»Du hast Deni und Cam, die auf dem Hof arbeiten, da brauchst du mich nicht auch noch. Ich will Rom sehen«, erwiderte der junge Mann.
»In Ordnung, mein Sohn, aber es stimmt, was ich gesagt habe. Es ist keine Schande, sein Leben hier zu bestreiten.«
»Das weiß ich, Vater. Ich werde zu euch zurückkehren.«
»Natürlich, mein Junge. Hier ist dein Zuhause.«
Insgesamt meldeten sich in dem Dorf acht Freiwillige. Julius nahm sechs von ihnen und schickte zwei, die kaum mehr als Kinder waren, wieder nach Hause, auch wenn sich einer von ihnen Ruß aufs Kinn gerieben hatte, um einen Bartschatten vorzutäuschen. Zwei der Neulinge brachten ihre eigenen Bogen mit. Allmählich wuchs die Armee, die er brauchte, um ein Schiff zu bemannen und Celsus über die Meere zu jagen. Julius versuchte seinen Optimismus zu bändigen, als sie unter den grünen Bäumen hervor in Richtung Küste marschierten, um dort mit der Ausbildung zu beginnen. Im Kopf überschlug er, was sie noch alles brauchten. Gold, um ein Schiff zu mieten, weitere zwanzig Männer und dreißig Schwerter, genug zu essen, damit es bis zu einem größeren Hafen reichte. Es war zu schaffen.
Einer der Bogenschützen stolperte und fiel der Länge nach hin, wodurch fast die ganze Marschkolonne stolpernd zum Halten kam. Julius seufzte. Drei Jahre, um sie richtig auszubilden, wären auch nicht verkehrt.
12
Servilia saß mit geradem Rücken auf dem Rand der Liege. Die Anspannung war ihr deutlich anzusehen, doch Brutus hatte das Gefühl, er sollte nicht als Erster etwas sagen. Er hatte den größten Teil der Nacht wach gelegen, ohne zu einem Entschluss zu kommen. Drei Mal hatte er beschlossen, das Haus in der Nähe des Quirinal nicht mehr aufzusuchen, aber jedes Mal war es nur eine leere Geste des Trotzes gewesen. Tatsächlich hatte er keinen Augenblick daran gezweifelt, dass er zu ihr gehen würde. Er verspürte keineswegs die Liebe eines Sohnes, trotzdem war er aus einem unklaren Ideal heraus zurückgekehrt, mit derselben Faszination, als kratzte er eine verschorfte Wunde auf, um für sie bluten zu können.
Als Kind, wenn er allein und verängstigt gewesen war, hatte er sich oft sehnsüchtig gewünscht, sie würde zu ihm kommen. Als Marius’ Frau ihn mit ihrem Verlangen nach einem Sohn fast erdrückt hatte, war er zurückgewichen, verunsichert von Gefühlen, die er nicht verstand. Und dennoch besaß die Frau, die ihm gegenübersaß, eine Macht über ihn wie niemand sonst – nicht Tubruk und selbst Julius nicht.
In der unnatürlichen Stille betrachtete er sie eingehend, auf der Suche nach etwas, das er nicht benennen oder auch nur zu verstehen hoffen konnte. Sie trug eine reine weiße Stola auf der sonnengebräunten Haut, ohne jeden Schmuck. Wie am Tag zuvor war ihr Haar offen, und sie bewegte sich mit einer so geschmeidigen Anmut, dass es einem Freude bereitete, ihr einfach nur beim Gehen oder Sitzen zuzusehen, so wie man den vollkommenen Gang eines Leoparden oder eines Rehs bewunderte. Ihre Augen waren zu groß, befand er, und ihr Kinn zu ausgeprägt für eine klassische Schönheit, aber er konnte den Blick trotzdem nicht abwenden. Die Falten an ihren Augen und um ihren Mund herum fielen ihm auf. Sie schien angespannt und nervös, bereit, jeden Augenblick aufzuspringen und vor ihm wegzulaufen, so wie sie es schon einmal getan hatte. Er wartete und fragte sich, wie
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